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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman
Autoren: Sandra Worth
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lagen wie Felsen neben mir, aber ich schaffte es, den Kopf ein wenig zu heben, Anne anzusehen und nach ihrer Hand zu greifen. »George – lass sie nicht meinen George bekommen!«, keuchte ich. Mir stockte der Atem, doch die Furcht gab mir Kraft. Ich rang nach Luft und drückte Annes Hand, denn sie musste verstehen, wie wichtig es war und was auf dem Spiel stand! »Nimm ihn zu euch – zieh ihn als Neville groß!«, flehte ich sie an. »Überlass meinen George nicht ihrer Gnade, ich bitte dich!« Nun verließen mich die Kräfte. Ich sank schwer auf das Kissen, schloss die Augen und konnte nur mit größter Mühe atmen.
    »Habt keine Angst, Tante Isobel! Wir werden seine Vormundschaft übernehmen und George bei uns in Middleham aufziehen. Er soll alle Vorzüge genießen, die wir ihm bieten können. Und er soll erfahren, was für ein nobler und ehrbarer Ritter sein Vater war.«
    Im Hintergrund hörte ich leises Schluchzen und wusste, dass sie um mich weinte. Dabei hatte ich bekommen, was ich mir inständig gewünscht hatte. Am Beginn meiner Reise mit fünfzehn Jahren wie jetzt an ihrem Ende war mein Herz zufrieden. Ich lächelte.
    Eine vertraute Stimme drang an mein Ohr. »John?«, murmelte ich. Wie kann das sein?, dachte ich. Ich drehte mich um und öffnete wieder die Augen.
    John stand in der Zimmerecke, nahe der Kammertür, und sah mich an. Er trug denselben grünen Wams und die hohen Stiefel wie in Tattershall Castle und sah so jung und schön aus wie an dem Abend unseres Tanzes … Plötzlich empfand ich einen Kraftschub, der mein Herz und meine Lunge belebte, und ich rief freudig aus: »Oh, John, mein Liebster, bist du es wirklich?«
    John lächelte. »Ich bin es, mein Engel.«
    Unter Freudentränen musste ich lachen. »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass Engel goldenes Haar haben? Das wird dir jeder Maler und jeder Glaser bestätigen.«
    »Meine Engel haben kastanienbraunes Haar, weißt du das immer noch nicht, Isobel?«
    »Ich weiß nur, dass ich die glücklichste Frau von allen bin, mein Liebster.«
    »Ich habe auf dich gewartet. Komm, meine Liebe, es ist Zeit, dass wir wieder vereint sind!«
    »Oh, John, mit Freuden, mein Liebster … oh, so gern!«
    Die Steine, die meinen Leib beschwert hatten, waren fort, und leichtfüßig stieg ich aus dem Bett, um zu John zu gleiten. Beschienen von einem Licht, wie ich es noch nie gesehen hatte, legte ich die Hand in seine, und wir lächelten einander an. Hinter mir hörte ich lauteres Schluchzen, und ich sah mich um.
    Tränen liefen über ihre Wangen, als die junge Duchess mir die Hände auf der Brust faltete, und Ursula und die Countess schluchzten hemmungslos. Ich wollte ihnen sagen, dass es gut war, dass ich glücklich war, aber ich wusste, sie würden mich nicht hören.
    Also hauchte ich ihnen einen sanften Abschiedskuss zu und drehte mich wieder zu John.

A NMERKUNGEN DER A UTORIN
    Dieser Roman ist meine erste fiktionale Erkundung der sorgenvollen Periode in der englischen Geschichte, die zu einem Wechsel der Dynastie in den Rosenkriegen führte. Von Isobel ist so gut wie nichts überliefert, wohingegen der Bruder des »Königsmachers«, Sir John Neville, mehrfach in den Chroniken und historischen Texten auftaucht. So weiß man zwar, dass er die Geschichte mitgeschrieben hat, doch ist von seinen Gedanken wenig bekannt. In seinen Memoires beschreibt ihn der große Staatsmann Philippe de Commines, der Sir John Neville persönlich kannte, als »un très vaillant chevalier.« Leider existiert keine Biografie von ihm, aber seine Taten sind gut dokumentiert und vermitteln uns einen Eindruck, was für ein Mann er war. Auch Handschriftenanalysen boten kostbare Einblicke in seinen Charakter.
    Isobels und Johns Liebesgeschichte stützt sich auf bekannte Fakten. Sir John Neville zahlte die unglaubliche Summe von eintausend Pfund, um die sechzehnjährige Lady Isobel Ingoldesthorpe aus dem Lancastrianer-Lager zu heiraten. Was die Hinterhalte der Lancastrianer gegen die Yorkisten-Führer betrifft, sind diese in mehreren zeitgenössischen Quellen aufgeführt. Und jedes Mal wurden die Yorkisten von unbekannter Seite gewarnt. Hier habe ich meine eigenen Deutungen in die Geschichte einfließen lassen, aber ich glaube, dass sie legitim sind und es so hätte sein können, wie ich es schildere. Bezüglich des Datums von König Henry VI. »Liebestages«, der am 25. Mai 1458 stattfand, bitte ich um dichterische Freiheit.
    Die Identität von Sir Thomas Malory bleibt umstritten, und
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