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0043 - Die Geister-Lady

0043 - Die Geister-Lady

Titel: 0043 - Die Geister-Lady
Autoren: A.F. Morland
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Mit einem lauten Knall flog die Tür auf. Fürst Plotkin, ein wahrer Hüne von Mann, wirbelte in das Schlafzimmer des Gärtners. Sein herbes Gesicht mit den unzähligen Falten war grau vor rasender Wut. Seine Augen funkelten bösartig.
    Andrej Igorow schnellte im Bett hoch. Anja Plotkinowa stieß einen heiseren Entsetzensschrei aus, als sie ihren Mann heranstürmen sah.
    Die Situation war eindeutig. Sowohl Anja als auch ihr Geliebter waren splitternackt. Die Kissen waren zerwühlt und die Decken in Unordnung geraten.
    Mit gefletschten Zähnen und einem triumphierenden Grinsen baute sich der Fürst vor dem breiten Bett auf. Er schüttelte – erfreut über die große Angst der beiden – langsam den Kopf.
    »Täubchen, Täubchen!«, sagte er vorwurfsvoll zu seiner Frau.
    »Herr…«, wollte der zitternde Gärtner beginnen.
    »Du schweigst, Elender!«, brüllte ihn Plotkin an. »Ich rede mit meiner Frau und nicht mit dir, du Klumpen Dreck!«
    »Du darfst ihn nicht beleidigen!«, schrie Anja Plotkinowa mutig.
    Der Fürst lachte aus vollem Hals. »So, so. Sieh an, meine untreue Frau sagt mir, was ich tun und lassen soll. Das wird ja immer schö- ner. Ich erwische dich mit diesem Bauernbalg im Bett, und du machst mir Vorschriften!«
    »Es wäre niemals so weit gekommen, wenn du…«
    »Ach, nun bin ich daran schuld, dass du dich mit diesem Kerl eingelassen hast.«
    »Wer denn sonst? Ich habe viele Jahre versucht, dir eine gute, liebende und treue Frau zu sein, Micha. Aber du hast dich schon in den ersten Jahren unserer Ehe von mir abgewandt. Ich war selbst sehr unglücklich darüber, dass ich dir keine Kinder schenken konnte, aber das ist nun mal nicht zu ändern…«
    »Und da dachtest du, versuch’ ich’s doch mal mit dem Gärtner. Vielleicht liegt’s nicht an mir, dass ich keine Kinder kriegen kann, sondern an meinem Mann! Oder dachtest du, wenn schon keine Gefahr besteht, dass du schwanger wirst, kannst du’s ja mit jedem treiben!«
    »Warum bist du nur so grausam?«, kreischte Anja Plotkinowa verzweifelt. Sie wollte die gehässigen Reden des Fürsten nicht mehr hören und presste sich wild die Hände auf die Ohren.
    Er stieß wieder sein satanisches Gelächter aus.
    »Ich wollte Liebe!«, schrie Anja mit tränenerstickter Stimme. »Ich habe ein Recht auf Liebe, denn ich bin ein Mensch wie du, Micha Plotkin! Aber das hast du niemals akzeptiert. All die Jahre hast du mich wie ein Stück Dreck behandelt. Ich wollte daran nicht zerbrechen. Ich habe dir mehrfach vorgeschlagen, mich fortgehen zu lassen, aber davon wolltest du nichts wissen. Ich war deine Leibeigene. Du hast mich als deinen persönlichen Besitz angesehen, wie eines deiner Reitpferde, das du mit der Peitsche blutig schlägst, wenn du missgelaunt bist. Es musste eines Tages so kommen, wie es gekommen ist. Dieser Mann hier gibt mir alles das, was mir ein Leben lang versagt blieb. Ich konnte nicht anders. Ich musste zugreifen, denn ich hielt dieses glücklose Leben an deiner Seite nicht mehr aus. Es hätte mich umgebracht. Ich wäre an seelischem Kummer zugrunde gegangen…«
    Der Fürst zog die buschigen Brauen zusammen. Er funkelte seine Frau hasserfüllt an.
    »Nun, Anja, ich kann keinen Unterschied sehen. Ob du nun an seelischem Kummer zugrunde gehst, oder an dem, was ich mir für dich ausgedacht habe…« Seine Stimme war unheimlich spröde geworden. Und sein Gesicht war nun härter als Granit. Er atmete schnell. Sein mächtiger Brustkorb hob und senkte sich rasch. Fürst Plotkin war so kräftig, dass er mit einem Bären kämpfen konnte.
    Man erzählte sich, dass er vor Jahren einmal in ein Rudel von Wölfen geraten war. Er hätte viele von ihnen mit bloßen Händen erwürgt, und die anderen hätten heulend Reißaus genommen. Das war Micha Plotkin. Ein unerschrockener, grausamer Teufel.
    Der Gärtner ballte verzweifelt seine schwachen Fäuste. »Ich werde nicht zulassen, dass Sie Anja etwas zuleide tun!«, stieß er gepresst hervor, und der Schweiß rann ihm in Strömen über das Gesicht.
    »Was willst du dagegen tun?«, fragte ihn Plotkin höhnisch grinsend.
    »Ich werde mich schützend vor sie stellen!«
    »Das hört sich zwar recht schön an, aber du glaubst doch nicht etwa im Ernst, Andrej Igorow, dass ein Kerlchen wie du mich von irgend etwas abhalten kann!«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Ein Versuch, der von vornherein zum Scheitern verurteilt ist!«, knurrte der Fürst.
    »Ich werde Anja mit meinem Leben verteidigen!«, schrie der Gärtner,
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