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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben
Autoren: Paul Gallico
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Fenster blickten auf die Avenue und ihren endlosen Verkehrsstrom, grüne Busse, gelbe Taxis und blitzende Autos, deren Motorengeräusche gedämpft von unten heraufhallten. Hinter Dr. Fergusons Privatbüro befand sich ein kleines Konferenzzimmer, in das ein uniformierter Diener ihn geführt hatte. Dr. Ferguson kam ihm in der Tür entgegen, genauso wie Hero ihn in Erinnerung hatte. Ruhig, liebenswürdig, urban, in einem bequemen Tweedanzug und sein Pincenez an einem schwarzen Band um den Hals tragend. Er begrüßte Hero, als wäre dieser nur zu einem Lunch oder einer Cocktailparty gekommen.
    «Mein Lieber, wie reizend von Ihnen, daß Sie gekommen sind! Es ist unentschuldbar, daß ich Sie nicht am Flughafen abgeholt habe. Verzeihen Sie es mir bitte noch nachträglich.» Mit dem Kneifer auf Hero und die Männer deutend, die dieser über Dr. Fergusons Schulter sehen konnte und die an einem langen Tisch saßen, einer in Uniform und die beiden anderen in Zivil, sagte er: «Darf ich Sie vorstellen?»
    Als er den Raum betrat, erhoben sich die drei Männer, um ihn zu begrüßen. Sein erster Eindruck war, daß sie das nur widerwillig taten und daß die Atmosphäre unbehaglich, voll Argwohn und sogar Feindseligkeit war. Sie sahen wie Leute aus, die nicht hier waren, weil sie es wollten.
    Dr. Ferguson sagte noch einmal: «Darf ich vorstellen: General Walter Augstadt, Mr. Saul Wiener und Mr. John Ferris. General Augstadt leitet ein besonderes Projekt. Mr. Wiener ist der Bezirksdirektor des Bundeskriminalamts, und Mr. Ferris ist ein FBI-Experte, der sich auf Fingerabdrücke spezialisiert hat.» Zu den dreien gewandt, fuhr Dr. Ferguson fort: «Dies ist Mr. Alexander Hero, der die große Freundlichkeit gehabt hat, die weite Reise von London hierher zu machen, um uns beizustehen.»
    Der als Wiener vorgestellte sagte nicht gerade sehr interessiert: «Hatten Sie einen guten Flug, Mr. Hero?» Der General, der eine Faust so groß wie eine Haxe hatte, versuchte Heros Finger zu zermalmen, als sie sich die Hände schüttelten, und der dritte, ein junger Mann, nickte nur.
    Dr. Ferguson hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, als er Hero auf einem Sessel zu seiner Linken Platz zu nehmen bat und sich selber an die Spitze des Tisches setzte. «Mr. Wiener und ich haben es beide für besser gehalten, nicht dadurch Aufmerksamkeit zu erregen, daß wir Sie abholten.» Er beugte sich vor und musterte die Deckel eines Stapels Akten.
    Hero, immer noch von dem Flug und dem Tempo, mit dem er in diese Neue Welt geschleudert worden war, benommen, riß sich zusammen und konzentrierte sich darauf, von diesen verschiedenen, antagonistischen Männern, mit denen er so plötzlich in Verbindung gekommen war, zu erfahren, was er konnte.
    Der ältere der beiden Zivilisten, der als Wiener, Bezirksdirektor des Bundeskriminalamts, vorgestellte Mann, sah genauso aus, wie Hero sich einen amerikanischen Indianer zur Zeit der fünf Nationen vorgestellt hätte, bis auf die Hautfarbe, denn er hatte eine Krone aus glänzendem schwarzen Haar, das fast einer Skalplocke glich, ein schmales, scharfgeschnittenes Gesicht und eine große Adlernase, die ein Paar glänzender forschender dunkler Augen trennte, die Hero gründlich musterten. Nach seinem Namen zu schließen, war er wahrscheinlich Jude, dennoch hatte Hero auf Grund anthropologischer Hinweise, wie die hohen Backenknochen, die Stellung der Augen und der Gesichtsausdruck, stark das Gefühl, daß er Indianerblut hatte, und er fragte sich, ob er sich jemals seine Vermutung würde bestätigen lassen können.
    Der General war das genaue Gegenteil. Er war sehr groß, ein wahrer Hüne, mit gewaltigen Schultern und einem breiten viereckigen Kopf, der mit sehr wenig Hals dazwischen auf ihnen saß. Ein Amerikaner hätte ihn sofort als Verteidiger jeder Fußballmannschaft zugeteilt und hätte damit recht gehabt, denn in seiner Jugend hatte der General sich als Torverteidiger unzählige Male hervorgetan, zuerst für Minnesota und dann für die Militärakademie in Westpoint. Seine Kinnbacken kennzeichneten ihn als einen Tätertyp, einen von denen, die, wenn Not am Mann ist, schnarren: «Gebt mir den Ball und geht mir aus dem Weg!» Subtilität war nicht seine starke Seite. Aber wenn eine direkte Aktion verlangt wurde, sagte sich Hero, würde man jemanden wie General Augstadt nur allzugern auf seiner Seite haben.
    Sehr schnell machte sich Hero auch ein Bild von dem als Ferris vorgestellten jungen Mann. Sein Interesse beschränkte sich
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