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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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auch immer die Nachricht hinterlassen hatte, beabsichtigte nicht, dass sie sofort gefunden würde.
    »Euer Majestät!«, rief Rani. Sie trat zu Hal und reichte ihm die Nachricht.
    »Das ist Berylinas Handschrift!«, rief das Kindermädchen aus.
    Hal entfaltete das Pergament und neigte es, um das Licht vom Eingang besser einzufangen. »Vater«, begann er zu lesen. Er schaute zu Teheboth hoch, wölbte eine Augenbraue und wollte ihm den Brief übergeben. Der König von Liantine schüttelte jedoch in grimmiger Ablehnung den Kopf, und Hal schluckte, bevor er laut weiterlas. »Vater, ich weiß, dass Ihr nicht erfreut sein werdet, wenn Ihr diesen Brief findet. Ich weiß, dass Ihr mich durch die Ehe mit König Halaravilli ehren wolltet. Ich bin jedoch nicht für die Ehe mit irgendeinem Mann geschaffen. Ich bin all den Tausend Göttern verpflichtet. Bitte seid nicht zornig, Sire. Ich gehe mit Pater Siritalanu zum Geburtsort des Ersten Pilgers Jair. Ich gehe, um die Stimmen der Götter zu finden, die mein ganzes Leben lang zu mir gesprochen haben. Ich gehe, um Eurer falschen Gottheit der Gehörnten Hirschkuh zu entfliehen, um das wahre und ewige Geheimnis der Tausend Götter zu finden. Für immer Eure Tochter, Berylina Donnerspeer.«
    Teheboth schrie wortlos wütend auf – voll rohem, elementarem Zorn. Bevor Rani seine Absicht erkennen konnte, bevor sie Hal warnen oder selbst handeln konnte, verlagerte der liantinische König den Griff um seinen Speer. Er brüllte, während er ihn zurückzog, und dann stieß er dem unglücklichen Kindermädchen die Eisenspitze in die Brust. Während er die Waffe hineintrieb, heulte er: »Ihr habt das getan! Ihr und Eure Schwestern, Ihr wart entschlossen, sie vor der Gehörnten Hirschkuh zu schützen!«
    Die Bewegung erfolgte so rasch, der Stoß so unmittelbar, dass die Frau keine Zeit hatte aufzuschreien. Sie hob die Hände, als wehre sie einen Schlag ab, und dann klammerten sich ihre Finger um den Schaft des Speeres. Sie öffnete die Lippen, und Rani dachte, ihre letzten Worte wären ein Protest, aber nur ein Blutrinnsal drang hervor.
    Als das Kindermädchen auf dem Boden zusammenbrach, als ihr Blut auf der unter ihr befindlichen Spinnenseide eine Lache zu bilden begann, sprang Hal mit einem wütenden Aufschrei vor. »Das war falsch, Mylord!«, rief er aus. »Diese arme Frau war nicht der Grund für dieses Desaster.«
    »Hätte sie die Unschuld meiner Tochter bewacht, wie es ihr aufgetragen war, dann wäre nichts hiervon geschehen!«
    »Die Unschuld Eurer Tochter ist noch immer unbefleckt.«
    »Meine Tochter ist mit einem heidnischen Hund davongelaufen. Sie ist geflohen, um mit Eurem Priester zu brunften, und wenn Ihr ein Mann wärt, würdet Ihr sie aufspüren und wie eine Hure töten!«
    »Haltet den Mund, Donnerspeer.« Hals Stimme klang eiskalt. »Sagt nicht noch mehr, was Ihr bedauern könntet.«
    »Ich bedaure nur, dass ich die Schwächen meiner Tochter nicht früher deutlich erkannt habe. Ich wusste, dass sie Geschichten von Euren verfluchten, westlichen Göttern erzählte, aber ich dachte, sie würde die Art ihres Volkes ehren. Ich dachte, sie würde sich der Weisheit der Gehörnten Hirschkuh ergeben, wenn sie sich erst einem Mann untergeordnet hätte.« Teheboth schlug mit der Faust in seine behandschuhte Handfläche und lief in seinem Zorn im Hochzeitspavillon der Prinzessin herum. Er stieß Berylinas Staffelei um, zertrat ihr Gemälde des Ersten Gottes Ait unter seinen Stiefeln und blickte finster auf das noch immer betäubte Trio der Kindermädchen. »Ihre Augen haben sie vom Tag ihrer Geburt an gebrandmarkt, ihre Augen und ihr Kinn, und ihre verfluchte, verdammte Schüchternheit. Sie tötete ihre Mutter, und sie wurde in dem Moment als böse gezeichnet, in dem sie ihren ersten Atemzug tat.«
    »Sie ist Fleisch von Eurem Fleisch, Donnerspeer.«
    »Sie ist eine Ausgestoßene! Sie ist für dieses Haus gestorben.« Teheboth wirbelte herum und warf den Kopf auf, bis sich sein Blick auf den Schatzmeister Shalindor richtete. »Ihr! Kümmert Euch um diesen Schlamassel! Lasst die Frauen in Ketten legen, und sorgt dafür, dass dieser Pavillon bis auf den Grund niedergebrannt wird. Dann stellt sicher, dass die Mitgift in meine Schatzkammer zurückgebracht wird.«
    Die Mitgift. Die Goldbarren, die zwischen Hal und der Kirche standen. Teheboth durfte Berylinas Brautpreis nicht zurücknehmen.
    »Halt!«, rief Rani mit hoher, tragender Stimme.
    Sie räusperte sich und bediente sich des
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