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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben
Autoren: Paul Gallico
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Mann mit argwöhnischen Augen und einer Uniform, die der eines Gefängniswärters glich. Er musterte Heros Paß und Hero selbst wenig freundlich und nahm sich Zeit dazu. «Was ist Ihr Beruf?» fragte er, und als Hero antwortete: «Rechercheur der Gesellschaft zur Erforschung des Übersinnlichen», sagte er: «Des Übersinnlichen? Sind Sie einer von jenen, die den Leuten Flausen in die Köpfe setzen?» Er schüttelte den Kopf über den Wahnsinn, noch einen von dieser Sorte ins Land zu lassen, stempelte aber Heros Paß und reichte ihn ihm zurück.
    Die Zollinspektion war weniger grimmig. Hero hatte erwartet, daß man nicht nur seine Koffer, sondern auch seine Kleidungsstücke durchsuchen würde. Statt dessen warf ein heiterer junger Inspektor nur einen flüchtigen Blick in seinen geöffneten Koffer, und als er eine kleine schwarze Röhre sah, fragte er: «Was ist das?»
    «Ein Infrarotvisier», erwiderte Hero. «Sie haben sie in Korea benutzt. Es ist übrigens in Amerika hergestellt.»
    «Wofür ist es?»
    «Um im Dunkeln sehen zu können.»
    «So etwas!» sagte der Zöllner und machte ihm ein Zeichen, daß er weitergehen könne. «Genießen Sie Ihren Aufenthalt hier.»
    Hero bedauerte jetzt, daß er nicht mehr als nur ein paar wesentliche wichtige Apparate in seinem Koffer mitgebracht hatte, aber Dr. Fergusons Brief hatte ihm keinen Hinweis darauf gegeben, um was es sich bei dem Problem handelte. Er hätte sein ganzes Laboratorium mitbringen müssen, und nicht nur das wenige, was er eingepackt hatte.
    Während er sein Gepäck in einem fleckenlosen Stahlkarren zu der Reihe der wartenden Taxis fuhr, horchte er unverwandt darauf, ob sein Name ausgerufen würde, hörte aber nichts, und es kam auch niemand Offizielles oder Inoffizielles auf ihn zu. Und so stieg er in das erste gelbe Taxi, das von Chrom und bunten Lampen wie die Sänfte eines Radschas glitzerte.
    Auf die erste Frage des Chauffeurs: «Wohin, Mac?», sah Hero in dem kurzen Kabel nach, das er von Dr. Ferguson bekommen hatte und in dem er ihm mitteilte, in welchem Hotel er ein Zimmer für ihn hatte reservieren lassen.
    «Zum Hotel Tuscany.»
    «Das ist in der East 39. Street. O.K.»
    Das Taxi setzte sich in Bewegung und reihte sich in den Verkehrsstrom ein, der den breiten Boulevard hinunterfloß, seltsam gesäumt von Laternenpfählen, dachte Hero, aus fleckigem Holz, die wie Galgen aussahen. Am Horizont hinter der pfeilgeraden Fahrbahn konnte Hero die Insel der Türme, die Manhattan hieß, aufragen sehen. Er hatte gehört, die New Yorker Taxifahrer seien sehr redselig, aber dieser war sehr wortkarg und fragte nur, als sie sich dem phantastischen Komplex von Brücken, Autobahnkreuzungen und Autobahnen der Triboroughbridge näherten: «Sie sind Engländer, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Schon mal hier gewesen?»
    «Nein.»
    «Dann wappnen Sie sich, Bruder! Dies ist eine Stadt, die sich gewaschen hat.»
    Hero hatte das Gefühl, daran sei etwas Wahres.
    Im wurde er in eine märchenhafte Suite geleitet, deren Hauptattraktion der riesigste Fernsehapparat zu sein schien, den er je gesehen hatte, ein Gerät, mit dem man farbfernsehen konnte, und außerdem ein Sessel, der sich verstellen ließ, ein kleiner Raum mit einem Kühlschrank darin und einem Telefonanschluß im Badezimmer. Eine Karte informierte ihn darüber, daß Zimmermädchen, Hausdiener und Kellner mit Funksprechgeräten ausgerüstet wären, so daß man sie jederzeit erreichen könnte. Der Page, der ihn begleitete, schloß die Fenster, zog die Vorhänge vor, knipste die Lampen an und fragte, ob Hero den Fernsehapparat eingeschaltet haben wolle, als wäre er dreitausend Meilen weit geflogen, nur um fernzusehen.
    Inzwischen war es zehn Uhr morgens geworden. «Nein, danke», sagte Hero und öffnete den an ihn adressierten Brief, der ihm am Empfang überreicht worden war.
    Er war wieder auf dem Papier mit dem Kopf der Öffentlichen Bibliothek geschrieben und war kurz und bündig: «Wir erwarten Sie hier in meinem Büro. Kommen Sie her, wenn Sie ausgepackt haben. F. F.»
    Hero hätte gern gebadet, fühlte sich aber plötzlich so überwältigt von all dem Amerikanischen, das ihn umgab, daß er statt dessen duschte und den scharfen Strahl des Wassers nach dem langen Stillsitzen im Flugzeug genoß. Er rasierte sich, zog sich um und ließ sich zu der Bibliothek fahren.

Zweites Kapitel

    Dr. Fergusons Büro war hoch oben unter dem Dach des riesigen weißen Gebäudes in der 42. Street, Ecke Fifth Avenue. Die
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