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Die große Volksverarsche

Die große Volksverarsche

Titel: Die große Volksverarsche
Autoren: Hannes Jaenicke
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Deutschland kontinuierlich an. Drei Millionen waren es allein im Jahr 2011 72 . Welche davon überhaupt irgendeinen ohnehin fraglichen Nutzen haben, weiß niemand. Denn Ergebnisse in der Pharmaforschung müssen nicht veröffentlicht werden. Nachdem Nycomed für rund 9,6 Milliarden Euro von dem japanischen Pharma-Riesen Takeda geschluckt worden war, geschah es – zehn Jahre nach Beginn unserer kleinen Protestbewegung: Das »Institut für Pharmakologie und Präklinische Arzneimittelsicherheit« wurde geschlossen. Keine Tierversuche mehr in Barsbüttel. Natürlich gibt es noch viel anderen Dreck in der »sauberen« Welt der Pharmaindustrie – trotzdem gut, dass wir angefangen haben, vor der eigenen Haustüre zu kehren.

    Claudia Pless, Freie Journalistin

    Gemäß dem christlichen Missverständnis, der Mensch sei die Krone der Schöpfung, sind Tierversuche ein trauriges Nebenprodukt des menschlichen Wunsches, Krankheiten bekämpfen zu können. Aber wo bitte bleibt das christliche Konzept der Nächstenliebe, wenn die Medikamentenversuche nicht an Tieren, sondern an ahnungslosen Indern und Afrikanern gemacht werden? Laut indischem Gesundheitsministerium sind allein bei Tests des Gerinnungshemmers Xarelto von Bayer 138 Menschen gestorben. 73 Pfizer wurde vor einem US-Gericht angeklagt, weil der Konzern Versuche an nigerianischen Kindern durchgeführt hatte, und zwar ohne Wissen der Eltern. Beispiele für solche Verbrechen gibt es leider viele. Ein krasser Widerspruch zu dem Image, das die Pharmaindustrie in ihren Werbekampagnen kreiert: Saubermänner und -frauen, die nur die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen im Sinn haben ...
    Die Vielhilftviel-Masche
    »Ein guter Arzt«, sagte neulich eine erfahrene Internistin mit eigener Praxis zu mir, »vermag mit einem Handtuch mehr auszurichten als mit ’ner ganzen Apotheke.« 74 Das wäre allerdings ganz und gar nicht im Sinne der Gesundheitsindustrie. Deren Lieblingspatienten sind vielmehr jene, die schon zum Frühstückskaffee fünf bis zehn verschiedene Pillen und Kapseln schlucken. Wie bitte? Medikamentenrückstände sollen auf Dauer die Leber schädigen? Nicht so schlimm, dagegen gibt es bestimmt auch ein Mittelchen. Und um ganz sicherzugehen, dass es (dem Umsatz) wirklich hilft, geben die Arzneimittelhersteller vorsorglich lieber eine etwas höhere Dosierungsempfehlung. Das steigert jedoch nicht nur den Absatz des Präparats, sondern auch das
Risiko von Nebenwirkungen. Insbesondere bei empfindlichen und älteren Patienten. »Als Ärztin«, so die Internistin, »habe ich inzwischen immer häufiger die Nebenwirkung der Nebenwirkung zu behandeln. Das macht keinen Spaß mehr.« Da wären zum Beispiel die weitverbreiteten Medikamente zur Behandlung von Sodbrennen: Wirkstoffe wie der Protonenpumpenhemmer (PPI) Omeprazol unterdrücken dauerhaft die Bildung von Magensäure, sodass das mit der Nahrung aufgenommene, lebensnotwendige Calcium nicht mehr ausreichend absorbiert, sprich verwertet werden kann. Mögliche Folge: Vermehrte Hüft-Frakturen. Trotzdem werden diese Präparate weiterhin großzügig eingenommen ...
    KONSUMENTEN-NAVI
    Weitverbreitete Leiden wie Sodbrennen, Erkältung und Erschöpfungszustände lassen sich mit gesunder Ernährung und Lebensführung vermeiden und behandeln.
    Und für die Volkskrankheit Rückenschmerzen gilt: Richtiges Sitzen und regelmäßige Bewegung bringen mehr als zig Tuben Voltaren.

    Auch alle fettlöslichen Vitamine wie die Vitamine A und D können dem menschlichen Körper bei Überdosierung schaden, mitunter sogar erheblich, weil sie nicht über die Niere ausgeschieden, sondern im Körper akkumuliert werden. So erhöht eine Überdosierung des sogenannten Sonnen-Vitamins (D) möglicherweise das Risiko, an Bauchspeichelkrebs zu erkranken. Und zu viel Vitamin A über lange Zeit eingenommen kann unter anderem zu Kopfschmerzen, Hauttrockenheit und Haarausfall
führen. Selbst mit dem Superstar Vitamin C ist nicht zu spaßen; denn wer sich davon große Mengen gönnt, läuft Gefahr, Nierensteine zu bekommen. Doch was machen die ach so verantwortlichen Pharmakonzerne in oft enger Kooperation mit Apotheken und Ärzten? Sie lancieren und bewerben ihre teuren Vitaminpräparate, Grippe- und Nahrungsergänzungsmittel, was das Zeug hält. Und die Deutschen schlucken’s: 18 Millionen von uns greifen täglich zu Nahrungsergänzungsmitteln (Supplements) und spülen damit fast eine Milliarde Euro jährlich in die Kassen der Pharmakonzerne.

    Drei
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