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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung
Autoren: Achim Müller Hale
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ihn mit voller Wucht auf der linken Stirnseite. Taumelnd suchte er Halt, während er spürte, wie warmes Blut in sein Auge zu laufen begann. Durch das Schwindelgefühl einer beginnenden Ohnmacht drang die zornige Stimme Struttners zu ihm. »Sie elender Krüppel! Ich tue der Welt einen Gefallen, wenn ich Sie ausmerze.«
    Er begann zu torkeln und hörte bald auf, einzelne Knüppelschläge wahrzunehmen. Der Schmerz war überall und betäubte seine Sinne. Seine Augen schwollen rasch zu oder liefen voller Blut, er konnte den Unterschied nicht mehr ausmachen. Schließlich versagten seine Kräfte, sein rechtes Knie gab nach und sein steifes Bein ließ ihn nach vorne kippen statt zu Boden zu sinken. Halb bewusstlos umklammerte er Struttners Rumpf und drückte sein Gesicht Schutz suchend gegen den Bauch seines Gegners. Struttner umfasste Clarsons Kopf und rammte sein Knie mehrmals in die ihm schutzlos ausgelieferte Magengrube.
    Unter den Einschlägen stöhnend, kämpfte er verzweifelt dagegen an, das Bewusstsein zu verlieren, in der Gewissheit, dass Struttner auch dann nicht von ihm ablassen würde, sondern erst dann, wenn er tot auf dem Waldboden läge. Mit seiner rechten Hand tastete Clarson so lange, bis sie ihr Ziel erreicht hatte, er umfasste es und zog es in einer Kraftanstrengung zurück vor seine Brust.
    Struttner packte ihn an den Haaren und riss seinen Kopf zurück. Clarson konnte das Gesicht nicht mehr deutlich ausmachen, dennoch schien es ihm, als habe der Offizier ihn anspucken wollen. Doch was Struttner nun sah, ließ ihn jäh innehalten. Sein Blick fiel auf seinen SS-Dolch in der Faust des Engländers, dessen zweiundzwanzig Zentimeter lange, glänzende Stahlklinge bedrohlich auf seinen Bauch zeigte.
    Im gleichen Moment bündelte Clarson in einem verzweifelten Akt sämtliche Reserven, die ihm noch geblieben waren, in seinem rechten Arm und ließ ihn vorschnellen. Das Mantelleder unterhalb des Koppels leistete einen kurzen Widerstand, danach versank das Messer geschmeidig bis zum Schaft im Leib des Obersturmführers.
    Struttner gab ein tiefes, langgezogenes Grunzen von sich und stierte Clarson mit aufgerissenen Augen an, nicht wütend, bloß aus der Fassung gebracht von seiner eigenen Verwundbarkeit. Er machte zwei kurze Schritte nach hinten, umfasste den Dolch mit beiden Händen und riss ihn entschlossen und unter Stöhnen heraus. Das Manöver schien ihm größere Schmerzen zu bereiten, als es das Eindringen der Klinge getan hatte. Unterhalb des Mantels begann das Blut, an seinen Hosenbeinen herunterzulaufen. Er ließ den Dolch fallen, riss Gürtel und Mantel auf, um den Blutstrom durch den Druck seiner Hände aufzuhalten. Doch seine Uniform sog sich weiter voll mit Blut und verfärbte sich so in ein noch tieferes Schwarz. Das Messer musste eine seiner Nieren durchstochen haben.
    Röchelnd wanderte Struttner gekrümmt ein paar Schritte umher, dann sank er nieder, den Rücken halb gegen einen Baum gelehnt, wo er stumm zu zittern begann, während sein Atem schwerer wurde und in ein Hecheln überging.
    Clarson war unweit daneben zu Boden gegangen.

49
    Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er die Augen wieder aufschlug. Ariane kniete neben ihm und tupfte die Wunde an seiner Stirn ab. Mit ihrer Hilfe schaffte er es, sich trotz der Schmerzen langsam zu erheben. Er verharrte einen Augenblick, bis das Schwindelgefühl nachgelassen hatte und die Schwärze vor seinen Augen einem halbwegs klaren Sichtfeld gewichen war.
    Struttner lag noch immer in der gleichen Position, Kopf und Schultern an einer Eiche abgestützt, die Hände auf die Wunde gepresst. Sein Hecheln war schneller geworden, das Zittern hektischer. Seine Züge waren vom Schmerz verzerrt, die Mundwinkel zuckten. Doch er gab keinen Laut, nicht einmal ein Wimmern von sich. Ariane trat dicht an ihn heran, ignorierte die sie fixierenden Augen und begann die Taschen seiner Uniform zu untersuchen. Struttner rührte sich nicht, vermochte sich nicht mehr zu wehren und warf ihr zornige, ungläubige Blicke zu. Er bewegte verkrampft die zitternden Lippen, als wollte er Worte formen, doch Ariane schenkte dem keine Beachtung und wühlte weiter in seinen Innentaschen.
    Clarsons trockener Rachen reizte ihn zu husten, aber der stechend schmerzende Brustkorb ließen ihn innehalten. Tief gekrümmt quälte er sich zu seinem Stock, der kaum zwei Meter neben ihm auf dem Waldboden lag. Gestützt auf das vertraute Utensil, schickte er sich an, den Dreck vom Anzug zu
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