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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Autoren: Alfred Weidenmann
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Fahrt gestoppt.
    „Mich laust der Affe“, murmelte Emil, als er Purzer entdeckte. Er war außer Atem, hatte tomatenrote Ohren und stand da wie plötzlich vor den Kopf geschlagen. Bewegungslos. Außer Atem.
    „Guten Morgen, Herr Studienrat“, japste er endlich. Eine Sekunde später fügte er noch verwirrt hinzu: „Ihre Uhr scheint nicht in Ordnung zu sein, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“
    „Sie funktioniert ganz ausgezeichnet“, erwiderte Herr Purzer. „Andererseits ist dein Erstaunen durchaus berechtigt.“
    „In den ganzen vergangenen Jahren“, wagte Emil zu bemerken, „waren Sie noch nie vor Unterrichtsbeginn in der Klasse. Da könnte ich einen Eid drauf schwören.“ Die erste Verblüffung legte sich allmählich. Trotzdem war ihm die Sache immer noch höchst rätselhaft.
    „Meine fast sensationell frühe Anwesenheit hat natürlich einen Grund“, erklärte Studienrat Dr. Purzer und schmunzelte wieder. „Du wirst ihn sofort entdecken, wenn du endlich damit aufhörst, nur mich allein anzustarren. Laß jetzt gefälligst einmal deine Blicke rund um dich herum durch die Gegend schweifen.“ Emil tat es augenblicklich und entdeckte natürlich im selben Moment, daß man das ganze Klassenzimmer über das Wochenende sozusagen auf den Kopf gestellt hatte. Das bisherige Podium war samt dem Katheder und den alten Schulbänken verschwunden. Dafür standen jetzt nagelneue Tische und Stühle für die Klasse und für den Lehrer auf einem gleichfalls nagelneuen Linoleumfußboden. Die Wände waren frisch gestrichen, und die bisherige Tafel war durch zwei größere schwarze Holzflächen ersetzt, die sich auf Kugellagern wechselweise hin- und herschieben ließen.
    „Eine ganz enorme Veränderung“, bemerkte der Studienrat. „Findest du nicht auch?“
    „Ja, es riecht nach neuem Holz und frischer Farbe“, erwiderte Emil. Das war natürlich keine besonders geistreiche Antwort. Aber er glaubte inzwischen entdeckt zu haben, daß Purzers Blick schon zum zweitenmal an seinen Füßen hängenblieb. „Die Rollschuhe“, entschuldigte sich der lange Junge mit der dunklen Hornbrille. „Ich weiß natürlich, daß sie innerhalb der Schule nicht erlaubt sind. Aber ich... ich...“
    „Ich habe doch nicht ahnen können, daß ein Hornochse vom Lehrkörper schon so früh durchs Haus schnüffelt“, ergänzte Purzer den begonnenen Satz und lachte. „Vergessen wir das heute. Dafür schlage ich vor, daß du dich jetzt auf den Stuhl setzt, der deinem bisherigen Platz in den Bänken entspricht, und dann warten wir beide, bis die anderen hier aufkreuzen. Es muß ein Vergnügen sein, sie einen nach dem anderen zu beobachten, wie sie reagieren und was für Gesichter sie schneiden. Wenn ich ganz ehrlich sein will, muß ich zugeben, daß ich auf diesen Spaß nicht verzichten wollte. Er war es mir sogar wert, heute eine halbe Stunde früher aufzustehen, wie du siehst.“ Vom Korridor her waren Schritte zu hören.
    „Ich glaube, du mußt jetzt schleunigst verschwinden“, bemerkte der Studienrat halblaut. „Nummer zwei scheint einzutrudeln.“
    Emil schloß schnell die Tür hinter sich zu und rollte zwischen den neuen Tischen hindurch zu einem Stuhl, der jetzt wohl in Zukunft sein Platz in dem neu eingerichteten Klassenzimmer sein würde. Er setzte sich und stellte seine Schultasche auf den Linoleumfußboden, der so glatt und blank war wie ein Spiegel.
    „Aufgepaßt“, flüsterte Purzer verschwörerisch, ohne sich zu rühren.
    Im gleichen Augenblick flog die Tür auf, und in ihrem Rahmen erschien zuerst ein Junge mit einer ganzen Menge Sommersprossen um die Nase und beinahe gleichzeitig ein anderer in einem buntkarierten Sporthemd. Der Sommersprossige mußte sich schon draußen im Korridor ziemlich aufgeregt haben. Jedenfalls trompetete er beim Hereinkommen munter weiter. „Da kommt doch dieser Lackaffe von Hausmeist...“ Mitten im Wort blieb ihm die Luft weg, als er sich jetzt unversehens seinem Klassenlehrer gegenübersah. Die beiden Jungen standen nebeneinander wie aus den Wolken gefallen. Sie sperrten wortlos Mund und Augen auf.
    „Vielleicht habt ihr bis zum Beginn des Unterrichts eure Sprache wiedergefunden?“ meinte der Studienrat belustigt.
    „Guten Morgen, Herr Doktor“, stammelten die zwei endlich.
    „Gleichfalls guten Morgen“, grüßte Purzer aufgekratzt zurück.
    Emil Langhans streckte trotz seiner Rollschuhe die Beine aus und schlug sie übereinander. Er lehnte sich in dem neuen Stuhl zurück und
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