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Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)

Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)

Titel: Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)
Autoren: Kathryn Littlewood
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für sie. Das Studio steht in Connecticut!
    Rose betrachtete die unzähligen Reihen begeisterter Zuschauer, die Massen von gleißenden Strahlern, die an einem Gitter unter der Decke hingen, sowie die Kameras. Es waren fünf an der Zahl. Rose versuchte sich vorzustellen, wie wichtig Lily sich wohl vorkam, während sie da vor den bewundernden Blicken der Zuschauer stand, ganz zu schweigen von den Millionen, die an den Bildschirmen zu Hause zusahen.
Das
war also der Glamour, den Rose nun verpasste, weil sie Tante Lilys Angebot, mit nach New York zu kommen, ausgeschlagen hatte.
    Rose wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Wenn sie Lily begleitet hätte, würde ihre Familie jetzt um den Küchentisch sitzen und spüren, dass etwas fehlte – und doch würde keiner von ihnen sich daran erinnern, dass es Rose oder das Backbuch jemals gegeben hatte. Rose würde sie nie wieder sehen dürfen, nicht mal auf einem Foto. Rose war sich sicher: Kein Ruhm, kein noch so rauschender Beifall wäre es wert gewesen, die Liebe ihrer Eltern und ihrer Geschwister zu verlieren.
    Andererseits, was hatte die Liebe den Glycks eingebracht? Inzwischen fühlte sich das Leben in den Straßen von Calamity Falls kalt und grau an, selbst im Frühling. Mrs Havegoods Flunkereien waren auf einmal viel einfallsloser geworden, der Bibliothekarinnen-Bücher-Bund hatte seine Ausflüge mit dem Bus eingestellt, Mr Bastables und Mrs Thistle-Bastables lodernde Leidenschaft füreinander war erloschen. Kein Gelächter, keine Magie mehr. Die Seele von Calamity Falls war welk geworden wie ein totes Blatt, und Rose wusste, sie allein war schuld daran.
    Selbst der Glanz von Devin Stetson war verblasst. Immer wieder hatte Rose ihren ganzen Mut zusammengekratzt und mit Devin Stetson gesprochen, fünf Mal, seit Lily das Buch gestohlen hatte, und zwar über zweierlei Dinge: zweimal im Schulkorridor über die Tücken der Algebra, zweimal am Verkaufstresen von
Stetsons Donuts und Automobilwerkstatt
, wieder über die Tücken der Algebra, und einmal am Ladentisch der
Glücksbäckerei
.
    »Wie geht’s?«, hatte sie gesagt, und ihr rechtes Auge hatte nervös gezuckt, wie immer, wenn sie ihm gegenüberstand.
    »Ach, schon okay.« Devin seufzte. Seine glatten Ponyfransen, die ehemals die Farbe gesponnenen Goldes gehabt hatten, waren einfach nur noch fad blond. »Der Chor von Calamity Falls hat sich aufgelöst. Keiner hat mehr Lust gehabt, zu singen.«
    »Das tut mir leid«, hatte Rose erwidert. Am liebsten hätte sie ihm über die mürrische Wange gestrichen, aber sie traute sich nicht richtig und fühlte sich zu schuldig.
    Bei der Erinnerung daran seufzte Rose und starrte Lily wütend an. Doch so sehr sie ihre Tante auch verabscheute: Die Person, mit der sie am meisten haderte, war und blieb sie selbst. Wenn sie nur ein bisschen klüger gewesen wäre, wenn sie Tante Lily nicht vertraut hätte und nicht auf ihre Schmeicheleien hereingefallen wäre, dann würden alle in Calamity Falls, die sie gern hatte, glücklich und zufrieden sein. Aber wie die Dinge standen, wurde Rose jedes Mal, wenn sie durch die grauen Straßen von Calamity Falls stapfte, an das trostlose Unheil erinnert, das sie angerichtet hatte.
    »Der Bart juckt«, quengelte Tymo und zog an dem langen grauen Bart, den ihm Vater Albert vor Stunden ans Kinn geklebt hatte. »Und der Klebstoff riecht wie eine Chemikalienfabrik. Gut möglich, dass ich ohnmächtig werde.« Ungemütlich wand er sich in seinem weiten Umhang. »Warum hab ausgerechnet
ich
so ein Walle-Walle-Outfit anziehen müssen?«
    »Es ist doch bald überstanden«, sagte Rose und tätschelte ihm die Schulter. »Ich bin ziemlich sicher, dass gleich die Fragestunde drankommt.«
    Rose zwang sich, so ruhig wie möglich zu sprechen, doch ihre Hände zitterten. Zum ersten Mal im Fernsehen aufzutreten, war nervenaufreibend genug, doch bei ihrem ersten Auftritt musste Rose gleich etwas Verrücktes machen.
    »Okay, setzt euch, setzt euch!«, rief Lily. »Jetzt ist es Zeit für unsere Fragestunde. Und währenddessen gönne ich mir mal einen von diesen
Gute-Laune-Kürbismuffins
 – wenn ihr nichts dagegen habt. Das ganze Gerede von Zimt und Ingwer hat mir Appetit gemacht.«
    Sie zwinkerte kokett, während sie das gefältelte Papierförmchen von der unteren Hälfte des heißen Muffins löste und mit ihren schimmernden Zähnen heißhungrig hineinbiss. Sie wischte sich mit der Fingerspitze den Mundwinkel. Nie blieb ein Krümel auf Lilys Lippen, nie
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