Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
Autoren: H. H. T. Osenger
Vom Netzwerk:
Fenster hinaus. Sie blickten wohl aus einem Leuchtturm oder einem ähnlichen Bauwerk, denn der Fuß des Turmes war von tosender See umgeben. Daher also das Rauschen! Der Anblick war grandios, Schwindel erregend, allerdings auch ein wenig beklemmend. Offensichtlich konnte man den Turm und den winzigen Felssockel, auf dem er stand, nur durch den vergoldeten Rahmen verlassen. Ein Boot, eine andere Insel, Festland oder sonst etwas war nicht zu erblicken; die Fenster zeigten nur Himmel und Meer.
    „Erinnert mich ein wenig an Alcatraz“, murmelte Lars leise.
    „Ja, genau. Scheint ein sehr ausbruchssicheres Gefängnis zu sein“, meinte Mike und beobachtete dabei Lubronski unauffällig aus den Augenwinkeln.
    Der schüttelte nur unbeeindruckt den Kopf. „Aber wo!“ Dann wandte er sich einigen altmodischen Ledersesseln zu, die im Zentrum des Raumes standen und setzte sich in einen davon. „Ihr dürft auch Platz nehmen“, sagte er dann. „Wir haben eine Weile zu reden.“
    Gehorsam kamen Mike und Lars der Aufforderung nach. „Was ist das für ein Rahmen?“, fragte Mike, der dem vergoldeten Prachtstück und dem zugehörigen Gestell einen kurzen Blick zuwarf. „Und wohin führt der Weg hindurch denn noch?“
    „Tja, vielleicht sollte ich tatsächlich mit dem Tor, das wir bisher als Rahmen bezeichnet haben, anfangen.“ Lubronski rieb sich die Augen, dann das ganze Gesicht und schnaufte schwer. „Einer meiner Vorfahren soll vor Jahrhunderten als Händler durch ganz Europa gereist sein. Es heißt, dass er dabei auch Leonardo da Vinci kennen lernte. Was heute nicht bekannt ist, ist die Tatsache, dass es in seiner Umgebung so einige helle Köpfe gab. Leonardo da Vinci war nur einer von ihnen. Aber im Gegensatz zu ihm hielten sich die anderen im Verborgenen, denn sie fürchteten die Inquisition. Ihr wisst vielleicht, dass es damals nicht besonders schwer war, sein Leben auf dem Scheiterhaufen oder am Galgen zu beenden.“
    Mike und Lars nickten und hörten gespannt zu.
    Lubronski fuhr fort. „Einige dieser Wissenschaftler beschäftigten sich damals schon mit den Phänomenen Raum und Zeit. Sie waren zu dem Schluss gekommen, dass wir uns nicht in drei, sondern vier Dimensionen bewegen. Könnt ihr damit etwas anfangen?“
    Mike runzelte die Stirn. „Ich dachte eigentlich immer, dass wir uns in einem dreidimensionalen Raum bewegen.“
    „Ja, genau!“, ergänzte Lars. „Die erste Dimension ist die Länge, die zweite die Breite, die dritte die Höhe.“
    Lubronski nickte. „Schon richtig! Das sind die Dimensionen, in denen wir uns mehr oder weniger nach freiem Willen bewegen können. Die Wissenschaftler vertreten aber noch heute die Ansicht, dass wir uns gleichzeitig ständig in einer vierten Dimension bewegen, und zwar immer in dieselbe Richtung. Diese vierte Dimension ist die Zeit.“
    Lars und Mike sahen sich erstaunt an.
    „Wie dem auch sei“, erzählte Lubronski im Plauderton, „die Inquisition wurde durch einen Denunzianten auf diese Wissenschaftler aufmerksam. Denen war es allerdings zuvor gelungen, Fluchtwege zu bauen, die über andere und weitere Dimensionen in eine unbekannte Welt führten. Diese anderen Dimensionen hatten sie durch puren Zufall entdeckt. Und sie stießen auf eine Welt, die in unterschiedlich große Hallen eingeteilt war. Und diese Hallen waren untereinander durch Gänge verbunden und ihre Anzahl war nicht abzusehen. Sie nannten sie daher die Hallen der Unendlichkeit. Nun ja, in diese Hallen zogen sie sich zurück, blieben dort und praktisch kein Mensch weiß, was aus ihnen wurde.“
    „Ich glaube zu verstehen.“ Lars deutete auf die hölzernen Gegenstände, durch die sie die Bibliothek betreten hatten. „Sie tarnten die Zugänge als Bilderrahmen und Holzgestelle. Sie flüchteten sich in Räume wie diesen hier.“
    „So ist es.“ Lubronski warf ein Bein lässig über die Lehne seines Sessels. „Allerdings war es gar nicht notwendig, dass sie die Zugänge tarnten. Sie nahmen sie einfach mit, so wie ich es gerade tat. Und all ihre Aufzeichnungen nahmen sie auch mit. So kam es, dass dieses fantastische Wissen für die Menschheit verloren ging, denn aus Furcht vor der Inquisition blieben die Wissenschaftler in den Hallen der Unendlichkeit und kamen, vermutlich bis auf gelegentliche, vorsichtig unternommene Ausflüge, nicht zurück zur Erde.“
    Mike warf ein: „Wie kam Ihr Vorfahr denn an diesen Rahmen und das Gestell? Sie sagten gerade, dass er Kaufmann und nicht Wissenschaftler
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher