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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier
Autoren: Agatha Christie
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in aller Welt hast du es fertig bekommen, sie auf unsere Seite zu bringen? Du hast doch da einen ziemlich plumpen Schwindel angewandt… in Bezug auf das tote Kind.»
    «Da verfügt die Komtesse aber über einen weit größeren Scharfblick als du, mein lieber Hastings, das muss ich schon sagen. Im ersten Augenblick wurde sie getäuscht durch meine Maske, doch das währte nicht lange. Als sie bemerkte: ‹Sie scheinen Ihrem Bruder in nichts nachzustehen, Monsieur Achille Poirot›, da wusste ich bereits, dass sie meine Tarnung durchschaut hatte. Dann war die Zeit gekommen, meine letzte Trumpfkarte auszuspielen.»
    «Etwa das Märchen, einen Toten wieder zum Leben zu erwecken?»
    «Genau das – aber du konntest ja nicht wissen, dass ich das Kind seit langem schon in Sicherheit hatte.»
    «Was meinst du damit? Ich verstehe nicht ganz…»
    «Du kennst ja meinen Wahlspruch – bereit sein ist alles. Sobald ich wusste, dass die Komtesse Rossakoff mit den Großen Vier in Verbindung stand, hatte ich alle möglichen Nachforschungen in Bezug auf ihr Vorleben angestellt. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass sie ein Kind gehabt hatte, welches als tot registriert war. Alsbald stellte ich Unstimmigkeiten fest, die mich in der Annahme bestärkten, dass es doch noch am Leben sei. Schließlich waren meine Bemühungen von Erfolg gekrönt, ich fand den Jungen, und er wurde mir übergeben, nachdem ich ein erhebliches Lösegeld bezahlt hatte. Der arme kleine Kerl war beinahe verhungert. Ich gab ihn zu freundlichen Leuten in sichere Obhut und machte ein Foto von ihm in seiner neuen Umgebung. So hatte ich denn, als die Zeit gekommen war, meinen kleinen Theatercoup bereit.»
    «Du bist unvergleichlich, Poirot, ganz wundervoll!»
    «Ich war selbst froh und glücklich, dass es mir gelungen war, den Kleinen zu retten, denn ich hatte immer eine gewisse Bewunderung für die Komtesse empfunden, und es wäre mir sehr nahe gegangen, wenn sie bei der Explosion hätte ihr Leben lassen müssen.»
    «Ich habe noch gar nicht gewagt, danach zu fragen, was aus den Großen Vier geworden ist.»
    «Alle Leichen wurden bereits identifiziert, diejenige von Nummer vier war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, der Kopf in tausend Stücke gerissen. Ich wünschte – ja, ich wünschte sehnlichst, es wäre anders ausgegangen. Bedeutend lieber wäre es mir gewesen, seines Todes ganz sicher zu sein – aber genug davon. Sieh dir einmal dies an.»
    Er gab mir eine Zeitung, in welcher eine Meldung dick unterstrichen war. Sie enthielt den Bericht über den Selbstmord von Li Chang Yen, der kürzlich eine Revolution vorbereitet hatte, die aber gänzlich zusammengebrochen war.
    «Mein großer Gegenspieler», sagte Poirot mit tiefem Ernst. «Es war bestimmt, dass er und ich uns nie von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen durften. Als er von dem Fehlschlagen seiner Pläne auf dem Kontinent hörte, wählte er den einfacheren Ausweg. Er war ein großes Genie, mon ami, ein wahres Genie. Doch zu gern hätte ich das wahre Gesicht gesehen von dem Manne, den wir als Nummer vier gekannt haben; da er nun tot ist, habe ich nur eine unklare Vorstellung von ihm. Oui, mon cher Hastings, wir haben nun drei der Großen Vier mit eigenen Augen gesehen und zur Strecke gebracht, nun wirst du zu deiner charmanten Frau zurückkehren, und ich – nun, ich werde mich von meinen Geschäften zurückziehen. Der größte Fall meines Lebens liegt hinter mir. Alles, was noch nachkommen kann, dürfte äußerst uninteressant sein im Vergleich zu diesem Erlebnis.
    So ist es denn mein fester Entschluss, mich endgültig zurückzuziehen, möglicherweise werde ich Kürbisse pflanzen! Vielleicht werde ich sogar heiraten und sesshaft werden!» Er lachte herzlich bei dem Gedanken, jedoch nicht ohne einen Anflug von Verlegenheit.
    «Ich sehne mich sogar danach… Kleine Leute bevorzugen stets große, rotblonde Frauen… Heiraten und ein Heim gründen», meinte er versonnen. «Wer weiß?»
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