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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Autoren: Alfred Weidenmann
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reden“, mahnte Karlchen Kubatz leise.
    „Macht euch mit eurer dämlichen Schule bloß nicht in die Hose“, explodierte Fritz Treutlein. „In einem Monat hab’ ich meine Gesellenprüfung, und die ist auch nicht zum Kichern. Zwei Tage Theorie und zwei Tage Praxis. Aber deshalb krieg’ ich noch lange nicht das große Zähneklappern.“ Er knöpfte sich bereits seine Jeans zu und versuchte gleichzeitig, mit den Füßen in seine Schuhe zu kommen. „Übrigens brauch’ ich noch jede Menge Köpfe zum Üben. Wenn ihr also einen superfeinen Haarschnitt verpaßt haben wollt oder irgendjemand aus eurer Verwandtschaft, ich stehe zu Diensten. Garantiert erstklassige Bedienung, und das Ganze kostet nicht die Bohne. Vergeßt das nicht, Freunde. Und jetzt muß ich los.“ Damit sprang er bereits auf sein Fahrrad.
    „Ein bewundernswert glücklicher Knabe“, seufzte Emil Langhans und fingerte an seiner dunklen Hornbrille herum.
    „Die einen leben halt auf der Sonnenseite“, philosophierte Karlchen Kubatz, „und die anderen krebsen im Schatten herum...“
    Eine ganze Weile war jetzt nur das Wasser zu hören, das am Steg gegen die Boote schlug, und das Krächzen der Möwen. Die Jungen zogen sich wortlos ihre Socken über die, nackten Füße, stiegen in ihre Hosen oder schlängelten sich durch die Ärmel ihrer Hemden.
    „Was ist eigentlich passiert?“ fragte der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten in das plötzliche Schweigen. Er hatte die Jungen inzwischen einen nach dem anderen aufs Korn genommen und gründlich fixiert. „Nein, die Masern sind es nicht, und es ist auch äußerst unwahrscheinlich, daß sich bei euch allen im selben Moment der Magen umgedreht hat. Das wäre ja fast so was wie ein achtes Weltwunder.“ Herr Kubatz zog an seinem linken Tennisschuh den Schnürsenkel stramm und knüpfte anschließend einen Knoten. „Was also hat euch so plötzlich die Suppe verhagelt? Noch vor ein paar Minuten seid ihr vor guter Laune fast aus den Nähten geplatzt, und jetzt laßt ihr die Köpfe hängen, als hätte man euch das Taschengeld gesperrt.“
    „Ist ganz schnell erklärt“, meinte Emil Langhans. „Wir haben hier draußen vor lauter Vogelgezwitscher und Blätterrauschen einfach für eine halbe Stunde lang ganz vergessen, was heute vormittag noch alles auf uns zukommt.“
    „Und was wäre das, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“
    „Zuerst das Klingeln, wenn die Penne anfängt“, erwiderte Emil. „Und dann das Klingeln zur großen Pause.“ Er holte tief Luft. „O du liebe Güte, daran darf ich gar nicht denken. Die Woche fängt ja gut an...“
    „Nach der großen Pause steht nämlich eine zweistündige Klassenarbeit auf dem Programm“, erklärte Hans Pigge. Er brachte gerade mit einem Kamm seine blonde Mähne einigermaßen in Ordnung. „Und daß es eine ist, die sich gewaschen hat, darauf kann man getrost literweise Gift nehmen.“
    „Ausgerechnet in Mathe“, bemerkte Manuel Kohl kleinlaut. Er hatte eine freche, lustige Stupsnase und beinahe im Gegensatz dazu ziemlich große blaue Augen, die manchmal am hellichten Tag weit offen vor sich hin träumen konnten. Leider hatten seine Eltern bereits Ende Januar von der Schuldirektion den berüchtigten blauen Brief bekommen. Gleichzeitig sozusagen als Wasserstandsmeldung und zur Warnung. Manuel hatte im Zwischenzeugnis für Physik eine Fünf kassiert und für Mathematik sogar eine Sechs einstecken müssen. In den übrigen Fächern war er spielend über die Runden gekommen. In Deutsch, Kunst und Musik war er sogar als Klassenbester durchs Ziel gegangen. Aber am Ende zählte eben nur, daß man nicht gleichzeitig in zwei Fächern die schlechtesten Noten haben durfte. So hatte die Mitteilung an die Eltern im Blumenladen am Marktplatz kurz und knochentrocken verkündet, daß die Versetzung des Schülers Manuel Kohl bedauerlicherweise gefährdet sei. Basta.
    „So eine zweistündige Klassenarbeit ist ein harter Brocken“, gab Herr Kubatz teilnahmsvoll zu. „Ich kann mir schönere Aussichten vorstellen.“ Er zog sich seine karierte Sportmütze in die Stirn. „Andererseits gibt es im Leben Dinge, vor denen man einfach nicht davonlaufen kann...“
    „Einspruch“, unterbrach Emil Langhans den Chef der Bad Rittershuder Nachrichten. „Sollen wir etwa wie hypnotisierte Kaninchen die Pfoten einziehen und ergeben in die Luft starren, wenn wir genau wissen, daß ein Blitz direkt auf uns zukommt?“ Er verzog seine Mundwinkel zu einem kleinen Grinsen.
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