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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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reist.«
    Die Gefolgschaft. Die Art, wie Tovin das Wort aussprach, jagte Schauer ihr Rückgrat hinab. Er wusste alles, was sie über diese Leute wusste. Sie hatte es ihm erzählt, beim Hypnotisieren, ohne jemals im Traum daran zu denken, dass sie ihn in ihre Mitte brächte. Was würde Tovin mit diesem Wissen anfangen? Wie würde er das Spiel ausbeuten?
    Rani seufzte, denn sie konnte nicht voraussehen, was die Zukunft bringen würde. »Mehr Leute. Mehr Leute, die sich auf mich verlassen, die Anforderungen an mich stellen.«
    »Ja, Ranita Glasmalerin. Aber auch mehr, auf die du dich verlassen kannst. Mehr, auf deren Hilfe du zählen kannst.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe so vieles falsch gemacht. Das Kleine Heer bleibt in Liantine. Crestman ist verloren. Die Gefolgschaft .«
    »Die Mehrheit des Kleinen Heers ist in Sicherheit und erwachsen. Du wirst einige bei unseren Gauklern sehen, wenn sie in Morenia eintreffen. Du wirst die wenigen auslösen, die im kommenden Frühjahr noch immer unwillige Sklaven sind. Und Crestman… Er hat seine Wahl getroffen.«
    »Er wusste nichts.«
    »Er hatte kein Vertrauen.«
    »Vertrauen…« Rani hauchte das Wort, dachte über das Vertrauen nach, das eine Prinzessin hatte, um ihrem Vater zu trotzen, um ihr Heim zu verlassen, um sich auf die Suche nach den Tausend Göttern zu begeben. Sie dachte an das Vertrauen, das sie – Rani – in Tovin gelegt hatte, in einen umherziehenden Gaukler, der zugab, dass er mit Geschichten und Informationen handelte, alles zum Nützen seiner Leute, seiner Gauklertruppe.
    Tovin sagte: »Als du dich zuerst von Flarissa hypnotisieren ließest, erzähltest du ihr die Geschichte vom wichtigsten Tag deines Lebens. Du hattest Vertrauen, zahltest eine Münze und erzähltest deine Geschichte. War das ein gut gewählter Handel?«
    Eine Münze, einen einzigen Sovereign, für alles, was in Liantine geschehen war. Die Gaukler, die sie nun förderte, die Riberrybäume, um die sie verhandelt hatte, die Mitgift, die sie Teheboth Donnerspeer abgerungen hatte. Den Mann, der neben ihr stand.
    »Keine Antwort?«, fragte er, als sie schweigend neben ihm stehen blieb. »Du hältst es für einen schlechten Handel? Vielleicht muss ich ihn dir versüßen?«
    Sie wollte protestieren, wollte etwas erklären, aber er schüttelte lächelnd den Kopf. Seine langen Finger streckten sich aus, um ihr Gesicht zu umfassen, doch dann zog er sich zurück, gab Bestürzung vor. Sie sah das goldene Schimmern zwischen seinen Fingern, und er offenbarte einen frisch geprägten Sovereign, als hätte er ihn in ihrem Haar gefunden. Sie musste wider Willen lachen.
    Sie streckte die Hand nach der Münze aus, aber Tovin schüttelte den Kopf. Er schloss die Finger um das Goldstück, und als sie auf seine Faust tippte, öffnete er die Finger wieder, um zwei Münzen zu offenbaren. Aber er wollte sie ihr noch immer nicht überlassen. Er schloss seine Hand um die Sovereigns und tat so, als würde er sie in ihre ausgestreckte Handfläche fallen lassen.
    Es fielen jedoch keine Münzen aus seiner Faust.
    Stattdessen ergoss sich eine Bleikette aus seiner Hand in ihre, sorgfältig gestaltete Glieder, so zart wie diejenigen, die er ihr vor scheinbar langer Zeit gezeigt hatte, im Lagerraum der Gaukler. Er nahm die Kette hoch und hielt sie ins Licht, und nun konnte sie die Spuren der Werkzeuge erkennen, die er benutzt hatte, der Goldschmiedezange und der Zwingen, die er seinen Bedürfnissen angepasst hatte. Nun begriff sie, wie die Kette gestaltet wurde, wie sie gehärtet wurde, wie sie kräftig genug gemacht wurde, um einen kompletten Glasrahmen zu halten.
    Sie erkannte es mit ihrem Gesellinnenblick.
    Sie streckte die Kette zwischen ihren Händen und schlang sie dann um sein Handgelenk. »Vertrauen also. Sage mir, Tovin Gaukler, welche Geschichten erzählst du über das Vertrauen? Welche Geschichten über die Tausend Götter, über Könige und Gildeleute und Gaukler?«
    »Ich habe genügend Geschichten, um diese ganze Reise damit zu verbringen, Ranita Glasmalerin.«
    »Dann solltest du jetzt zu erzählen beginnen.« Sie lehnte sich näher an ihn, und er legte einen Arm um ihre Schultern. Sie drehte ihr Gesicht und legte eine Wange an seine breite Brust, hörte sorgfältig zu, um kein Wort seines Gauklerwissens an den Wind zu verlieren, der sie nach Hause trug.
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