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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier
Autoren: Agatha Christie
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pflegst. Gottlob bin ich diese Sorge jetzt los. Selbst wenn man entdecken sollte, dass der Mann, welcher in Buenos Aires an Land geht, nicht Hauptmann Hastings ist – dabei bezweifle ich, dass dort Agenten der Großen Vier verfügbar sind, die dich persönlich kennen –, wird man annehmen, dass du ihren Anordnungen auf deine Art ausgewichen bist, und wohl auch nicht weiter nachforschen nach deinem Verbleib. Von der für sie wesentlichen Tatsache meines Todes sind sie auf jeden Fall fest überzeugt, und so werden sie nicht aufhören, ihre Pläne in die Tat umzusetzen.»
    «Und was wird dann geschehen?», fragte ich neugierig.
    «Dann, mon ami, kommt die sensationelle Wiederauferstehung von Hercule Poirot. Fünf Minuten vor zwölf Uhr erscheine ich dann wieder, werfe alle ihre bisherigen Pläne über den Haufen und erziele einen durchschlagenden Erfolg, wie nur ich ihn erreichen kann.»
    Ich wusste, dass Poirots Selbstbewusstsein durchaus am Platz war und dass er sämtliche Eventualitäten in seine Rechnung einbezogen hatte. Obgleich ich bereits im Voraus wusste, dass meine Ratschläge zwecklos waren und Poirot niemals in seinem Vorhaben hindern konnten, wies ich ihn darauf hin, dass unsere Gegner uns bereits verschiedene Male mit der Durchführung ihrer Pläne überrascht hatten.
    «Schau her, Hastings, ich erinnere mich an ein kleines Kartenkunststück, das du bestimmt selbst schon gesehen hast. Du nimmst die vier Buben und verteilst sie, einen oberhalb des Blattes, einen unterhalb, die beiden anderen beliebig dazwischen – dann mischst du wieder die Karten… und plötzlich sind alle Buben beieinander. Genau dasselbe mache ich. In meinem bisherigen Kampf hatte ich einmal den einen, ein andermal den anderen der Großen Vier zum Gegner. Aber erwische ich sie einmal zusammen, dann bringe ich sie zur Strecke, und zwar mit einem Schlage – wie die Buben bei dem Kartenkunststück.»
    «Und wie willst du es anstellen, sie alle zusammen zu erwischen?», fragte ich.
    «Indem ich dazu den geeigneten Moment abwarte und mich so lange auf die Lauer lege, bis sie zum Schlage ausholen.»
    «Das kann aber unter Umständen noch ziemlich lange dauern», wandte ich ein.
    «Er ist immer noch so ungeduldig, der gute Hastings! Aber so sehr lange wird es nicht mehr dauern, denn der Mann, welchen sie am meisten fürchteten – nämlich ich selbst –, steht ihnen nicht mehr im Wege. Im Höchstfalle rechne ich mit zwei bis drei Monaten.»
    Seine Worte, er stände den Großen Vier nicht mehr im Wege, erinnerten mich an Mr Ingles und seinen tragischen Tod, dabei fiel mir ein, dass ich Poirot noch gar nicht von dem sterbenden Chinesen im St.-Giles-Hospital erzählt hatte.
    Er hörte mit wachsender Aufmerksamkeit zu.
    «Also war es wirklich ein Diener von Mr Ingles, und die wenigen verständlichen Worte waren in italienischer Sprache? Merkwürdig!»
    «Ich war ständig im guten Glauben, die Großen Vier hätten auch hier wieder ihre Hände im Spiel.»
    «Deine Erwägungen sind nicht richtig, lieber Hastings, strenge doch einmal deine kleinen grauen Zellen ein wenig an. Wenn deine Widersacher bestrebt waren, dir eine Falle zu stellen, so würden sie mit Sicherheit einen Chinesen gewählt haben, der sich im Pidgin-Englisch verständlich machen konnte. Aber mit dem, was dieser Chinese sagen wollte, muss es schon seine Richtigkeit haben. Erzähle deshalb noch mal, was du glaubst vernommen zu haben.»
    «Zuallererst glaubte ich, dass seine Worte mit Händels ‹Largo› in Zusammenhang stünden, dann sagte er etwas, das so ähnlich wie Carrozza klang – das ist doch ein kleiner Wagen, nicht wahr?»
    «Und sonst noch etwas?»
    «Well, dann murmelte er noch zum Schluss so etwas Ähnliches wie Cava und Zia, vielleicht irgendeinen Frauennamen, aber ich glaube nicht, dass dies irgendwie von Bedeutung war.»
    «Da täuschst du dich aber sehr, mein lieber Hastings, das Letztere ist sogar sehr wichtig, ja von immenser Wichtigkeit!»
    «Ich kann mir leider nichts dabei denken.»
    «Mein treuer Freund, du hältst alles für unwichtig – und darüber hinaus hast du wie alle Engländer keine Ahnung von Geografie.»
    «Geografie?», wiederholte ich. «Was hat denn das damit zu tun?»
    «Ich gehe nicht fehl in der Annahme, dass Thomas Cook uns darüber erschöpfend Auskunft geben kann.»
    Wie gewöhnlich hüllte sich Poirot weiterhin in Schweigen – eine seiner aufreizendsten Eigenarten. Es entging mir auch nicht, dass er einen sehr selbstzufriedenen
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