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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
Autoren: H. H. T. Osenger
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vermisse.“
    Unangenehm berührt nahmen die Jungen zur Kenntnis, dass Lubronskis ohnehin heisere Stimme noch etwas mehr nach Reibeisen klang. Während der Mann mit einem traurig-verzweifelten Gesicht irgendwo hin blickte und einen Moment schwieg, suchten die Jungen krampfhaft nach einem anderen Thema.
    Schließlich fragte Mike: „Was ist nun mit unserer Welt passiert? Du sagtest vorhin, dass du eine Ahnung hättest, was vorgefallen sein könnte.“
    Hans Lubronski schien ins Hier und Jetzt zurückzukehren. „Ach ja, natürlich! Eines vorweg: Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich, als wir durch das Tor traten, mit dem, was ich hier vorfand, nicht ganz zufrieden war. Die Sache ist die: Dies hier ist nicht die Halle, die ich sonst immer durch das Tor betreten habe.“
    Lars und Mike waren einmal mehr verblüfft. „Dann habe ich das wohl vorhin falsch verstanden“, sagte Mike. „Man kann doch nur immer dieselbe Halle und denselben Ort auf der Erde aufsuchen, hast du eben gesagt.“
    „Das ist es ja gerade!“, betonte Hans Lubronski. „Wir hätten uns hier eigentlich in einem ganz anderen Raum wieder finden müssen. Meine Halle ist zwar auch eine Bibliothek in einem Turm, aber der steht in einem Gebirge, das wie die Tiroler oder meinetwegen Salzburger Alpen aussieht.“
    „Und wie kann das sein?“, fragte Mike. Lars hingegen zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und schien zu ahnen, was nun folgen würde.
    Hans Lubronski holte tief Luft. „Was jetzt kommt ist schwierig zu verstehen. Es gibt nicht nur eine Erde, sondern viele, unendlich viele, die parallel zueinander und zeitgleich existieren“, sagte er dann. „Stellt euch vor, es gäbe auf der Erde, die ihr kennt, eine Zeitmaschine, mittels derer ihr in die Vergangenheit reisen könntet. Dort angekommen würde jede eurer Handlungen den Lauf der Dinge verändern. Es wäre praktisch unmöglich, sich in der Vergangenheit aufzuhalten, ohne die Zukunft zu beeinflussen. Könnt ihr mir folgen?“
    Lars und Mike nickten.
    „Stellt euch einfach vor, an einem bestimmten Punkt eures Lebens trefft ihr eine Entscheidung, die euer ganzes weiteres Leben bestimmt. Später werdet ihr ganz gewiss einmal darüber nachdenken, was geschehen wäre, wenn ihr euch damals anders entschieden hättet. Nun ja, wie soll ich sagen? Vermutlich existiert auch diese Möglichkeit, aber auf einer anderen Erde.“
    Lars fragte: „Du meinst, wir sind durch den gewaltigen Blitzschlag des Gewitters in eine andere Realität versetzt worden, eine andere Erde, auf der Schlicherum nicht existiert?“
    „Genau das meine ich“, sagte Hans Lubronski, jetzt wieder etwas lebhafter geworden. „Stellt euch das so vor: Irgendwann hat sich mal ein Bauer da niedergelassen, wo Schlicherum stand. Ein Zweiter kam hinzu, dann ein Dritter. So entstand das Dorf. Was aber, wenn der erste Bauer sich für eine andere Stelle zum Siedeln entschieden hätte? Schlicherum wäre an einem anderen Ort entstanden. Und eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Ort anders benannt wurde. Und sicher gibt es auch eine Welt, in der der Bauer starb, bevor er eine Ansiedlung gründen konnte. Und es gibt gewiss eine Welt, in der dieser Bauer nie existierte.“
    Lars dachte einen Augenblick nach. „Das würde bedeuten, dass es die Erde unendlich viele Male gibt“, sagte er. „Und jedes Mal ist sie eine Spur, eine Nuance, anders.“
    „So ist es! Und die wahnsinnige Energie der Entladung der Blitze hat uns drei aus unserer Realität in eine andere katapultiert“, ergänzte Hans Lubronski. „Hier in dieser Version der Erde herrscht die gleiche Zeit, so wie in allen anderen auch. Nur haben sich hier die Dinge anders entwickelt. Und deswegen ist das Haus, in dem wir uns gerade befanden, nicht mein Haus. Und in dieser Welt ist der Eigentümer des Hauses verstorben. Man hat ihn in seinem Wohnzimmer auf dem Boden gefunden. Es wurde die Polizei gerufen, die haben alles abgesucht und das Haus verschlossen. Vermutlich werden jetzt bereits seit längerer Zeit Erben gesucht, die mit dem Mann verwandt waren. Das erklärt, wieso mein Schlüssel nicht passte, mir das Haus fremd war und wieso es so lange unbewohnt war.“
    „Ach, so ist das!“, sagte Mike langsam. „Jetzt verstehe ich das erst.“
    Hans Lubronski fügte hinzu: „Deshalb bin ich übrigens auch im Keller so rücksichtslos zu Werke gegangen. Ich habe das Regal umgerissen, weil ich so schnell wie möglich an den Rahmen wollte, um das Tor zu aktivieren. Wie es jetzt
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