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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kopf, und dann fühlte ich einen dumpfen, schmerzhaften Schlag. Ich verlor die Besinnung, und als ich wieder aufwachte, lag ich an der Straße nach Bromley in einer feuchten Ackerfurche.«
    »Wie der ermordete Unbekannte in Finchley«, flüsterte Corner vor sich hin.
    Woodrof schien es nicht gehört zu haben. Mit brüchiger Stimme fuhr er fort: »Ich weiß nicht, ob der Kerl Helfer hatte. Ich habe nichts bemerkt. Der Sack fiel wie aus heiterem Himmel über mich. Dann war es aus. Auffallend seltsam ist bei der ganzen Sache eins, meine Herren. Als ich in Bromley wieder zu mir kam, stellte ich zu meiner grenzenlosen Überraschung fest, daß mir nichts fehlte. Die Brieftasche mit über einhundert Pfund, meine schwergoldene Uhr, die Ringe – alles hatte ich noch bei mir!« Er hob beide Arme und ließ sie wieder sinken. »Ich möchte wissen, was der Täter eigentlich von mir wollte. Vielleicht hat er mich mit einem anderen verwechselt …«
    »Etwa mit Ihrem Bruder?«
    Woodrof starrte Corner an: »Mit meinem Bruder?«
    Der Inspektor ergriff seinen Arm und schüttelte ihn leicht. »Natürlich, Dr. Woodrof, das ist möglich … Jonny soll doch in London sein …«
    Der Anwalt schloß die Augen, ließ sich in seinen Lehnstuhl zurückfallen und flüsterte kaum hörbar: »Ja, das wäre möglich …« Und nach einer kleinen Pause: »Wenn Jonny tatsächlich noch am Leben ist und – wie Sie mir erzählten – sich augenblicklich in London aufhält. Aber ich kann das nicht recht glauben …«
    Der Inspektor beachtete seine Zweifel nicht. Er schien wild entschlossen, der Existenz des Bruders auf die Spur zu kommen. »Ich halte es für das beste, wir gehen der Sache nach und suchen Ihren Bruder! – Soviel mir von gut unterrichteter Seite mitgeteilt wurde, unterhält Jonny hier in London ein Versteck, in das er vor Jahren seine Beute gebracht hat. Damals wurde nichts gefunden, aber die unterschlagenen Geldbeträge kamen nie wieder zum Vorschein. Jetzt erst wissen wir etwas mehr über ihren Verbleib …«
    In plötzlicher Erregung beugte Woodrof sich vor: »Woher wissen Sie das?«
    Corner tat geheimnisvoll. Jedem Wort gab er eine besondere Bedeutung. »Der alte Hehler Narving hat geplaudert. Hat gesungen, wie man das in der Ganovensprache nennt. Nun, heute nacht werden wir in das Nest dieses seltsamen Vogels steigen und es ausräumen. Ich hoffe, daß uns dieses Unternehmen weiterbringt.«
    »Ich wünsche es Ihnen und uns allen«, murmelte Woodrof und sank wieder in seinen Lehnstuhl zurück.
    Gleich darauf verabschiedete man sich. Der Anwalt hatte seines Zustandes wegen um Beendigung des Gesprächs gebeten. Bedeutungsvoll schüttelte der Inspektor ihm die Hand. Er hatte noch etwas auf dem Herzen. »Wenn Ihr Bruder ausgerechnet heute zu Ihnen kommen sollte, sagen Sie ihm bitte nicht, daß wir auf seiner Spur sind …«
    Mit verzerrtem Lächeln sah Woodrof ihm nach. Dann sprang er auf und traf in aller Eile gewisse Vorbereitungen.
    Er sah eine Gefahr auf sich zukommen, der er begegnen mußte …
    Clark Narving war schon ein alter Mann, als er zum Hehler wurde. In der Zeit einer schweren Geschäftskrise erschien eines Tages ein Mittelsmann in seinem Laden und bot ihm ein paar kostbare Ringe zu einem Spottpreis an. Obwohl der Juwelier sich genau entsinnen konnte, daß die Stücke drei Tage vorher in der Presse als gestohlen gemeldet waren, konnte er in seiner Not der Versuchung nicht widerstehen und schloß den krummen Handel ab. Von dem Tage an ging es ihm wieder gut, denn es gab danach noch viele solcher einträglichen Käufe.
    An diesem trüben Märzabend wunderte sich der Juwelier allerdings, daß sein Geschäft so auffällig von Polizisten bewacht wurde. Anders konnte er sich die Tatsache nicht erklären, daß bei Einbruch der Dunkelheit die seinem Laden gegenüberliegende Straßenseite von Männern in Uniform besetzt wurde.
    Der Hehler lachte leise vor sich hin. Seinetwegen sollte die Polente ruhig ihr Vergnügen haben. Er hatte ein gutes Gewissen. Bei ihm war nichts zu finden, falls die Herren einen Besuch vorhatten oder gar seinen Laden durchsuchen wollten.
    Sie sind schon so oft gekommen, dachte er grimmig, und immer wieder gegangen, ohne mir etwas nachweisen zu können. Sollte es heute anders sein?
    Und selbst, wenn gerade jetzt jemand zu ihm käme, um Ware abzuliefern – die Polizisten würden ihn nicht entdecken. Denn unter Narvings Haus führte ein geheimer Gang durch mehrere Keller zu einer anderen Straße, wo er im
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