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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier
Autoren: Agatha Christie
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Eindruck machte, wie wenn er einen besonderen Grund dazu hätte.
    Ein Tag wie der andere verging, erfüllt von angenehmem Nichtstun, doch auf die Dauer zu eintönig. Eine große Hausbibliothek stand uns zur Verfügung, auch unternahmen wir recht schöne Spaziergänge in die Umgebung, doch manchmal war ich sehr ungeduldig über die erzwungene Untätigkeit und wunderte mich über Poirots scheinbare Gleichgültigkeit. Nichts ereignete sich, unser beschauliches Dasein zu stören, und erst Ende Juni hörten wir wieder von den Großen Vier.
    Eines Morgens fuhr ein Wagen bei der Villa vor, ein so ungewöhnliches Ereignis in unserem friedlichen Dasein, dass ich eilends hinunterlief, um meine Neugier zu befriedigen.
    Ich fand Poirot bereits im Gespräch mit einem gut aussehenden Herrn etwa in meinem Alter. Er wurde mir sofort vorgestellt.
    «Dies ist Hauptmann Harvey, mein lieber Hastings, eines der berühmtesten Mitglieder des englischen Geheimdienstes.»
    «Nach meiner Auffassung durchaus nicht berühmt», sagte der Herr mit vergnügtem Lächeln. «Nur bei den Leuten meiner näheren Umgebung bekannt, würde ich eher sagen.»
    «Die meisten von Hauptmann Harveys Bekannten und Freunden», erwiderte Poirot, «halten ihn zwar für einen sehr liebenswürdigen Menschen, jedoch ohne viel Verstand und ganz und gar vernarrt in den Foxtrott oder wie dieser Tanz heißt.»
    Wir beide mussten zu Poirots drolligen Feststellungen lachen.
    «Nun zum Geschäft», sagte Poirot. «Sie sind also der Meinung, dass unsere Zeit gekommen ist?»
    «Dessen sind wir so gut wie sicher, Sir. China ist seit gestern von der übrigen Welt so gut wie abgeschnitten, und was dort vor sich geht, weiß niemand. Vollkommene Nachrichtensperre, weder drahtlose noch Kabelmeldungen kommen durch – großes Schweigen!»
    «Li Chang Yen hat seine Macht gezeigt, und was machen die anderen?»
    «Abe Ryland kam vor einer Woche in England an und reiste gestern zum Kontinent ab.»
    «Und Madame Olivier?»
    «Madame Olivier hat gestern Abend Paris verlassen.»
    «Nach Italien?»
    «Ja, nach Italien, Sir; soweit wir feststellen konnten, begeben sie sich zu einer Zusammenkunft, wie Sie bereits vermuteten, aber… wie kamen Sie überhaupt darauf?»
    «Ah, das ist durchaus nicht mein Verdienst, sondern das meines guten Freundes Hastings.
    Er ist nämlich unheimlich intelligent, nur hält er sich stets im Hintergrund.»
    Harvey sah mich mit ehrlicher Bewunderung an, während ich mich höchst unbehaglich fühlte.
    «Dann ist also bereits alles im Zuge», bemerkte Poirot, zwar bleich, doch vollkommen gefasst, «so ist denn unsere Zeit gekommen. Sind alle Vorkehrungen getroffen?»
    «Alle Ihre Anordnungen sind ausgeführt, die Regierungen von Italien, Frankreich und England stehen gemeinsam hinter Ihnen.»
    «Dann hat sich wirklich eine neue Entente gebildet», sagte Poirot trocken. «Ich bin froh, dass Desjardeaux endlich begriffen hat und auch auf unserer Seite steht. Eh bien, dann wollen wir starten – oder vielmehr, ich will starten. Du, mein lieber Hastings, wirst hier bleiben – ja, ich muss diesmal darauf bestehen und meine es wirklich ernst, mein Freund.»
    Das glaubte ich ihm zwar, doch war ich keinesfalls damit einverstanden, mich auf diese Weise im Hintergrund halten zu müssen. Unsere diesbezügliche Unterredung war daher kurz und bestimmt.
    Erst als wir uns im Schnellzug nach Paris befanden, gestand er mir, dass er innerlich froh über meine Entscheidung sei.
    «Du hast nämlich eine Rolle zu spielen, Hastings, eine ungeheuer wichtige! Ohne dich könnte die Aktion fehlschlagen, nichtsdestoweniger hielt ich es für meine Pflicht, dich zum Zurückbleiben aufzufordern.»
    «So wird es also ein gefährliches Unternehmen?»
    «Mon ami, wo die Großen Vier ihre Hand im Spiele haben, ist es immer ernst.»
    Bei der Ankunft in Paris fuhren wir sogleich zu der Gare de l’Est, wo Poirot schließlich unseren Bestimmungsort bekannt gab. Wir befanden uns auf dem Wege nach Bozen in Südtirol. Während Harvey sich einmal kurz entfernte, nahm ich die Gelegenheit wahr, Poirot zu fragen, wie er dazu käme, den Ort der Zusammenkunft der Großen Vier als meine Entdeckung hinzustellen.
    «Weil es nun einmal den Tatsachen entspricht, mein Freund. Wie Mr Ingles zu diesen Informationen gelangte, weiß ich nicht, aber er hatte davon Kenntnis und hatte seinen Diener beauftragt, uns davon Mitteilung zu machen. Wir befinden uns auf dem Wege zum Karersee, mon ami, der die neue italienische
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