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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin
Autoren: Robert Hueltner
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an jemanden, dem sie früher einmal sehr nahe gestanden war, und bat ihn um Hilfe. Nach kurzer Zeit war das Mädchen gefunden. Sie selbst hatte sich vergewissern müssen und eine Bettlerin im »Steyrer« gespielt.
    Die Müllerin erzählte, wie sie Marti bei ihrem nächsten Besuch mitteilen mußte, wo sie Mia gefunden hatte.
    »>Martl<, sag ich und weiß gar nicht, wie ich es anfangen soll, >Martl, es ist nicht gut gegangen mit der Mia. Sie ist in München.. .< >Ja<, sagt er, >und? Wie gehts ihr? Was hat sie für eine Arbeit?< >Martl<, sag ich, >eine anständige Arbeit ist das nicht, was die Mia da tut.< >Und wo<, fragt er mich, >ist sie da?< Ich erzähl noch, daß er den vielleicht kennt, mit dem ich sie gesehen hab. Der junge Urban wärs, der doch auch in Sarzhofen aufgewachsen ist. Da werden seine Augen auf einmal so groß, daß ich das Fürchten krieg. Und da hat er mir alles erzählt.«
    »Du hast nichts geahnt zuvor?«
    »Nichts hab ich gewußt, gar nichts.« Sie nickte erschüttert. »Und von da an hättest eher ein wildes Vieh einsperren können als den Marti daran zu hindern, daß er ausbricht. Eines Nachts ist er vor der Mühle gestanden. >Was willst jetzt tun, Martl?< frag ich ihn. Er aber sagt nichts, nimmt sich ein Gewand vom Hans, sein Radi und fährt nach München. Einmal, gleich zu Anfang, hat er einen erwischt von den Luden, wie der in der Früh grad aus dem Haus ist, in dem sie gewohnt hat.«
    Kajetan Puls schlug heftig. Sie bemerkte nichts.
    »Aber er hat dann gemerkt, daß er nicht so einfach an den Urban herankommt. Schließlich ist er angeschossen worden, als er dem Urban seine Wirtschaft anzünden wollt. Ganz schwach ist er gewesen, wie er wieder bei mir aufgetaucht ist. >Martl!< sag ich, >Martl! Du warst zwanzig Jahr im Zuchthaus! Da war noch ein König dran, dann der Krieg, die Revolution! Alles ist anders geworden! Vom erstbesten Auto läßt du dich zusammenfahren, du kennst dich nicht mehr aus, und da oben in München, da kennst du dich erst recht nicht mehr aus. Aber hier<, sag ich, >da kennst du dich aus, und da kenn auch ich mich aus.<«
    »Was habt ihr vorgehabt?«
    »Zu Anfang hab ich an den Marti hingeredet. >Martl<, hab ich gesagt, >der soll dir alles zurückzahlen, was er dir schuldig ist. Die Mia ist keine Schlechte, und damit kann sie ein anderes Leben anfangen und kommt raus aus der Schand. Bring ihn auf<, sag ich, >bring ihn dazu, daß er alles zugeben muß und daß er dir und der Mia alles zurückzahlt!< Er hat drüber nachgedacht. Wie ich ihm aber sag, er soll ihn nicht umbringen, weil er dann ist, zu was der Urban ihn damals gemacht hat - ein Mörder nämlich, da schaut er mich bloß fremd an. Wie ich dann das Gered in Sarzhofen hör, was im Zuchthaus passiert ist und daß zwei andere Gefangene bei seinem Ausbruch gestorben sind, da hab ich gewußt, daß es schon zu spät ist. Ich hab anfangs auch falsch gedacht. Vor dem Marti hat der Urban keine Angst gehabt, denn der war schnell als Närrischer abzutun gewesen. Ist denn einer noch ernst zu nehmen, dem es erst nach zwanzig Jahren einfällt, daß er doch kein Mörder ist? Nein: Angst hat er davor gehabt, daß durch andere als den Marti plötzlich ein Gered aufkommt, das irgendwann auch in München zu hören sein würd. Tja, und dann bist eh du gekommen und hast uns gesagt, daß auch die Mia nicht mehr lebt. Ich dacht, du bist ein Gendarm, der sich verstellt.«
    »Im Verstellen bist du noch viel besser gewesen, Müllnerin!«
    »Wenn du gewußt hättest, wie schwer das für mich gewesen ist. Ich hätt am liebsten geschrien. Hast du es nicht gespannt?«
    »Nein. Ich hab bloß gespürt, daß etwas nicht stimmt. Du hast getan, als könntst kaum noch gehen, dabei hast den saubersten Gemüsgarten, den ich gesehen hab. Und du hast auch getan wie eine Betschwester - aber in der Stube ist kein Kreuz zu sehen gewesen.«
    »Das hab ich im Krieg abgehängt«, sagte sie knapp.
    »Und weiter… wie habt ihr es anstellen wollen, daß der Urban sein Loch verläßt?«
    »Das war ich. Ich hab mir ja dann auch alles zusammenreimen können - daß der frühere Gendarm auf einmal zu einem so großen Haus gekommen ist, das er sich sonst nie hätte leisten können, daß der Landthaler - der gesehen haben muß, daß der junge Urban und der Eglinger in die Gasse gelaufen sind - danach auf einmal die Fischgründe am Peuntnerbach gehabt hat. Ich hab dem Urban einen Brief nach München geschrieben, wo er meinen hat müssen, daß da einer von den Mitwissern
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