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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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gelänge, gäbe es zu viele rastlose Grenzherrscher, die das versuchen würden. Grenzherrscher oder fremde Könige aus den Ländern im Osten und Süden, ruhelose Nachbarn, die Morenias Schwierigkeiten als willkommene Einladung betrachten würden.
    Rani könnte Hal zeigen, wie falsch er sie behandelt hatte, wenn sie ihm half, seine Verhandlungen mit dem Heiligen Vater abzuschließen. Sie hielt sich an diesem Gedanken fest, während sie Mair die Treppen hinabbegleitete. Sie ließ sich von dem Unberührbaren-Mädchen in ihr starres Trauergewand aus schwarzer Seide helfen. Während Mair Ranis glänzendes Haar auskämmte und es so anordnete, dass es gerade und ordentlich fiel wie das einer Jungfrau, ermahnte sich Rani, dass Morenia ihr Verhandlungsgeschick verdiente.
    Sie würde es Hal zeigen. Sie würde ihm zeigen, wie engstirnig und dumm es von ihm gewesen war, sie zu ignorieren, als sie nur Morenias Bestes im Sinn hatte… »Ich danke dir.« Rani brachte ein Lächeln zu Stande.
    »Is’ mir ein Vergnügen, Euer Ladyschaft.« Mair sprach gedehnt, verfiel wieder in die Unberührbaren-Mundart ihrer Jugend. »Nun biste bereit, es mit deinem König aufzunehmen…«
    »Ich werde es dich wissen lassen, wie das Abendessen verläuft.«
    »O nein!« Mair lief zur Tür von Ranis Raum. »Ich komme mit dir.«
    »Mair, du hast selbst gesagt, es sei ein privates Essen, in Hals eigenen Räumen. Er wird keine Zeit haben, sich um dich zu kümmern…«
    »Ja, der König wird seine Zeit wahrscheinlich nich’ mit meinesgleichen verschwenden. Aber wer weiß, ob die Männer des Königs nich einige freundliche Worte für ne Lady übrig haben?« Mair sank in einen tiefen Hofknicks und senkte den Blick auf scheinbar demütige Weise, wäre nicht dieses sinnliche Glitzern in ihren Augen gewesen.
    »Du bist immer noch hinter Farsobalinti her?«
    »›Hinter ihm her sein‹ klingt, als wäre ich eine läufige Hündin.«
    »Dann willst du sein Interesse erwecken? Zeit für einen treuen Anhänger des Königs erübrigen?« Rani grinste. »Ist das besser?«
    »Er ist ein guter Mann, Rai. Er ist ein guter Mann, dem sein König und das Königreich etwas bedeuten.«
    »Und zufällig bedeuten ihm auch dunkeläugige Mädchen mit dazu passendem Haar etwas.«
    Mair lachte und fuhr sich mit starren Fingern durch ihr Haar. »Du sagst das, als wäre es ein Makel.«
    »Kein Makel, Mair. Überhaupt kein Makel. Das Grün in deinem Gewand unterstreicht deine Augen.« Sie unterdrückte ein Lachen, als jene Augen rebellisch aufblitzten. »Mair, es ist nichts falsch daran, dich für einen Mann begehrenswert zu machen! Es ist nichts falsch daran, seine Aufmerksamkeit zu erregen, während er mal seinem Verstand und mal seinem Fleisch folgt.«
    »Das Fleisch eines Mannes, das kenn ich. Und wo ist sein Verstand?«
    Rani unterdrückte ein Lachen und ermahnte sich, dass sie im Begriff stand, die Räume des Königs als Beraterin, als Lady zu betreten. Sie musste einige treffliche Bemerkungen hinunterschlucken, während sie und Mair durch die Palastgänge schritten. Das Unberührbaren-Mädchen zupfte wiederholt an ihrem grünen Gewand, zerrte den Stoff umher, als habe er sie auf irgendeine Weise gekränkt. Sie lebte zwar schon seit fünf Jahren im Palast, aber sie hatte noch immer Mühe, das Benehmen einer Straßengöre abzulegen.
    Als Rani den Empfangsraum des Königs betrat, fiel es ihr leichter, sich ihrer Aufgabe zu erinnern. Ein großer Kandelaber mit duftenden Bienenwachskerzen warf seine flackernden Schatten auf die Wand. Farsobalinti neigte anmutig den Kopf, als Rani den Raum betrat. »Herrin«, sagte er, nahm die ihm angebotene Hand und hob sie an seine Lippen, während er ihr über die Schwelle half. »Lady Mair.«
    Rani las Bände in dem Blick, den der Edelmann Mair zuwarf, in der Hand, die auf dem Arm des Unberührbaren-Mädchens ruhte, während er beide Frauen in den Raum bat. Farsobalinti war im vorigen Jahr vom Knappen zum Edelmann erhoben worden, und in seiner Stimme und seinem Verhalten war nur wenig von dem Jungen zu ahnen, der seinem König während der ersten fünf Jahre der Regentschaft so treu gedient hatte.
    Um Mair die Gelegenheit zu geben, auf die Aufmerksamkeiten des Mannes zu reagieren, durchquerte Rani den Raum, blieb bei der Tür zum Innenraum stehen und hielt den Atem an, um die darin stattfindende Unterhaltung besser zu verstehen. Sie erkannte Hals Stimme sofort, da sie ihren ernsten, aufrichtigen Tonfall gut kannte. Aber die Antwort erfolgte
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