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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung
Autoren: Achim Müller Hale
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Brauchitsch und Generalfeldmarschall Göring.
    Ein einziger Fotograf des Propagandaministeriums hatte Zugang zu dem Gelände erhalten und hielt den Augenblick aus nächster Nähe fest. Nach der Unruhe, die durch den mysteriösen Tod zweier hoher Offiziere in Kreisen der Wehrmacht entstanden war, kam der symbolische Akt der Geschlossenheit zum geeigneten Zeitpunkt.
    Der Minister für Volksaufklärung und Propaganda trat aus der Reihe der Paladine hervor, postierte sich in der Mitte des verbliebenen freien Platzes und hielt mit unverhülltem Stolz über diese ihm erwiesene Ehre die kurze Festrede. Er pries die neuerliche Großtat unseres geliebten Führers und das Glück diesen weltgeschichtlichen Moment an Ihrer Seite miterleben zu dürfen . Es waren die üblichen Huldigungen, so oft wiederholt, dass man kaum mehr hinhörte. Dennoch verstanden alle Anwesenden die versteckte Botschaft. Nach den nicht enden wollenden Gerüchten der zurückliegenden Monate war es eine unmissverständliche Bestätigung dafür, dass Goebbels das Vertrauen des Führers zurückgewonnen hatte. In der vordersten Reihe der Besuchertribüne, umringt von ihren sechs Kindern, das Jüngste auf dem Schoß haltend, strahlte eine glückliche Magda.
    Adolf Hitler, der unbeschränkte Herrscher Mitteleuropas, mächtiger als je ein Deutscher zuvor, hatte mit sicherem Instinkt für maximalen Effekt entschieden, die Veranstaltung zu nutzen, um noch ein weiteres Zeichen zu setzen. Als die Goebbels ’ sche Lobpreisung zu Ende gegangen war und die Menge Gelegenheit zu ausgiebigen Heilrufen gehabt hatte, wandte er sich um, stellte sich in zwei Metern Abstand vor Göring auf und streckte den rechten Arm aus zu einem theatralischen Salut. Göring, unsicher, was ihn erwartete, hob zur Erwiderung seinen Marschallstab wie ein Königszepter an.
    Einige endlos lange Sekunden standen sich die beiden gleich großen Männer stumm gegenüber. Schließlich nickte Hitler kurz und ernst und wandte sich an die Umstehenden: »Männer der Großdeutschen Wehrmacht und der SS, Volksgenossen und Volksgenossinnen! Hier stehen wir versammelt als Zeugen des Aufstiegs des Deutschen Reichs zur beherrschenden Macht Europas und somit zu einer führenden Macht in der Welt. Dass uns diese Gunst zuteil geworden ist, ist die Frucht eines jahrzehntelangen, unermüdlichen Ringens. In all diesen Jahren hat ein Mann an meiner Seite gestanden und gekämpft, erst um das deutsche Volk, dann um die Ausrottung der kommunistischen Gefahr in unserem Land und schließlich um die Beseitigung des Diktats des Versailler Vertrages, der unsere Nation so bitter geknechtet hatte. Und ich weiß, er wird unerschütterlich an meiner Seite stehen, wenn unser großes, blühendes Reich in der Zukunft vor neue Herausforderungen gestellt werden sollte. Er ist daher wie kein anderer dazu berufen, sollte mir während der kommenden Kämpfe etwas zustoßen, als Führer des deutschen Volkes an meine Stelle zu treten.«
    Hitler machte einen Schritt auf seinen alten Mitkämpfer zu und schüttelte ihm pathetisch die Hand. Er hatte Göring wie einen reuigen Sünder zurück ins erste Glied geholt, ja herausgehoben über alle anderen, die vor Jahren in einem nie veröffentlichten Geheimerlass festgelegte Nachfolgeregelung vor aller Welt bekannt gegeben und ihr damit letzte Gültigkeit verliehen. Die Reihen waren nun fest geschlossen für den kommenden Krieg.
    Hitler wollte sich zu der bereitstehenden Limousine begeben, doch Göring, mit feucht werdenden Augen, stellte sich in seinen Weg. »Mein Führer! Mit Ihnen gehe ich durchs Feuer, auf immer und ewig!«

Epilog 2
    Das Pfeifen war ohrenbetäubend. Die Bremsen des Zuges schrien gellend auf unter der Last von Lokomotive und acht Waggons. Der diensthabende Schaffner der mittelenglischen Kleinstadt Banbury winkte energisch mit seiner Kelle am ausgestreckten Arm, bis die Räder zu einem außerplanmäßigen Stillstand gekommen waren.
    »Warum halten wir?« Premierminister Chamberlain blickte irritiert von seinem Redemanuskript auf. Er war auf dem Weg zu einer Konferenz seiner Partei in Birmingham, um zur Innenpolitik der Regierung zu sprechen, und versuchte die relative Ruhe der Zugreise zu nutzen, um letzte Vorbereitungen zu treffen.
    Sein Begleiter Horace Wilson zog die Fensterscheibe herunter und streckte den Kopf heraus, auf der Suche nach der Ursache.
    »Du wirst es nicht glauben, Neville. Es ist dieser gottverdammte Churchill. Wie es aussieht, hat er das Bahnhofspersonal
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