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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman
Autoren: Sandra Worth
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gemacht zu wissen, wie krank ich wirklich war … so krank, dass ich nicht einmal sicher war, ob ich lebend bis Bisham kommen würde. Ich wurde täglich schwächer.
    Mich tröstete die Gewissheit, das Beste für William getan zu haben, denn ich mochte ihn sehr. Auch wenn er niemals den Mann hätte ersetzen können, dem ich auf Tattershall Castle mein Herz geschenkt hatte, hatte ich sorgsam darauf geachtet, dass William sich nie ungeliebt fühlte, weder durch Taten noch durch Worte. Und ich war beruhigt, dass dieser gute und ehrbare Mann sich meiner Töchter annehmen und aufpassen würde, dass sie angemessen – vielleicht sogar glücklich – heirateten. Doch er war nicht mächtig genug, meinen elfjährigen George vor jenen zu schützen, die seine Vormundschaft an sich reißen würden, um die wenigen Pfund zu bekommen, die er erben würde. Um meinen teuren Sohn vor den Woodvilles zu bewahren, musste ich mich an die höchstmöglichen Stellen wenden. Zum Glück war ich nicht ohne Freunde. Johns Nichte, Warwicks Tochter Anne, hatte letztlich ihre Liebe aus Kindertagen, Richard Duke of Gloucester, geheiratet, und ich wollte in dem beruhigten Wissen sterben, dass George in ihrer liebevollen, sicheren Obhut groß wurde. Bei dem Gedanken an meinen wunderschönen Sohn musste ich lächeln. Gewiss tollte er gerade irgendwo mit Roland umher. Die beiden waren so unzertrennlich wie einst John und Rufus.
    Sobald ich Bisham erreichte, schrieb ich William wie versprochen. Danach verfasste ich einen Brief an Nan. Sie lebte nun bei ihrer Tochter Anne in Middleham, da sie kein eigenes Heim mehr besaß und quasi eine Bettlerin war. Ihr nämlich war jedweder weltlicher Besitz von ihrem schrecklichen Schwiegersohn genommen worden – von dem Verräter Clarence, Dickons gierigem Bruder, der vor der Schlacht von Barnet auf Edwards Seite gewechselt war. Mit ihm würde es kein gutes Ende nehmen, daran hegte ich keinen Zweifel.
    Als mein Brief auf dem Weg zu Anne und ihrer Mutter war, legte ich mich ins Bett. Ich brauchte dringend Schlaf, Nahrung hingegen nicht. Was sehr ungewöhnlich war, denn ich hatte immer einen gesegneten Appetit gehabt. Doch ich musste bei Kräften bleiben, deshalb zwang ich mich, jeden Tag etwas Brühe zu trinken. So wartete ich, erkundigte mich täglich, ob meine Anne und ihre Mutter schon eingetroffen seien, und erhielt eine abschlägige Antwort. Ich nippte an meiner Brühe und schlief wieder ein bis zum nächsten Tag.
    Endlich, am zwanzigsten Mai, kamen Anne und Nan in Bisham an. Ich war dankbar, dass ich sie noch einmal sehen durfte, denn die kleine Anne weckte stets wundervolle Erinnerungen. Kaum vernahm ich ihre Stimme, dachte ich an die vergnügte Dreijährige, die mir verlässlich nachgerufen hatte, wann immer ich von ihrer Burg fortgeritten war.
    Doch ich hatte mit entsetzlicher Müdigkeit zu kämpfen, und es gelang mir nicht, die Augen zu öffnen und die beiden zu begrüßen. Neben meinem Bett hörte ich den Arzt, der seine Stimme nicht dämpfte, weil er mich im tiefen Schlummer wähnte. »Es ist ihr Herz. Es ist sehr schwach. Mit fünfunddreißig ist sie wahrlich noch nicht alt und allemal kräftig genug, sich zu erholen, aber es scheint, als hätte sie jeden Lebenswillen verloren.«
    »Weiß Norris Bescheid?«, fragte die Countess leise.
    »Wir haben ihm nach London geschrieben. Er ist unterwegs, Mylady«, antwortete Ursula.
    Liebste Ursula, wie froh bin ich, dass sie die Liebe gefunden hat!
    »Sie ist so liebreizend … und sie sieht so jung aus, Mutter«, ertönte eine sanfte Stimme, die ich nicht recht erkannte. Dann aber begriff ich, dass es Anne war. Mit größter Anstrengung öffnete ich die Augen.
    »Liebe Anne … du bist … groß geworden, Kind …« Vollkommen erschöpft fielen mir die Lider wieder zu. Ich hörte Murmeln, und plötzlich wurde ich gewahr, welchen Fehler ich begangen hatte. Ich zwang mich, noch einmal die Augen zu öffnen. »Verzeiht … Durchlaucht … ich vergaß … Ihr seid jetzt eine Duchess …«
    Eine Hand strich mir zart übers Haar.
    »Tante Isobel, ich bin es bloß, Eure kleine Anne«, flüsterte sie. »Ja, ich bin groß und habe jetzt einen Sohn, wie Ihr …«
    Wie konnte ich vergessen haben, weshalb ich sie unbedingt hatte sehen wollen – warum ich ihr geschrieben hatte, dass ich sie hier in Bisham brauchte? Wie sollte meine Seele je Ruhe finden, wenn ich starb, bevor ich mit ihr über George gesprochen hatte? Meine Lider fühlten sich wie Steine an, und meine Arme
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