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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aufklärung.«
    Der Inspektor machte eine beschwichtigende Handbewegung: »Sie vergessen, daß Ihr Bruder gesucht wird und noch eine Strafe zu verbüßen hat, zu der er in Abwesenheit verurteilt worden ist. Wir sind also durchaus berechtigt, die Angaben seines Todes in Indien nachzuprüfen. Und …«, Corner sah aufmerksam den gespannt zuhörenden Anwalt an, »… es war gut so, Herr Dr. Woodrof.«
    »Ich verstehe Sie nicht …«
    »Nun, in dem Sarg lag nicht Ihr Bruder Jonny, sondern ein Eingeborener, der an Malaria gestorben ist!«
    »Das kann nicht stimmen! Ich habe doch den Totenschein …«
    »Schon richtig. – Aber dieser Schein ist wissentlich falsch ausgestellt worden. Der Arzt, der ihn damals unterschrieb, ist inzwischen spurlos verschwunden. Er soll übrigens gleich nach der Ausstellung des Dokuments auf großem Fuß gelebt haben. Wir vermuten, daß man ihm eine reichliche Bestechungssumme für die ›kleine Gefälligkeit‹ zukommen ließ …«
    »Toll!« Woodrof sprang auf. Er bebte vor Entrüstung. »Dann bin ja auch ich geprellt worden. Man hat meinen Bruder für tot erklärt. Ich wünsche, daß dieser Fall eingehend untersucht wird.«
    »Wir sind schon dabei«, säuselte Corner sanft, »und vieles weist darauf hin, daß Ihr Bruder in den letzten Tagen hier in London war …«
    Woodrof schien fassungslos. »Jonny? Hier?«
    »Ja, und wir nahmen verständlicherweise an, daß er sich irgendwann auch bei Ihnen gemeldet haben würde. Leider ist das, wie Sie sagen, nicht der Fall gewesen. Wirklich schade, wir hätten in vielem klarer gesehen …«
    »Er ist bei mir nicht aufgetaucht«, sagte Dr. Woodrof leise. So etwas wie Bedauern schwang in seiner Stimme.
    Der Inspektor erhob sich und löschte seine Zigarre. »Dar wäre alles, Herr Doktor. Entschuldigen Sie, daß wir Sie so früh gestört haben.«
    Corner war schon die drei Vorstufen der Villa hinuntergegangen, als er sich plötzlich umwandte und unvermittelt fragte: »Wie geht es übrigens Ihrer Gallennarbe, Herr Doktor?«
    Woodrof zuckte zusammen. »Gut …«, meinte er dann, »sogar sehr gut.«
    »Und Sie können den rechten Arm wieder frei bewegen?«
    »Aber ja«, lächelte der Anwalt. »Es war ja nur ein kleiner Unfall!«
    Als Corner wieder hinter dem Steuer seines Wagens saß, konnte er vor Spannung kaum atmen. War ihm die Überrumplung geglückt? Schweigend fuhren sie durch die morgendlichen Straßen Londons.
    Schließlich konnte Battle nicht mehr an sich halten: »Warum fragten Sie Woodrof, ob er seinen rechten Arm wieder frei bewegen könne? Ich denke, er hat nur eine Gallenblasenoperation hinter sich.«
    »Das war lediglich ein kleiner, aufschlußreicher Trick«, lächelte Corner, ohne daß sein Gesicht sich dabei entspannte. »Ich habe aber noch ein ganz anderes Experiment mit dem Herrn Anwalt vor. Und zwar wird sich dabei folgendes abspielen …«
    Die beiden Beamten sprachen angeregt miteinander, bis sie wieder in Scotland Yard eintrafen.
    Bald darauf fuhr ein Privatwagen nach Croydon zurück. In ihm befanden sich drei Beamte, die als Bäckerjunge, Telefonarbeiter und Luftwaffensoldat verkleidet waren.

12
    Die Abendblätter hatten eine Bombensensation. Mit gellenden, sich überschlagenden Stimmen riefen die Zeitungsverkäufer die Schlagzeile aus: »Überfall auf Londons bekanntesten Rechtsanwalt! – Ein Mann wird am hellichten Tage entführt! – Dr. Pat Woodrof unverletzt! – Drei Stunden besinnungslos! – Verschleppt nach Bromley! -Wer ist der Täter?«
    Der Leiter des Dezernats für Überfälle und Inspektor Corner saßen am Nachmittag dieses ereignisreichen Tages in Dr. Woodrofs Bibliothek. Mit lebhaftem Interesse lauschten sie dem Bericht des erschöpften und vollkommen verstörten Anwalts.
    Er saß in einem großen Lehnstuhl, den Körper mit Decken umwickelt, trank heißen Tee und war sehr blaß. »Ich verließ mein Haus«, erzählte er mit bebender Stimme, »und ging in den Garten. Das tue ich jeden Morgen, um mich auf meine Tagesarbeit zu konzentrieren. Als ich nun in die Nähe der Laube kam, wurde mir plötzlich von hinten ein Sack über den Kopf geworfen …«
    »Wie der ermordeten Frau Pach«, murmelte der Inspektor.
    Woodrof zuckte zusammen. »Glauben Sie, daß es ein Mörder war?« stammelte er. »Aber warum hat er mich dann nicht umgebracht?«
    »Vielleicht ist er bei seinem Vorhaben im letzten Moment gestört worden«, meinte Corner.
    Woodrof wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Er warf mir also den Sack über den
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