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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman
Autoren: Maggie O Farrell
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was wir tun können, habe ich gesagt. Und wenn sie gleich kommt, um die Sachen abzuholen«, er dreht sich wieder zu ihr um, »ist nichts mehr da, weil du alles weggeworfen hast.«
    Margot fängt wieder an zu schluchzen. »Es tut mir leid«, jammert sie. »Ich wollte das nicht … Ich …«
    »Es tut dir leid. Du wolltest es nicht«, wiederholt Felix. »Soll ich das etwa Ted erzählen? Margot wollte die Sachen
deiner verstorbenen Mutter nicht auf den Müll werfen, aber sie hat es trotzdem getan? Mein Gott«, faucht er. »Elina kann jeden Augenblick hier sein. Das musst du ihr schon selber sagen, dass wir bloß eine alte Schreibmaschine und ein paar verstaubte Gemälde gefunden haben, und wenn du schon mal dabei bist, kannst du ihr auch gleich verraten, warum.«
    Margot erhebt sich halb aus dem Sessel. »Die Bilder gehören mir, Felix«, beginnt sie. »Sie haben Lexie nie gehört. Es waren immer meine Bilder. Ich habe mir nur genommen, was mir gehört.«
    »Verschon mich mit deinem bornierten, raffgierigen …« Er bricht ab. Es hat geklingelt.
    Felix macht Elina die Tür auf. Wie immer ist sie höchst ausgefallen gekleidet: ein langes Schlabberteil mit eingerissenen, ausgefransten Säumen, violette Strumpfhosen, mit Farbe bekleckerte Turnschuhe. Jonah hat sie im Tragetuch auf dem Bauch, wie ein kleines Beuteltier. Er ist wach. Als er Felix erblickt, strahlt er vor Freude und lacht. Was man von seiner Mutter nicht behaupten kann.
    »Elina.« Felix tritt zur Seite, um sie ins Haus zu lassen. »Wie geht es dir, mein liebes Kind?«
    »Ich …« Sie zuckt mit den Schultern und weicht seinem Blick aus. »Du kannst es dir denken.«
    »Vielen Dank, dass du gekommen bist.«
    Sie zuckt noch einmal mit den Schultern. »Ich hab nicht viel Zeit. Ich muss wieder zurück.«
    Jetzt erst merkt Felix, dass er Teds Lebensgefährtin, die Mutter seines Enkelkindes, nicht wie sonst üblich mit einem Kuss auf die Wange begrüßt hat. Und nun ist es wohl zu spät dafür.
    »Ja, natürlich.« Felix ballt ein paarmal die Fäuste. Das hilft ihm oft beim Nachdenken. »Wie geht es ihm denn?«
    »Nicht gut.«
    »Liegt er noch im Bett?«
    »Ja.«
    Felix stößt einen halblauten Fluch aus und sagt: »Es tut mir so leid.«
    »Schon gut.«
    »Würdest du … Würdest du ihm etwas von mir ausrichten?«
    »Gern.«
    »Sag ihm …« Er zögert. In diesem Augenblick Margot über sich und Gloria unter sich zu wissen, ist fast zu viel für ihn. »Sag ihm, dass es mir leidtut. Sehr leid. Alles. Sag ihm … Sag ihm, es war nicht meine Idee. Und dass ich nie damit einverstanden war.« Er seufzt. »Die beiden Frauen haben es zusammen ausgeheckt, und ich … Es klingt erbärmlich, ich weiß. Ich hätte damals ein Machtwort sprechen müssen, aber ich habe geschwiegen, und dafür muss ich die Verantwortung übernehmen. Es war ein furchtbarer, furchtbarer Fehler. Und … Und sag ihm, dass ich ihn gern besuchen würde. Wann immer er mich sehen will. Sag ihm, er soll mich anrufen. Bitte.«
    Sie senkt den Kopf. »Mach ich.«
    Jetzt gibt es für Felix kein Halten mehr, er kann nicht mehr aufhören zu reden. Er erzählt Elina von Lexie, wie er sie kennengelernt hat, wie er Theo an jenem Abend in Lyme Regis abgeholt hat, wie er auf dem Polizeirevier mit Robert Lowe aneinandergeraten ist und dass ein Polizist sie ermahnen musste, sich zu beruhigen und doch bitte, Gentlemen, an den Jungen zu denken. Er klammert sich an Elinas Arm und versichert ihr, dass er Lexie geliebt habe, mehr als jeden anderen Menschen, dass er Fehler gemacht habe, gewiss, aber dass sie seine große Liebe gewesen sei, ob sie das
verstehe, ob sie das begreife? Elina hört ihm mit zweifelnder Miene konzentriert zu. Sie sieht auf den gefliesten Fußboden. Fährt mit der rot bekleckerten Schuhspitze über die Risse. Und dann sagt Felix ihr, dass die Sachen weg sind. Auf den Müll geworfen. Dass nichts mehr da ist. Nichts, was er Ted geben könnte.
    Elina sieht ihm in die Augen, schüttelt sich den Pony aus dem Gesicht. Dann fragt sie: »Gar nichts?«
    In diesem Moment fängt Jonah an zu schreien. Er strampelt in dem Tragetuch, macht den Rücken krumm, brüllt, bis er rot wird. Elina schaukelt ihn. Sie gibt tröstliche, schnalzende Laute von sich. Sie nimmt ihn aus dem Tuch und legt ihn sich an die Schulter.
    »Nur eine Schreibmaschine. Und ein paar Bilder.«
    Elina rubbelt Jonah den Rücken. Sie hat sich von Felix abgewandt und schuckelt den Kleinen, bis er aufhört zu weinen. Er sieht Felix über die
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