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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Autoren: James Maxey
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Freigebigkeit«, sprach Metron
weiter und breitete erneut die Schwingen aus. »Die Saat, die Ihr vor langer Zeit gelegt habt, hat reichlich Ernte hervorgebracht. Vor Euch stehen Eure Söhne, mächtig und groß. Ihre Schwingen überspannen die Himmelsbögen. Das Feuer ihres Willens kann durch Regen nicht gelöscht werden und auch nicht durch Meere oder Flüsse. Jeder von ihnen ist Euer Stolz, Eure Verheißung, und einer von ihnen, so hoffen wir, wird Euer Tod sein!«
    Metron senkte die Flügel, und unter den Anwesenden brach Jubel aus. Zweimal zuvor hatten die Drachen des Königreichs während Albekizans Herrschaft das Ritual bezeugen können, in dem die älteren Söhne um die Ehre wetteiferten, aus dem Königreich verbannt zu werden. Die mit dem Ritual verbundene Hoffnung bestand darin, dass ein verbannter Sohn eines Tages zurückkehren würde, um seinen Vater herauszufordern und so nach ihm mit noch größerer Stärke zu herrschen. Dies war das Ritual der Nachfolge, durch das Albekizans Familie seit uralten Zeiten an der Macht geblieben war, indem starke Herrscher immer wieder durch noch stärkere ersetzt wurden. In den vorangegangenen Wettbewerben jedoch waren die verbannten Söhne nur zurückgekehrt, um dann von Albekizan erschlagen zu werden.
    Dieses Jahr war das erste Mal, dass Bodiel teilnehmen durfte. Er war der jüngste Sohn des Königs und wurde gemeinhin als derjenige angesehen, der am ehesten geeignet war, seinen Vater zu besiegen. Er war stark, schnell und bezaubernd, ein Meister der Politik wie des Kampfes. Shandrazel war größer und – wie alle übereinstimmten – auch klüger, aber nur wenige glaubten, dass er siegen würde. Bodiel
besaß den Willen, um jeden Preis zu gewinnen. Die in seinem Blut brodelnde Gier nach Sieg konnte es mit der von Albekizan aufnehmen und übertraf sie möglicherweise sogar noch.
    Während die Sonne unterging, zweifelten nur wenige daran, dass Bodiel noch vor Sonnenaufgang seinen Bruder besiegt haben würde, der daraufhin kastriert und in die Bibliothek gesteckt werden würde, um dort den Rest seiner Tage im Dienst von Metron zu verbringen. Bodiel dagegen würde einen Tag Zeit haben, aus dem Königreich zu fliehen, ehe alle anderen die Pflicht hatten, ihre Klauen gegen ihn zu erheben.
    Jandra sah keinen Grund, die Meinung der Menge in Frage zu stellen. Auch sie glaubte, dass Bodiel eines Tages zurückkehren und seinen Vater besiegen würde, um die Herrschaft über das Königreich zu ergreifen. Sie hoffte, dass er ein guter und kluger Herrscher sein würde.
    »Macht die Jagdbeute bereit!«, rief Metron und deutete mit dem Stab auf den nach außen offenen Teil des Raumes, wo mehrere Erddrachen die Eisenkäfige mit den Sklaven bewachten. Die Männer sahen hager und gebräunt aus, und ihre geölten Muskeln glänzten messingfarben. Beide Sklaven galten als rebellisch und waren bekannt wegen ihrer Fähigkeit zu fliehen; ihre Anwesenheit bewies jedoch, dass keiner von ihnen in der Lage gewesen war zu verhindern, dass er erneut ergriffen und zurückgeholt wurde.
    Bodiel würde Cron verfolgen, den jüngeren Sklaven, was bedeutete, dass Shandrazel den Vorteil hatte, den älteren Sklaven Tulk zu verfolgen. Von Tulk, der durchaus stark und listig war, hieß es, dass er kurzsichtig wäre. Jandra hatte
Grund, dies zu bezweifeln, denn Tulk starrte sie quer durch den Raum eingehend an. Sie spürte erneut, wie sich Schuld in ihr regte. Sie hatte große Ehrfurcht vor dem Ritual, das sie miterlebte, wurde von seiner Größe mitgerissen. Sollte sie nicht Reue empfinden angesichts des Schicksals der Sklaven? Sie wich ihren Blicken aus, unfähig, Tulk ins Gesicht zu sehen. Sie starrte auf die Ärmel ihres Kleides, in das metallisch-blaue Fäden eingestickt waren, die an die Schuppen eines Himmelsdrachen erinnerten.
    Die mit kräftigen Muskeln ausgestatteten Erddrachen ächzten, als sie die Eisenkäfige zu der unebenen Steinwand rollten, bei der sich kleine Türen befanden. Auf der anderen Seite der Türen waren Labyrinthe, und dahinter erstreckte sich der riesige Wald.
    »Lasst die Beute los«, sagte Metron und klopfte mit dem Stab kräftig auf den Boden. Die Trommler antworteten auf dieses Zeichen mit einem Rhythmus aus Bassklängen. Die Käfige wurden mit lautem Geklapper geöffnet. Tulk stolperte, als er den Käfig verließ. Die Zuschauer schnappten nach Luft. Jandra sah hoch und bemerkte, dass Tulk wieder auf die Füße sprang. Tulk warf ihr einen letzten Blick zu, dann wandte er sich von
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