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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Autoren: Alfred Weidenmann
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„Kann doch niemand von uns erwarten, oder?“ Die übrigen Jungen grinsten jetzt gleichfalls, und selbst Manuel Kohl machte da keine Ausnahme. Die trübe Stimmung hatte sich so schnell, wie sie gekommen war, wieder in Luft aufgelöst. „Wir haben beschlossen, nicht die hypnotisierten Kaninchen zu spielen“, stellte Sputnik fest. Er rollte sein Badetuch zusammen und klemmte es in den Gepäckträger.
    „Dann bleibt euch aber nicht viel Zeit“, bemerkte Herr Kubatz, der zusammen mit seinem Sohn Karlchen bereits in sein knallrotes Cabrio kletterte. „Wenn ihr euch zum Beispiel vorgenommen habt, die ganze Schule anzuzünden, müßte das spätestens in der großen Pause funktionieren.“
    „Wir machen es ein paar Nummern kleiner“, versicherte Emil Langhans und feixte wieder. „Schließlich sind wir ja ausgesprochen friedliche Bürger. Mit dem Zeitpunkt allerdings, da liegen Sie goldrichtig, Herr Kubatz. Die große Pause ist unsere letzte Chance.“
    „Macht mir um Himmels willen keine größeren Dummheiten als unbedingt nötig“, rief der Chefredakteur ziemlich laut, weil er zwischendurch seinen Motor gestartet hatte.
    „Die Bombe tickt bereits“, trompetete Sputnik. „Die Lawine rollt und ist nicht mehr aufzuhalten.“
    „Na, dann bitte ich um Entschuldigung, ich wollte mich nicht einmischen“, erklärte Herr Kubatz wieder genauso laut wie zuvor. „Für alle Fälle aber toi-toi-toi !“ Er machte mit der rechten Hand eine Faust und hielt den ausgestreckten Daumen in die Luft. Sein Motor heulte auf, ein paar Fehlzündungen knallten wieder einmal wie Feuerwerksfrösche, und dann schoß der rote Flitzer in einer Staubwolke davon.
    Nur wenige Minuten später radelten auch die Jungen in ihren blauen Trainingsanzügen los. Bis zum Gaskessel am Güterbahnhof fuhren sie dicht nebeneinander wie ein Pulk beim Sechstagerennen. Jetzt kurvten sie nach und nach auseinander und verteilten sich in alle Himmelsrichtungen über die Stadt, die inzwischen aufgewacht war. Schon eine Viertelstunde später war selbst der dickliche Sputnik zu Hause, obgleich er den weitesten Weg hatte. Aber schließlich waren die Entfernungen in Bad Rittershude ja ein wenig kürzer als in New York oder Tokio.
    „Ich hab’ einen Bärenhunger“, verkündete Sputnik, als seine Mutter mit dem Frühstück kam. „Das ist nicht gerade was Neues“, erwiderte Frau Hugendubel und lächelte. „Ich bezweifle allerdings den Erfolg deiner Waldläufe, wenn du dir hinterher die Butter fingerdick auf die Brötchen schmierst.“
    „An jedem anderen Tag würde ich dir selbstverständlich recht geben“, antwortete Sputnik. „Aber Butter ist Nervennahrung, und ausgerechnet heute bin ich auf meine Nerven angewiesen.“
    Auf die Minute genau klingelte um acht Uhr die Schulglocke im Prinz-Ludwig-Gymnasium. Man konnte sie bis zum Heimatmuseum am Stadtgraben hören und natürlich bis zu Erikas Milchbar. Sie lag ja auch gleich an der nächsten Ecke.
    Aber vorerst war es ja noch nicht soweit.

Zeugnisse sind reine Glückssache
    Bereits eine gute Viertelstunde vor dem Läuten spazierte Studienrat Dr. Purzer mit ein paar Büchern unter dem linken Arm vom Lehrerzimmer über die breite Steintreppe und dann im zweiten Stock durch den langen Korridor zum Klassenzimmer der 9 B.
    Die Tür stand offen. Von den Schülern noch keine Spur. Purzer ging die zehn oder zwölf Schritte zum Fenster hinüber, blieb stehen und wartete. Er blickte an dem großen Kastanienbaum vorbei in den Hof hinunter. Die ersten Fahrräder tauchten auf. Ein Junge in einem gelben Anorak parkte sein Mofa neben den Mülltonnen. Er nahm zuerst seine Schultasche vom Gepäckständer und dann seinen Sturzhelm vom Kopf.
    Inzwischen waren von der Eingangshalle her Stimmen und Schritte zu hören. Die Geräusche wanderten über die Treppen und kamen allmählich näher.
    Studienrat Dr. Purzer drehte sich um und lehnte sich dicht neben dem Fenster mit dem Rücken an die Wand. Er schlug die Arme übereinander, schmunzelte vergnügt und blickte erwartungsvoll zur Tür, die gleich darauf mit einem ziemlichen Krach aufgerissen wurde.
    Der hochaufgeschossene Emil Langhans hatte noch seine Rollschuhe an den Füßen. Wie an jedem Morgen war er auf ihnen über die Treppen gepoltert und dann in ziemlichem Tempo durch den Korridor geschlittert. An dessen Ende hatte er dann durch ein raffiniertes Bremsmanöver beigedreht, dabei gleichzeitig mit seinem Ellbogen die Tür zum Klassenzimmer aufgestoßen und abrupt seine
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