Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
Autoren: H. H. T. Osenger
Vom Netzwerk:
Ding mit menschenähnlichen Umrissen heran, Mike war etwas mutiger. Schritt für Schritt näherte er sich der dunklen Ecke, dann flüsterte er zu seinem Freund: „Halb so wild! Es ist eine Ritterrüstung.“
    Aufatmend kam nun auch Lars näher. Er beobachtete, wie sich Mikes Hand langsam und vorsichtig dem zugeklappten Visier des Helmes näherte. Unwillkürlich schüttelte Lars den Kopf, obwohl ihm klar war, dass Mike es nicht sah. Bevor er den Freund daran hindern konnte hatte Mike bereits das Visier erreicht, hob es vorsichtig ein winziges Stück an, ging noch näher heran, stellte sich auf die Zehenspitzen, um neugierig in das Innere des Helms spähen zu können, schob das Visier weiter auf … Einen Moment lang erhaschten sie einen Blick auf einen grinsenden Totenschädel mit leeren Augenhöhlen, dann fuhr Mike erschrocken zurück und ließ das Visier mit einem Scheppern zufallen. Im Zurücktreten prallte er gegen Lars, dem er dabei auf den Fuß trat. Beide Jungen schrieen auf, Lars nicht nur vor Schreck, sondern auch vor Schmerz.
    „Was habt ihr denn?“, fragte Lubronski, der plötzlich dicht bei ihnen stand. „Was ist passiert?“
    Lars fragte sich, wie der Mann so lautlos wieder hatte auftauchen können. Sein Schreck war dadurch nur noch größer; so brachte er keinen Ton hervor, sondern konnte nur mit einem zitternden Finger auf die Rüstung zeigen. Mike stammelte: „Da ist einer drin!“
    Ohne Gemütsregung trat Lubronski näher, hob das Visier und betrachtete den Totenkopf. Die Jungen hielten den Atem an, als sie sahen, dass der Mann den Helm abhob, auf den Boden legte, an Scharnieren öffnete und den Totenkopf aus dem Metall schälte. Er wog ihn in der Hand, klopfte mit dem Knöchel darauf und meinte dann: „Dachte ich´s doch! Der ist nicht echt, sondern aus Plastik. Der Bewohner dieses Hauses schien einen seltsamen Humor zu besitzen. – Kommt mal mit ins Wohnzimmer und seht euch an, was ich da gefunden habe.“
    Immer noch erschrocken folgten sie Lubronski, der eine Tür ansteuerte, aus der immerhin etwas mehr Helligkeit fiel. Schon längst bereute Lars, diesem unheimlichen Mann in seine unheimliche Behausung gefolgt zu sein.
    Das Wohnzimmer bot erwartungsgemäß auch keinen sehr beruhigenden Anblick. Die Gardinen und Vorhänge schienen in erste Linie aus Spinnweben zu bestehen, in die eine Unzahl von Insektenleichen eingesponnen war. An den Wänden hingen Gemälde; es waren Portraits aus vergangenen Zeiten. Drohend und einschüchternd schienen die Portraitierten jeden anzustarren, der sich in irgendeinem Winkel des Raumes aufhielt. Merkwürdige Metallgegenstände hingen dazwischen, deren Sinn und Zweck zumindest auf den ersten Blick nicht zu erkennen war. Folterinstrumente? An der Lampe baumelte etwas, das verdächtig nach Schrumpfkopf aussah.
    Das Beunruhigendste befand sich jedoch auf dem Boden. Auf einem alten, abgenutzten Teppich befanden sich Klebestreifen, die stark vereinfacht die Silhouette eines Menschen nachzeichneten, genau wie im Kriminalfilm der Fundort einer Leiche markiert wird. Entsetzt blickten die Jungen abwechselnd auf den Boden und auf Lubronski. Der schob die Hände in die Taschen seiner Hose, zuckte die Achseln und sagte gemütlich: „Tja, Jungens, wie es scheint, bin ich in dieser Welt bereits tot.“ Und dann setzte er ein kleines Lächeln auf.
    Das war nun endgültig zuviel! Lars sah sich unauffällig um, ob der Rückweg zur Haustür noch frei wäre. Er hatte vor, in einem günstigen Augenblick die Flucht zu ergreifen. Lieber in einer Welt ohne Heimatort leben als noch eine Sekunde länger als notwendig in der Gegenwart des verrückten Lubronski verbringen! Er musste nur Mike irgendwie mitteilen, dass es höchste Zeit war zu verschwinden.
    Der jedoch schien nicht so sehr mit der Angst zu kämpfen zu haben wie Lars. „Wie meinen Sie das?“, fragte er. Dabei hörte sich seine Stimme fast so neugierig wie immer an.
    „Ich denke, wir sollten jetzt erst mal das Haus durchsuchen“, antwortete Lubronski. „Ich glaube, dass ich euch eine Art Zaubertrick vorführen muss. Vorher brauchen wir uns nicht zu unterhalten, denn ihr würdet mir doch nicht glauben. Wir müssen einen Rahmen suchen und ein Gestell, wo er hinein passt.“
    Damit schickte er sich an, das Wohnzimmer zu verlassen. Mike und Lars sahen ihm hinterher.
    „Was für einen Rahmen und was für ein Gestell?“, fragte Mike, dessen Stimme zu Lars´ Erstaunen keine Angst mehr verriet. Scheinbar hatte er sich schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher