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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier
Autoren: Agatha Christie
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Bezeichnung Lago di Carrezza hat. Du siehst jetzt, wie deine Angaben mit Largo, Cara Zia und auch Carrozza ihre Erklärung finden – das Wort Händel hat jedoch nur in deiner Einbildung bestanden. Möglicherweise hat diese Information, da sie aus der ‹Hand› unseres Freundes Ingles stammte, zu dieser Ideenverbindung beigetragen.»
    «Karersee…», murmelte ich, «habe noch nie davon gehört.»
    «Das ist es ja gerade, was ich stets behaupte, die Engländer haben nun einmal keine Ahnung von Geografie. Aber auf jeden Fall ist Karersee allgemein bekannt als schöner Sommeraufenthalt, tausenddreihundert Meter hoch gelegen, im Herzen der Dolomiten.»
    «Und in diesem weltentlegenen Winkel soll das Rendezvous der Großen Vier stattfinden?»
    «Sagen wir lieber, hier haben sie ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Sie haben das Startsignal erhalten, und nun ist es ihre Absicht, aus der Öffentlichkeit zu verschwinden, um aus der Weltabgeschiedenheit der Berge ihre Befehle zu erteilen. Ich habe bereits meine Nachforschungen angestellt – es werden dort umfangreiche Sprengungen und Steinbrucharbeiten durchgeführt; die Firma, anscheinend eine italienische, steht in Wirklichkeit unter der Regie von Abe Ryland. Ich möchte sogar behaupten, dass bereits umfangreiche unterirdische Gänge in den Bergen entstanden sind, geheim und schwer zugänglich. Von dort werden die Leiter der Organisation drahtlos ihre Befehle an ihre Agenten ergehen lassen, die zahlenmäßig zu Tausenden in jedem Lande verfügbar sind. Und von jener Felsenspitze aus, inmitten der Dolomiten, werden die neuen Diktatoren der Welt ihre Macht ergreifen. Besser gesagt, sie beabsichtigen dies, doch haben sie nicht mit Hercule Poirot gerechnet!»
    «Glaubst du wirklich im Ernst an all dies, Poirot? Hast du dabei nicht daran gedacht, dass der Zivilisation ganz andere Möglichkeiten durch ihre großen Armeen und die Fortschritte der Technik zur Verfügung stehen, um sich zu wehren?»
    «Wie ist es denn in Russland gewesen, mein lieber Hastings? Dies soll ein Russland von weit größeren Ausmaßen sein – und dazu kommt noch die drohende Gewissheit, dass Madame Oliviers Versuche bereits weiter vorgeschritten sind, als die Öffentlichkeit jemals annehmen kann. Ich bin sogar beinahe sicher, dass sie in gewissem Umfang Erfolg hatte, atomare Kräfte freizumachen und sie für ihre Zwecke auszunutzen. Ihre Experimente mit dem Nitrogen der Luft waren sehr bemerkenswert, und ferner hat sie Versuche gemacht bezüglich der drahtlosen Konzentration von Energie, so dass Strahlen von unwahrscheinlicher Intensität auf einen von ihr vorher bestimmten Punkt gerichtet werden können. Genaue Anhaltspunkte, wie weit ihre Forschungen gediehen sind, hat niemand, aber ihre Erfolge sind weitaus größer, als allgemein angenommen wird. Sie ist ein Genie, diese Frau – sie hat sogar die Curies in den Schatten gestellt. Rechnet man dazu die Macht von Rylands beinahe unbeschränkten Geldmitteln und als Krönung des Ganzen zur Leitung der Operationen den Kopf von Li Chang Yen und den ausgeklügeltsten kriminellen Charakter, der je existierte – eh bien, dann hat dies nichts mehr mit Zivilisation zu tun.»
    Seine Worte hatten mich sehr nachdenklich gestimmt. Obgleich Poirot in seinen Darstellungen gelegentlich zu Übertreibungen neigte, so war er niemals ein Bangemacher gewesen. Zum ersten Male war ich mir wirklich ernstlich bewusst, in welch verzweifeltem Kampf wir uns befanden.
    Harvey gesellte sich bald wieder zu uns, und wir ließen unser Gesprächsthema fallen.
    Etwa um die Mittagszeit erreichten wir Bozen und setzten von dort die Fahrt im Autobus fort.
    Mehrere große Straßenkreuzer standen auf dem Parkplatz im Zentrum der Stadt, einer davon war für uns bestimmt. Poirot, ungeachtet der Hitze des Tages, hatte sich mit einem grauen Reisemantel und Wollschal fast ganz unsichtbar gemacht, seine Augen und Ohrenspitzen waren alles, was von ihm sichtbar blieb. Ich war im Zweifel, ob diese Vermummung nur auf das Konto seiner übertriebenen Furcht vor Erkältungen zu setzen war. Die Wagenfahrt dauerte einige Stunden und war wirklich wundervoll. Zuerst führte uns der Weg an riesenhaften Felsgebilden und einem brausenden Wasserfall vorbei. Dann durchfuhren wir ein fruchtbares Tal, welches sich einige Meilen erstreckte, und weiter ging es in vielen Kurven aufwärts, bis die kahlen, felsigen Bergspitzen sich aus dicht bewachsenen Tannenwäldern erhoben. Die ganze Landschaft war wildromantisch.
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