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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman
Autoren: Sandra Worth
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sitzen können. Es hatte mit schrecklicher Müdigkeit begonnen, die mich nach Barnet überkommen hatte und beständig schlimmer geworden war. Nun hatte ich blaue Flecken, die nicht verschwinden wollten. Mein Körper sagte mir, dass ich nicht mehr lange zu leben hatte, und ich wollte in Bisham sterben.
    John lag dort begraben.
    Seit Jahrhunderten war die Abtei von Bisham die Begräbnisstätte der Nevilles, und dorthin war John nach der Schlacht von Barnet gebracht worden, um neben seinem Bruder Thomas, seinen Eltern und Warwick begraben zu werden, der mit ihm gestorben war. Sein Bruder, Erzbischof George, der vor der Schlacht auf Edwards Seite gewechselt war, hatte sich nach Barnet des Verrats an König Edward schuldig gemacht und Jahre im Kerker der Festung von Hammes in Calais verbracht. Seine Gefangenschaft unter solch harschen Bedingungen hatte an seiner Gesundheit gezehrt. Dickon of Gloucester hatte sich schließlich für seine Freilassung eingesetzt, doch George war letzten Monat, nach nur zwei Jahren in Freiheit, gestorben. Er war in der Kathedrale von York begraben worden, der einzige Neville, der nicht in der Abtei von Bisham seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.
    »Bist du sicher, dass es dir gut geht, liebe Lady Isobel?«, fragte Ursula.
    Ich sah zu der geliebten Freundin, und unzählige Erinnerungen wurden wach. Ihr Vater, Sir Thomas Malory, war noch einer von jenen, die in Barnet gestorben waren. In den ersten Tagen nach der furchtbaren Schlacht im Nebel hatte Ursula mich in meinem Kummer über Johns Tod getröstet, ohne mit einem Wort zu erwähnen, welchen Verlust sie selbst erlitten hatte.
    So viele Tote, so viel Trauer … Wie vielen würde es jemals vergönnt sein, ein langes Leben zu genießen und in ihrem eigenen Bett zu sterben, unberührt von Krieg? Keiner wusste es. Vielleicht würden eines Tages meine Kindeskinder mit solch einer Welt gesegnet sein, doch jene Zeit war nicht unsere.
    Bald nach Barnet war die Schlacht von Tewkesbury gefolgt. York hatte auch dort triumphiert, und der gute König Henry war in der Nacht darauf im Tower gestorben. Ermordet, hieß es, von König Edward.
    »Ach, Ursula, lass es bleiben!«, schalt ich sie sanft. »Mir geht es gut. Es ist ein schöner Maitag. Die Sonne scheint, die Vögel singen, und der Wald ist wunderschön. Was kann ich mehr verlangen? Sieh nur die Blüten!« Ich griff nach oben und pflückte eine Wildkirschenblüte von einem tief hängenden Ast, der vor Blüten leuchtete. An solch einem Tag vor neunzehn Jahren waren John und ich auf Raby Castle vermählt worden, und ich hatte Kirschblüten im Haar getragen. Kummer, ja, aber auch Glück, so viel Glück hatte ich erfahren dürfen … Mein Weg mochte dornig gewesen sein, doch er war auch voller Rosenblüten gewesen.
    Nach Barnet war ich entschlossen gewesen, nicht dem Kummer nachzuhängen, sondern an die Freude zu denken, die mir beschert gewesen war, denn mich hatte die Aussicht geschreckt, wie Countess Alice zu enden. Mit meinem schwachen Herzen wäre es ein Leichtes gewesen, der Trauer nachzugeben, nur waren meine Kinder noch so jung. Sie brauchten mich, und ich hatte dem Himmel etwas geschworen.
    Es war eine gute Entscheidung. Die Liebe, die ich gekannt hatte, gab mir Kraft, selbst als sie allmählich zu einer Erinnerung verblasste. Ich strich über meinen rubinverzierten Sattel. Die Goldschicht war längst abgerieben, das Leder dünn und rissig, doch der Rubin funkelte genauso glänzend wie an dem Tag, als ich John beim Sattler getroffen hatte.
    »Mylady, bitte, sei ehrlich!«, sagte Ursula streng.
    Ich sah sie wieder an. Nein, Ursula konnte ich nichts vormachen; dafür kannte sie mich viel zu gut. Ich stand tief in ihrer Schuld. Durch meine Mädchenjahre, bei meiner Heirat und während der Mutterschaft und Witwenschaft hatte sie mir beigestanden, diese treue Freundin; sie hatte meine Hand gehalten, mit mir getrauert und mit mir gefeiert.
    »Ich muss nach Bisham«, flüsterte ich, sodass Geoffrey und Tom es nicht hörten. »Es wird Zeit, Ursula.«
    Sie antwortete nicht gleich, und als sie sprach, schimmerten Tränen in ihren Augen. Dieser Tage ertappte ich sie häufiger dabei, wie sie mit den Tränen kämpfte, und ich konnte nicht umhin, innerlich zu seufzen. Für die, die zurückbleiben, ist es immer schwerer.
    »Ja, meine liebe Isobel«, sagte sie sehr leise. »Ich weiß von deinem Herzen. Doch es geht schon seit Jahren so. Ich hatte gehofft, dass ich mich irre.«
    Ich streckte eine Hand nach
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