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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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zurücklassen.

18

    Der Wind zog an Ranis Haar, und die Segel des Schiffes knatterten, als ob auch sie sich danach sehnten, nach Morenia zurückzukehren. Sie beobachtete, wie Hal einen goldenen Becher anhob, edlen, liantinischen Wein trank und den Becher dann Mareka hinhielt. Nachdem sie getrunken hatten, nahm der Heilige Vater Dartulamino den Becher an und hob segnend die Hände. »Mögen die Tausend Götter über Eurer Vereinigung wachen, Halaravilli ben-Jair und Mareka Octolaris. Möge Eure Vereinigung fruchtbar sein und gedeihen. Möget Ihr dem Ersten Gott Ait und all den Tausend Göttern Ehre bringen. Und lasst uns Amen sagen.«
    Die versammelten Zeugen sprachen das Wort Amen, und dann nahm Dartulamino das frühlingsgrüne Umhängetuch auf, das die Schultern von Braut und Bräutigam bedeckt hatte. Farso trat vor, um seinem Herrn zu gratulieren, und verbeugte sich vor seiner neuen Königin. Mareka errötete über die Aufmerksamkeit, aber dann schaute sie zur Sonne, die unmittelbar über ihnen stand.
    »Ich bitte um Verzeihung, Lords und Ladys, Heiliger Vater, aber die Octolaris müssen gefüttert werden. Ihre Zeit rückt näher.« Sie trat auf ihre Kabine zu, die geschützt im Vorderdeck lag, wandte sich aber noch einmal zu den Morenianern um. Sie lächelte scheu wie ein Kind, während sie eine Hand nach König Halaravilli ausstreckte. »Bitte, Mylord. Wollt Ihr mir mit den Spinnen helfen?«
    Hal zögerte einen Moment. Er schaute zu Dartulamino und errötete von der Kehle bis zu den Haarwurzeln. Der Heilige Vater nickte jedoch, denn er hatte schon Dutzende schamroter Bräutigame gesehen. Mareka trat durch die Kabinentür und zog dabei bereits die Ärmel ihres Gewandes um ihre Unterarme, denn sie bereitete sich darauf vor, sich um ihre Brut zu kümmern. Hal wandte sich ab, um ihr zu folgen.
    Als er an Rani und Tovin vorüberkam, schwankte das Schiff, sank in ein Wellental und ließ Hal stolpern. Der Gaukler streckte rasch eine Hand aus und hielt den König fest, während Rani gleichzeitig den Atem anhielt. Da stockte Hal und sah sie an. Er zögerte, aber dann sagte er: »Ranita Glasmalerin.«
    »Mylord.«
    »Ich wünsche dir einen frohen Mittsommertag.«
    Ihr Magen verkrampfte sich bei der vielschichtigen Bedeutung in seiner Stimme, bei dem Gruß, der Entschuldigung, der kaum wahrnehmbaren Herausforderung. Während Rani um Worte rang, spürte sie Tovin neben sich treten. Sie spürte die Hitze seines Körpers nahe an ihrem. »Ich habe diesen Tag gefürchtet, Sire«, sagte sie. »Ich habe das Abzählen der Schulden gefürchtet.«
    »Der Heilige Vater hat seine Zahlung aus den Mitteln erhalten, die ich als Verteidiger des Glaubens zur Verfügung habe.«
    Rani nickte, wohl wissend, dass es noch andere Schulden gab. Der Wind packte ihr Haar, peitschte ihr eine gelöste Strähne in die Augen. Hal streckte die Hand aus, um sie ihr aus dem Gesicht zu streichen, hielt aber dann inne. Er stand da, erstarrt, unsicher. Rani wollte mit ihm reden, wollte ihm sagen, dass sie verstand, dass sie wusste, welche Entscheidungen er treffen musste, Entscheidungen für ein Königreich. Aber die Worte lagen ihr wie Steine im Magen, und sie schwieg, bis er sich abwandte, bis er das Deck überquerte und Mareka in ihre Spinnenhöhle folgte.
    Tovin wartete, bis sich die Tür schloss. Als er sprach, stand er ihr nahe genug, dass sie seine Worte in sich vibrieren spüren konnte. »Dieses eine Schiff trägt die ganze Rettung Morenias.«
    »Rettung?«
    »Einen guten König. Gold für die Schulden. Spinnen für die Zukunft, und Riberrybäume. Kräuter zur Behandlung der Feuerlunge. Eine zielstrebige Gildefrau, die ihr Möglichstes gibt, damit das Königreich überlebt.«
    »Aber was ist, wenn der König die falsche Wahl getroffen hat? Was ist, wenn das Gold nicht genügt, die Spinnen sterben und die Riberrybäume eingehen? Was ist, wenn die Kräuter die Feuerlunge nicht heilen – wenn sich die Händler in Liantine irrten?«
    »Dann wirst du andere Antworten finden, Ranita Glasmalerin. Du wirst andere Muster finden. Du wirst dein Glas gießen und deine Muster schneiden und deine Stücke zusammensetzen, bis es funktioniert.«
    Sie seufzte. »Ich fürchte, ich habe nicht die Fähigkeiten.«
    »Die hast du. Du musst sie haben.«
    »Und warum ist das so? Warum muss ich dies schaffen?«
    »Dein König ist von dir abhängig. Dein König und deine mysteriöse Gefolgschaft und eine Truppe reizbarer Gaukler, die gerade jetzt mit dem Schiff nach Morenia
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