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Die große Volksverarsche

Die große Volksverarsche

Titel: Die große Volksverarsche
Autoren: Hannes Jaenicke
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längste Teil der Dreharbeiten auf San Lucia statt. Luxus für die 40-köpfige Crew, dreht man doch meistens bei schlechtem Wetter oder in dunklen Studios ... Drehzeit war April bis Mai, also Nebensaison in der Karibik. Trotzdem war das piekfeine 250-Zimmer-Hotel am weißen Palmenstrand randvoll. Wer waren die restlichen Gäste? Deutsche Ärzte, vornehmlich Herren zwischen Ende dreißig und Ende fünfzig, von einem Pharmariesen zu einer einwöchigen »Tagung« eingeladen. Thema: Die Präsentation eines neuen Antibiotikums. Kostenpunkt für die Teilnehmer: Nullkommanix. Ein meine Leidenschaft fürs Windsurfen teilender Doktor erzählte mir eines Abends beim Surf-Verleih freimütig, dass er jedes Jahr zu einer solchen Tagung eingeladen sei, wenn er nur genügend Medikamente des einladenden Pharma-Konzerns verschreibe ...

»Eine Selbstverpflichtung [der Lebensmittelbranche] ist, als würden
Sie Einbrecher damit beauftragen, ein Türschloss einzubauen.« 78
    Ron Moonie, Universität Melbourne

    Dass unsere Lebensmittel oft eher Krank- oder Fettmacher, Chemiekeule oder Giftmüll heißen sollten, ist nichts Neues. Teilweise steht das sogar im Kleingedruckten auf den Verpackungen. Daraus werden allerdings nur studierte Chemiker schlau. Den längst überfälligen Versuch, die mysteriös verschlüsselten Inhaltsstoffe per simpler Ampel-Kennzeichnung für uns Verbraucher endlich verständlich zu machen, hat die EU mit tatkräftiger Unterstützung des deutschen Verbraucherschutzministeriums abblitzen lassen. Warum wohl? Weil die Lebensmittellobby, allen voran Konzerne wie Nestlé und Kraft Foods, nichts mehr fürchten als Transparenz und aufgeklärte Esser und Trinker ...
    KONSUMENTEN-NAVI
    Wer es noch nicht schafft, sich ausschließlich von Luft und Liebe zu ernähren, dem empfehle ich dringend den Bestseller »Die Essensfälscher« von foodwatch-Gründer Thilo Bode. Dieses Buch ist neben Titeln wie Jonathan Safran Foers »Tiere essen« und Karen Duves »Anständig essen« Pflichtlektüre für jeden vor- und nachdenkenden Bürger.

    Deshalb zahlen die Foodmultis populären Fußballnationalspielern und Sportstars wie Maria Riesch und Katarina Witt gern üppige Werbehonorare, um ihren ungesunden Junk-, Süß-, Fertigfraß unters Volk zu bringen. Wenn so topfitte Idole Nutella, Milka und Bifi bewerben, dann muss das ja wohl gesund und leistungsfördernd sein ... Wie sehr unser Verbraucherschutzministerium mit Marionetten der Lebensmittel- und Agrarlobbys besetzt ist, beweist der neueste Coup der Ministerin im März 2013: Dieser nennt sich vollmundig »Bündnis für Verbraucherbildung«, mit dem Ziel »Konsumkompetenzen von Schülern [zu] stärken«, v. a. im Bereich Ernährung. Die Sponsoren sind, jetzt kommt’s: McDonald’s, Edeka und Metro. 79 Wie bitte?!? Mit dieser Kooperation ebnet das Ministerium dem größten Junkfood-Hersteller der Welt den Weg in deutsche Schulen und zu unseren Kindern. Na wunderbar! »Unverfrorener kann man den Bock nicht zum Gärtner machen«, sagt ein Foodwatch-Geschäftsführer. Und wer immer noch denken sollte »ach, so ungesund kann der Kram von Mäcky nicht sein«, der möge sich bitte einmal die US-Kino-Doku »Supersize Me« anschauen.
    Ähnlich verlogen und korrupt wie das Verbraucherversch(m)utzministerium agiert Dirk Bach, Chef des Nationalen Olympischen Komitees Deutschlands (NOK): Er startet eine Schulsport-Initiative, eigentlich eine gute, wichtige Sache. Aber wer ist der Sponsor? Richtig, der Weltmonopolist der Zuckerbrause, Coca-Cola! Aber Herr Bach hatte ja auch keine Probleme damit, die Olympiade 2008 entgegen jeglichen olympischen Grundsätzen im kommunistischdiktatorischen China abzuhalten. Vermutlich schielt er auf den Posten von Jacques Rogge, dem derzeitigen Vorsitzenden des Internationalen Olympischen Komitees IOC, das genau wie die FIFA ihre Spiele an diejenigen Länder vergibt, die am meisten zahlen.
    Doch glücklicherweise berichten die Medien seit Jahren immer wieder ausführlich über Gammelfleisch, Schweinepest, Diabetesanstieg,
Etikettenschwindel, Massentierhaltung etc. Und auch Verbraucherschutzorganisationen wie foodwatch machen der Lebensmittelmafia das Lügen zunehmend schwerer. Daher beschränke ich mich beim Thema Lebensmittelindustrie auf ein Produkt, das man nicht ad hoc mit kriminellen Machenschaften, Antibiotika, Wachstumshormonen oder anderen Leckereien aus der Giftküche der Lebensmittelchemie assoziiert: auf den guten alten Wein.

    »Wine is constant proof
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