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Die Heimkehr Der Tochter

Die Heimkehr Der Tochter

Titel: Die Heimkehr Der Tochter
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Äste spielten an diesem schönen Septembernachmittag wie seit Menschengedenken alte Männer Domino. Uber die Jahre waren zwar einige alte Gesichter verschwunden und neue hinzugekommen, doch das spannende Spiel wurde mit der Regelmäßigkeit fortgesetzt, mit der die Jahreszeiten kamen und gingen.
    Maggie erkannte einige der grauhaarigen Männer: Ned Paxton, Oliver Jessup, die Toliver-Zwillinge Roy und Ray. Lieber Himmel, da war sogar der alte Moses Beasley. Der alte Zausel musste auf die Hundert zugehen. Solange Maggie denken konnte, zählte der Veteran des ersten Weltkrieges zu den festen Größen auf dem Platz.
    Eine Gruppe plaudernder Frauen trat nur wenige Schritte von ihrem Wagen entfernt aus der Elks Lodge auf den Bürgersteig.
    Noch etwas, das sich nicht verändert hat, dachte Maggie. Und wenn die Welt unterging, an jedem ersten und dritten Donnerstag im Monat traf sich das Hilfskomitee der Frauen in der Lodge. Offenbar war das Treffen soeben beendet worden.
    Die Gruppe wurde von Edna Mae Taylor, Dorothy Pur- due und Pauline Babcock angeführt, den drei größten Klatschmäulern im Ort.
    Sobald die drei Maggie entdeckten, blieben sie mit offenen Mündern stehen.
    Sofort stießen die von hinten Kommenden mit ihnen zusammen.
    „Was in aller Welt? Du lieber Gott, Dorothy, warum bleibst du stehen? Ach herrje. Ist das nicht...?"
    „Ja doch", schnauzte Pauline.
    „Das ist sie allerdings."
    „Was macht die denn hier? Sie ist nicht ein einziges Mal zu Besuch gekommen, seit sie vor sieben Jahren abgehauen ist."
    „Vermutlich will sie zu ihrem Daddy. Wo er doch so krank ist."
    „Wird ja auch langsam Zeit, möchte ich meinen."
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihm gut tut, sie zu sehen", schnaubte Pauline. „Wie ich hörte, hat er sie schon vor Jahren enterbt."
    „Bestimmt nicht. Lily würde das niemals zulassen. Sie hängt stark an dem Mädchen, wisst ihr."
    „Also, ich weiß nur, dass Lily zwei- oder dreimal im Jahr nach New York fährt und sie besucht. Allein", betonte Edna Mae mit wissendem Blick. „Und Inez hat Lucille erzählt, und die hat es aus zuverlässiger Quelle, dass Jacob seit ihrem Verschwinden damals nicht mal mit ihr telefoniert hat."
    „Und wer könnte es ihm verübeln? Sie war eine ganz Wilde. Hat ihn fast verrückt gemacht mit ihren Eskapaden. Und nach allem, was sie dann probiert hat... nun ja ..."
    „Stimmt. Das war eine Schande. Trotzdem, Blut ist Blut. Und in Notzeiten will ein Mann seine Familie um sich haben."
    „Eben. Aber unter den Umständen sollte man annehmen, sie besäße so viel Anstand, auf leisen Sohlen und ohne Aufsehen zurückzukommen. Aber nein, nicht Maggie", stellte Pauline tadelnd fest. „Sie muss sich in Szene setzen. Nun sieh sich einer diesen Wagen an. Und die laute Musik. Denkt an meine Worte ..."
    Die Ampel sprang auf Grün. Mit einem Lächeln zu den Frauen griff Maggie nach dem Lautstärkeregler und drehte die Stereoanlage voll auf. Sofort dröhnte in Kennys rauchiger Whiskeystimme der Song „Love Or Something Like It" aus den Lautsprechern, und der Bass hämmerte wie ein gigantischer Herzschlag.
    Die Dominospieler ließen sich gewöhnlich durch nichts beirren, doch das Motorgeräusch der Viper und die laute Musik erregten ihre Aufmerksamkeit. Sie hoben die Köpfe und blickten in Maggies Richtung, als der schnittige Wagen den Platz an drei Seiten umrundete.
    Maggie winkte ihnen flirtend zu, zwinkerte und warf ihnen mit gespitzten roten Lippen einen Kuss zu.
    Da ihnen vor Verblüffung die Kinnladen herunterfielen, lachte sie, bog nach rechts, schaltete in den zweiten Gang herunter und gab auf der Main an der Südseite des Platzes wieder Gas.
    Nein, nichts hatte sich geändert in Ruby Falls.
    Noch ehe sie einen Block weit gefahren war, wurde ihre Miene ernst, und sie verzog leicht entsetzt über das eigene Verhalten das Gesicht. Großer Gott, wie einfach es doch war, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Kaum fünf Minuten in der Stadt, und sie hatte den Klatschmäulern bewusst neuen Stoff geliefert. Seit ihrem Weggang aus Ruby Falls hatte sie nicht mehr auf Provokation als Mittel der Verteidigung zurückgegriffen.
    Allerdings war die Notwendigkeit der Verteidigung auch entfallen.
    Die paar Minuten am Stadtplatz waren eine Zerstreuung gewesen. Doch als sie sich jetzt dem elterlichen Haus näherte, nahm ihre Nervosität mit jeder gefahrenen Meile zu.
    Seit jenem schrecklichen Anruf vor vier Tagen war sie innerlich zum Zerreißen angespannt.
    Der
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