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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier
Autoren: Agatha Christie
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hatte.
    «Er muss dich erkannt haben», flüsterte ich, «du hättest dich nicht so öffentlich zeigen sollen.»
    «Mein lieber Hastings, einzig und allein zu diesem Zwecke habe ich während der Dauer von drei Monaten meinen Tod vortäuschen müssen!»
    «Etwa zu dem Zwecke, unsere Nummer vier in Angst und Schrecken zu versetzen?»
    «Nein, sondern um ihn gerade zu diesem Zeitpunkt zu zwingen, voreilig zu handeln und Fehler zu machen. Weiterhin haben wir den großen Vorteil… er weiß nicht, dass er erkannt wurde, und wiegt sich bei diesem Gefühl in Sicherheit. Wie dankbar bin ich Flossie Monro, dass sie uns über diese seine sonderbare Eigenart Mitteilung machte.»
    «Was wird jetzt geschehen?», fragte ich.
    «Was kann schon passieren? Er erkennt den einzigen Mann, den er fürchtet und der wie durch ein Wunder von den Toten auferstanden ist, und zwar in dem Augenblick, wo die Endpläne der Großen Vier zur Ausführung kommen sollen. Madame Olivier und Abe Ryland haben heute hier ebenfalls gespeist und sind vermutlich nach Cortina gefahren. Nur wir allein haben davon Kenntnis, dass sie hier ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben. Die Frage, die sich Nummer vier in diesem Moment stellt, ist – wie viel uns nun wirklich von den Plänen bekannt ist. Dabei weiß er, dass er kein Risiko eingehen darf. Ich muss beseitigt werden, koste es, was es wolle. Eh bien, er soll getrost den Versuch unternehmen, mich aus dem Wege zu schaffen. Ich werde mich zu wehren wissen!»
    Als er zu Ende gesprochen hatte, stand der Herr vom Nebentisch auf und verließ den Raum.
    «Jetzt ist er gegangen, um seine diesbezüglichen Vorkehrungen zu treffen», bemerkte Poirot ruhig. «Wollen wir unseren Kaffee auf der Terrasse trinken, mein Freund? Ich denke, es sitzt sich dort besser, ich will nur auf mein Zimmer gehen, um mir meinen Mantel zu holen.» – Ich ging hinaus auf die Terrasse und war innerlich stark beunruhigt. Poirots Ausführungen hatten nicht meine Zustimmung gefunden. Immerhin konnte uns nichts geschehen, solange wir die Augen offen hielten. Ich beschloss, dies nicht zu unterlassen.
    Es vergingen ungefähr fünf Minuten, bis Poirot wieder erschien; unter Wahrung seiner bekannten Vorsichtsmaßnahmen gegen Erkältung war er bis an die Ohren zugeknöpft. An meiner Seite Platz nehmend, trank er genießerisch seinen Kaffee. «Nur in England trinkt man einen unmöglichen Kaffee», bemerkte er, «auf dem Kontinent dagegen hat man längst begriffen, wie wichtig seine Zubereitung für die Gesundheit ist.»
    Als er geendet hatte, erschien unvermutet der Mann vom Nebentisch auf der Terrasse. Ohne zu zögern, näherte er sich unserem Tisch und zog einen Stuhl für sich heran.
    «Sie haben wohl nichts dagegen, wenn ich mich zu Ihnen geselle», sagte er in englischer Sprache.
    «Nicht im Geringsten, Monsieur», erwiderte Poirot.
    Ich fühlte mich höchst unbehaglich. Wir befanden uns zwar auf einer Hotelterrasse, von zahlreichen Gästen umgeben, aber trotzdem erfüllte mich Unruhe, denn ich fühlte instinktiv die Nähe der Gefahr.
    Inzwischen plauderte Nummer vier in völlig unbefangenem Ton, man konnte ihn unmöglich für etwas anderes als einen gänzlich harmlosen Touristen halten. Er beschrieb uns Spaziergänge, Autoausflüge und zeigte, dass er mit der Umgebung durchaus vertraut war. Dann zog er seine Tabakspfeife aus der Tasche und begann diese umständlich zu stopfen und dann anzuzünden. Poirot zog gleichfalls sein kleines Zigarettenetui hervor. Als er eine Zigarette zwischen die Lippen nahm, beugte sich der Fremde mit einem Zündholz herüber.
    «Darf ich Ihnen behilflich sein?»
    In diesem Moment setzte unvermutet die Beleuchtung aus. Ein Zerbrechen von Glas wurde hörbar, und etwas wurde unter meine Nase gehalten, das mich fast zum Ersticken brachte.

18
     
    I ch konnte kaum länger als eine Minute ohne Bewusstsein gewesen sein. Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich, dass ich zwischen zwei Männern vorwärts geschleppt wurde. Sie hatten mich jeder unter einem Arm gepackt, mich dabei leicht angehoben und mir einen Knebel in den Mund gesteckt. Es war stockdunkel, doch konnte ich feststellen, dass wir uns noch nicht im Freien, sondern noch innerhalb des Hotels befanden. Überall hörte ich durcheinander laufende Leute, die in allen erdenklichen Sprachen wissen wollten, was mit dem Licht passiert sei. Jetzt wurde ich eine Treppe hinuntergeschleppt. Wir passierten einen ebenerdigen langen Gang und schließlich eine Glastür, anscheinend
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