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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut
Autoren: Madeleine L'Engle
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lösten sich aus der Umklammerung, und der Junge glitt zu Boden. Neben ihm taumelte das magere Mammut in den Sand.
    »Ich mußte einen Pfeil zu Hilfe nehmen«, erklärte Japheth. »Aber die Wirkung hält nicht lange an.«
    Sandy blinzelte, setzte sich auf. »Danke!« flüsterte er. »Danke, Jay!«
    Japheth zuckte verlegen die Schultern. Die drei Seraphim schauten schweigend zu.
    »Was ist denn dir zugestoßen?« fragte Sandy. »Du bist ja verletzt!«
    »Es ist nicht weiter schlimm«, versicherte Japheth. »Die Seraphim haben die Wunde gereinigt.«
    »Geht nach Hause!« befahl Admael. »Sandy, du solltest Japheth behilflich sein. Er ist schwächer, als er glaubt.«
    »Sagt mir endlich, was geschehen ist!« rief Sandy.
    Japheth lachte. »Ich hätte nie gedacht, daß ich jemals einem Mantichora dankbar sein würde. Jetzt bin ich es. Wäre es nicht plötzlich im Zelt aufgetaucht, hätten mich Tiglahs Leute umgebracht.«
    Das magere Mammut drängte sich an Sandy. »Schon gut«, sagte er besänftigend, »du bleibst bei uns.« Und zu Japheth: »Was ist mit den beiden?«
    Japheth zuckte die Schultern.
    »Wahrscheinlich nichts«, sagte Akatriel. »Ich sah das Mantichora weinend davonlaufen. Von seiner Stirn fiel ein Pfeil, und es brüllte vor Hunger.«
    Wieder lachte Japheth. »Fast tut es mir leid.«
    »Geht nun«, mahnte Admael. »Japheth braucht Nahrung und Ruhe.«
    »Und was ist mit dir, Einhorn?« fragte Sandy.
    Noch während er es anschaute, begann es zu verflackern, sich aufzulösen.
    Japheth sagte: »Das Einhorn weiß, daß wir es nicht mehr brauchen.«
    Nur noch ein Schimmer lag in der Luft, und der Duft von Mondstrahlen und Silber.
    Am Abend waren alle wieder im großen Zelt vereint. Japheth ruhte, blaß, aber lächelnd, auf einem Stapel weicher Felle und ließ sich von Matred mit Brei füttern.
    Das magere Mammut hatte sich satt gefressen und lag zwischen Higgaion und Selah.
    Sandy und Dennys grinsten einander immer wieder erleichtert zu.
    Anah wirkte betroffen. »Ich schäme mich so. Daß mein Vater und mein Bruder… Und daß meine Schwester sich dazu hergab… Ich dachte, sie mag den Sand. Ich weiß nicht, was in sie alle gefahren ist. Könnt ihr mir verzeihen?«
    »Du hast nichts damit zu tun, Tochter«, sagte Noah begütigend.
    »Aber wenn ich mir vorstelle, daß sie sich deiner Weingärten bemächtigen wollten! Und daß sie die Absicht hatten, den Sand und Japheth zu töten…«
    »Belaste dich nicht damit«, sagte Matred und strich auf Japheths Wunde heilende Salbe, die O-holi-bamah zubereitet hatte.
    »Haben wir es jetzt überstanden?« fragte Elisheba. »Oder werden sie nun etwas anderes aushecken? Ich meine nicht deinen Vater und deinen Bruder, Anah. Ich meine die Nephilim.«
    Darauf wußte keiner eine Antwort.
    Sandy überlegte. »Der Nephil Rofocal hat Tiglah und die beiden Männer für seine Zwecke benützt. Sie sind keine guten Menschen – verzeih mir, wenn ich das sage, Anah -, aber sie wären nie von selbst auf den Gedanken gekommen, mich zu entführen. Falls es die Nephilim wirklich auf Dennys und mich abgesehen haben, werden sie einen neuen Plan fassen.«
    »Warum stellen sie euch nach?« fragte Japheth.
    Sandy sagte: »Sie wissen, daß wir nicht hierher gehören.«
    Noah strich sich über seinen Bart. »Doch. Ihr gehört zu uns. Wir haben euch liebgewonnen.«
    Matred fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Und dennoch hast du gesagt, Mann, für die beiden sei kein Platz in der Arche.«
    »Keine Sorge«, wandte Dennys hastig ein. »Das ist uns bewußt. Die Nephilim haben mit ihrer Ansicht nicht ganz unrecht.«
    »Aber erst einmal bauen wir mit euch die Arche«, sagte Sandy.
    Yalith und O-holi-bamah hatten einander an den Händen gefaßt. »Noch bleiben wir beisammen«, sagte O-holi- bamah. »Bis das Schiff fertig ist, dauert es mindestens zwei Monde. Und da wir einander so gut kennengelernt haben, wird nichts uns endgültig trennen.«
    Japheth stimmte ihr zu. »So wie uns nichts von Großvater Lamech trennen kann.«
    Yalith nickte und hielt die Tränen zurück. Sandy war heil zurückgekehrt. Und Japheth würde wieder gesund werden. Nein, das war keine Zeit für dumme Tränen.
    Sie schwiegen eine Weile. Dann öffnete Noah einen neuen Weinschlauch. »Meine Liebe zu euch allen ist zu groß für schwache Worte. Wir sind froh, daß ihr gekommen seid, Zwillinge. Aber bald, fürchte ich, werdet ihr uns verlassen?«
    »Nicht, ehe wir euch geholfen haben, die Arche zu bauen«, sagte Sandy mit
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