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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin
Autoren: Robert Hueltner
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Hochachtung zu entnehmen, »Sie wären gar kein so schlechter Gendarm nicht!«
    Kajetan schüttelte den Kopf und wandte sich wieder zur Müllerin, die zusammengesunken auf ihrem Stuhl saß.
    »Und… wo ist der Urban jetzt?«
    Ihre Augen schienen nicht mehr zu leben. Sie blickte durch ihn hindurch.
    Kaneder trat einen Schritt vor. »Das tat mich auch interessieren«, sagte er, »diesen Hund, wenn ich in die Finger krieg!«
    Die Müllerin hatte die Frage offenbar nicht gehört. Sie stützte sich mit der rechten Hand auf die Stuhllehne, schob sich mühsam hoch und ging mit schlurfenden Schritten zu einem Hebel an der Wand. Ohne einen der beiden Männer anzusehen, und als wäre ihr gerade etwas anderes in den Sinn gekommen, begann sie in beiläufigem Tonfall zu sprechen.
    »Es ist früher hie und da geschehen, daß sich ein Hund ins Mühlwerk verirrt hat. Wie der Müllner dann runter ist, ist schon nicht mehr viel übrig gewesen als ein paar Fetzen Haut. Das lassen wir den Ratzen, hat der Müllner immer gesagt, die wollen ja auch leben, eine jede Kreatur will leben.«
    Kajetan starrte sie ungläubig an. Sein Blick wanderte zu Kaneder. Der Wachtmeister war kreidebleich geworden.
    »Stell deine Mühl ab, Marie«, sagte er heiser.
    Die beiden Männer hatten sich ausgesprochen. Kaneder hatte Kajetan erklärt, daß er von illegalen Waffengeschäften in der Nähe Sarzhofens gehört und ihn verdächtigt hatte, damit in Verbindung zu stehen. Kajetan hatte verständnisvoll genickt.
    Wie zur Entschuldigung ließ der Wachtmeister schließlich beim Bräu anschirren und begleitete Kajetan zum Zug.
    Als die Kutsche die Brücke passierte, sagte der Wachtmeister: »Seit ich in Sarzhofen bin, plagt mich die Geschieht. Sie werdens mir nicht glauben, aber ich hab die Krätzen deswegen gekriegt. Immer hab ich gewußt, daß da was ist. Wie ein unguter Geist ist es zwischen den Leuten gewesen, jeder hat was geahnt, aber keiner was gewußt. Ich hab wieder und wieder die Protokolle durchgeschaut. Da sind Widersprüche drin gewesen, die jedem, auch wenn er noch weniger Hirn hat wie der alte Sinzinger, auffallen hätten müssen. Und ein Protokoll hat gleich ganz gefehlt. Dann hab ich mir auch noch die Prozeßakten bringen lassen und gelesen, wie sie den armen Teufel auf dem Gericht eingewickelt haben, bis er schließlich nicht mehr aus hat können. Aber zu beweisen war nie was!«
    Der Wagen polterte über die Brücke. Als die Räder wieder die Schotterpiste unter sich hatten, pendelten die Körper der beiden Männer gegeneinander. Kajetan war in Gedanken versunken.
    »Was werdens jetzt tun?« fragte er leise.
    »Dem Landthaler wirds schlecht gehen, das versprech ich. Daß er damals eine falsche Aussag gemacht hat, ist zwar nicht mehr strafbar, aber den wird ich zwifeln, bis er sich nimmer aus dem Haus traut. Dem brenn ich schon eine Straf drauf, wenn er bloß an die Hausmauer biselt.«
    »Und der Sinzinger, der alte Wachtmeister? Der Doktor hat ihm ja damals wohl das Haus gelassen, damit er eine Ruh gibt.«
    »Der Sinzinger hat alles rausgekriegt, weil sich der Marti bei seiner Vernehmung so dermaßen deppert angestellt hat. Er hat aber nichts davon ans Gericht weitergegeben.«
    In der Ferne war das Signal einer Lokomotive zu hören. »Hüah!« Kaneder trieb das Pferd an.
    »Das Haus, glaub ich, war ihm gar nicht das Allerwichtigste«, fuhr er, eine Spur hastiger, fort, »nein, da muß noch was anderes gewesen sein. Er hat Angst gehabt. Der Doktor war einflußreich, er war der angesehenste Mann im ganzen Gäu. Es darf nicht sein, muß er sich gedacht haben, daß da was gestört wird. Es bringt Unruhe, wenn die Obersten sich als die größten Bazis rausstellen. So muß er gedacht haben.«
    Kajetan neigte seinen Kopf zu ihm, ohne ihn anzusehen. »Aber auch wenn man ihn nicht mehr anzeigen kann: Wenigstens die Rente kann man ihm doch nehmen?«
    Kaneder sah auf die Straße und schlug die Zügel. Wieder war das Signal des ankommenden Zuges zu hören, dieses Mal bereits lauter. »Der Sinzinger braucht keine Rente mehr«, sagte er ungerührt, »heut mittag hat ihn seine Hausfrau im Dachstuhl gefunden.«
    Kajetan starrte Kaneder an. Der Gendarm erwiderte seinen Blick offen und schüttelte entschlossen den Kopf. »Hie und da derbarmt mich einer, den ich erwisch. Der nicht!« Kaneder schlug die Zügel auf den Rücken des trägen Rosses. »Aber jetzt sagens mir bloß noch, wieso auch das Madl vom Marti hat draufgehen müssen.«
    »Die Mia ist die einzige
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