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Die Heimkehr Der Tochter

Die Heimkehr Der Tochter

Titel: Die Heimkehr Der Tochter
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hatte ich wohl vergessen." Von wegen vergessen. Sie hörte zum ersten Mal davon. Was Geschäftsangelegenheiten betraf, lebte ihre Mutter auf einem anderen Stern.
    „Dad hat also Sie zum neuen Betriebsleiter gemacht, was? Eigenartig, ich dachte, er hätte die Position an einen Erfahreneren vergeben. Wie lange arbeiten Sie schon für Malone Enterprises?"
    „Seit zwanzig Jahren."
    „Was? Unmöglich. Ich bin erst seit sieben Jahren fort, und ich kann mich nicht erinnern, Sie jemals hier gesehen zu haben."
    Er sah sie nur ruhig an, beugte sich dann vor und suchte weiter die Schreibtischschubladen durch. „Das ist kaum überraschend. In der Schule war ich sieben oder acht Jahrgänge über Ihnen. Mit vierzehn habe ich in den Ferien hier gejobbt und an den Wochenenden beim Pflücken ausgeholfen. Nach dem Schulabschluss stellte man mich als Leiter des Teams ein. Und zu der Zeit, als Sie gingen, hatte ich mich zum Vormann in der Konservenfabrik hochgearbeitet. Wie ich mich erinnere, haben Sie damals nicht viel Zeit bei den Pflückern oder in der Konservenfabrik verbracht. Und unsere Familien verkehren zweifellos nicht in denselben gesellschaftlichen Kreisen."
    Maggie runzelte die Stirn. Dass er ihr Snobismus unterstellte, ging ihr gegen den Strich. Als Jugendliche hatte sie sehr wohl einen großen Teil ihrer Freizeit in der Konservenfabrik verbracht, allerdings in der Verwaltung, um das Geschäft zu erlernen. Ihr Vater hätte ihr das Fell über die Ohren gezogen, wenn sie während der Ernte in die Produktionshallen oder die Plantagen gegangen wäre. Sie betrachtete ihn neugierig mit leicht zur Seite geneigtem Kopf. „Sie mögen mich nicht besonders, was?"
    „Nein", bestätigte er ohne Zögern, was ihr ein Lachen entlockte. Er machte sich nicht die Mühe aufzublicken.
    „Na los, halten Sie sich nicht zurück. Spucken Sie's aus. Was ist los? Mögen Sie keine Rothaarigen, oder liegt es an mir?" Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: „Sie können mir doch unmöglich meine rebellischen Teenagerjahre vorhalten. Ich war ein bisschen wild, ich weiß. Aber ich war noch ein Kind, um Himmels willen!"
    „Wie ich hörte, haben Sie sich nicht sehr verändert. Ihre Teenagerstreiche oder Ihr lockerer Lebensstil heute interessieren mich einen feuchten Kehricht." Er richtete sich mit der gesuchten Akte in den Händen auf und sah sie durchdringend an. Geistesabwesend strich er sich eine dunkle Haarsträhne zurück, die ihm in die Stirn gefallen war. „Ich halte Sie für eine verwöhnte, selbstsüchtige Göre, die nur den eigenen Vorteil kennt."
    Maggie war sprachlos. Ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr er fort: „Die Krebserkrankung Ihres Vaters wurde vor über zwei Jahren festgestellt. Zwei Jahre! Seither ist er durch mindestens zehn Höllen marschiert. Chemotherapie, Bestrahlung, unzählige Tests, und er wurde mit jedem Tag schwächer. Und nicht einmal in all der Zeit sind Sie zu Besuch gekommen oder haben sich auch nur die Mühe gemacht, ihn wenigstens anzurufen."
    Maggie erwiderte steif: „Ich rede jeden Tag mit Mom über ihn." Der süßlich flirtende Ton hatte einer verärgerten Schärfe Platz gemacht.
    „Das ist nicht dasselbe. Er muss Sie sehen, er braucht Sie zum Reden."
    Maggie glitt vom Schreibtisch und richtete sich zu voller Größe auf. „Sie wissen nichts über mich oder meinen Vater oder meine Gefühle für ihn. Genauso wenig wie Sie wissen, was mein Vater möchte oder braucht. Außerdem geht Sie das Ganze nichts an."
    „Ihre Gefühle?" schnaubte er verächtlich. „Wovon reden Sie überhaupt? Seit Sie hier hereinmarschiert sind, haben Sie sich noch nicht ein einziges Mal erkundigt, wo er ist."
    Maggie stutzte verblüfft und erneut verunsichert. „Ich nahm an, er und meine Mutter würden einen Mittagsschlaf halten."
    „Jacob ist im Krankenhaus in Tyler. Lily und ich mussten ihn um zwei Uhr früh in die Notaufnahme bringen."
    2. KAPITEL
    „Im Krankenhaus? Um Himmel willen! Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt? Welches Krankenhaus?"
    „Mercy."
    Maggie drehte sich um, lief aus dem Büro und zur Haustür hinaus. Die Eingangsstufen überwand sie mit einem Sprung und erreichte ihr Auto, ehe die Fliegendrahttür hinter ihr zufiel.
    In Sekunden saß sie hinter dem Steuer, und der Motor der Viper erwachte aufheulend zum Leben. „Oh bitte, lieber Gott, lass mich nicht zu spät kommen! Bitte, bitte!"
    Aus den Augenwinkeln sah sie Dan Garrett jenseits der Fliegendrahttür stehen und ihr nachsehen. Doch sie hatte
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