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Die Heimkehr Der Tochter

Die Heimkehr Der Tochter

Titel: Die Heimkehr Der Tochter
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sie trotzig das Kinn vor und gab sich mutig.
    Der Mann war sehr groß und kräftig. Die aufgerollten Ärmel seines karierten Arbeitshemdes zeigten muskulöse Unterarme mit dunkler Behaarung, breite Gelenke und kräftige Hände. Er war von jenem breitschultrigen, beeindruckenden Körperbau, den man nicht vom wöchentlichen Yuppietraining im Sportstudio bekam.
    Sie wäre ihm eindeutig nicht gewachsen.
    Trotzdem, sie war kein Hasenfuß. Immerhin war sie auch einsachtzig und in bester körperlicher Verfassung. Sie betrachtete ihn aus leicht verengten Augen. Ich kann vielleicht nicht gewinnen, Halunke, aber fass mich an, und du wirst merken, dass du eine Auseinandersetzung hattest.
    Sie wappnete sich. Doch anstatt auf sie loszugehen, richtete er sich ganz auf, verschränkte die Arme vor der Brust und maß sie mit einem kühlen Blick vom Scheitel bis zur Sohle. „Sieh an, sieh an, wenn das nicht die verlorene Tochter ist, die endlich heimkehrt."
    Die Bemerkung, so scharf sie auch war, beruhigte sie ungemein.
    Angst und Anspannung fielen augenblicklich von ihr ab. Ein Einbrecher hätte sie vielleicht erkannt, aber er hätte sicher keine Kenntnisse über ihr Privatleben gehabt.
    „Sie sind also von hier, wie?" Diese Feststellung dämpfte zwar ihre Angst, schürte jedoch eine andere Art von Verunsicherung. Wenn er sie kannte, dann nur durch die Erzählungen Dritter, und was da geredet worden war, konnte sie sich lebhaft vorstellen.
    Als Teenager hatte sie gelernt, ihre Unsicherheit und den Schmerz über Zurückweisung hinter beißendem Spott und kessen Sprüchen zu verbergen. In den letzten sieben Jahren hatte sie Selbstwertgefühl und Haltung entwickelt, trotzdem kam die alte Strategie im Umgang mit Männern immer noch zum Zuge. Und sie funktionierte, besonders wenn sie noch ein wenig forsches Flirten hinzufügte. Die Harmlosen verwandelten sich in stammelnde Wichte und ergriffen die Flucht. Die Machotypen wussten nie genau, wie sie mit einer schlagfertigen, selbstbewussten Frau mit Stil umgehen sollten. So oder so gewann sie die Oberhand.
    Mit einem sinnlichen Lächeln, eine Hand auf die vorgeschobene Hüfte gestemmt, betrachtete sie ihn langsam von oben bis unten. „Kennen wir uns, Hübscher?"
    „Das bezweifle ich." Er reagierte nicht wie erwartet, sondern betrachtete sie ebenso langsam und ungeniert, wie Maggie verwundert feststellen musste.
    Die hellen Augen unterzogen sie einer leidenschaftslosen Musterung, vom berühmten Gesicht zum windzerzausten Haar und weiter über den kupferroten Pullover zum farblich abgestimmten, knöchellangen Rock. Er bemerkte die eleganten Sandaletten, die zimtfarben lackierten Fußnägel, ehe sein Blick zurückwanderte zu ihren Schenkeln.
    Da sie im Gegenlicht der Eingangstür stand, konnte er zweifellos durch ihren dünnen Rock sehen, doch sie bewegte sich nicht. Sollte er ihre Beine ruhig betrachten. Es brauchte mehr als einen robusten Arbeiter, um sie in Verlegenheit zu bringen. Außerdem hatte sie fantastische Beine, die sie in Dutzenden Werbefotos für Bademoden zur Schau gestellt hatte - und nicht nur dort.
    Nachdem die Musterung beendet war, sah er ihr wieder in die Augen. Die leichte Verächtlichkeit in seiner Mimik war nicht die Reaktion, an die sie gewöhnt war, und verunsicherte sie.
    „Aber ich kenne Sie", sagte er emotionslos.
    Maggie begann sich zu ärgern, verbarg es jedoch und heuchelte Belustigung. „Das bezweifle ich. Man kann nicht alles glauben, was man in den Klatschspalten liest, wissen Sie. Und auch nicht das, was Sie in meinen Fotos zu entdecken glauben."
    „Die kenne ich ohnehin nicht. Ich lese weder Klatschspalten, noch sehe ich mir Magazine an. Aber man kann nicht in Ruby Falls aufwachsen, ohne die Malones zu kennen. Und Sie müssen zugeben, dass Sie als Teenager hier einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben."
    „Verstehe, meine wilde Jugend holt mich sozusagen ein", erwiderte sie gedehnt, kam weiter in den Raum und setzte sich mit einem Schenkel schräg auf die Schreibtischkante. „Sie haben mir immer noch nicht verraten, wer Sie sind und warum Sie die Papiere meines Vaters durchwühlen."
    „Ich habe eine Kontenakte gesucht, die Jacob gestern Abend durchgesehen hat. Und mein Name ist Garrett, Dan
    Garrett. Ich bin der Betriebsleiter der Konservenfabrik und der Obstplantagen."
    „Das glaube ich kaum, mein Bester. Harry Putnam ist seit über zwanzig Jahren der Betriebsleiter."
    „Harry ging vor zwei Jahren in den Ruhestand."
    „Ja, richtig, das
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