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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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Schuldscheine ausstellen durfte.
    Mair hatte ihr Können gut genutzt, dachte Rani, indem sie mit dem Selbstbewusstsein eines Generals eine Schar Kinder führte. Die Unberührbaren-Anführerin hatte ihre Gefolgsleute beständig mit einer Mischung aus mütterlicher Liebe und dem Eifer eines Soldaten angeleitet – Fähigkeiten, die bei den Beschränkungen von König Halaravillis Hof manchmal verschwendet waren. Mair sagte: »Es gibt wichtigere Dinge als Bücher.«
    »Gewiss gibt es die, Mair«, seufzte Rani. »Es müssen Scheiterhaufen für alle Opfer errichtet werden, die nicht gleich vom Feuer verbrannt wurden. Es muss Essen verteilt werden. Es müssen Decken ausgegeben werden. Aber ich kann mich nicht die ganze Zeit dort unten aufhalten. Ich kann nicht die ganze Zeit über die Schäden wachen.«
    »Es sind deine Leute, Rai.«
    »Es sind nicht meine Leute!« Rani hörte ihre Stimme schriller werden und ermahnte sich zu atmen, ihre Kehle zu entspannen. »Ich bin ein Händlermädchen, keine Adlige.«
    »Händlermädchen, Gildemädchen, Adlige.« Mair schüttelte den Kopf. »Du bist das, als was du dich gerade bezeichnest. Die Tatsache bleibt, dass die Menschen dich brauchen. Dein König braucht dich.«
    Rani schnaubte. »Wenn er mich bräuchte, hätte er mich in seine Diskussionen mit dem Gesandten der Pfefferinseln mit einbezogen.«
    »Bist du darüber immer noch aufgebracht?«
    »Wäre ich dort gewesen, hätten wir mehr Gewürze ausgehandelt. Wir hätten den Zimt und den Pfeffer besteuern können – wir hätten die Salzsteuer erheben können. Wir hätten Geld, um die Stadt bis zum Ende des Sommers wieder aufzubauen.«
    »Rai, offensichtlich hat er das nicht so gesehen.«
    »Natürlich nicht! Er versteht nicht zu handeln.«
    »Er versteht es, ein König zu sein.« Mair zuckte die Achseln. »Er ist der Oberherr der Pfefferinseln. Wenn er zu viel von ihnen verlangt, werden sie sich auflehnen. Morenia kann jetzt wohl kaum einen Kampf ausfechten, nicht um seine Außengebiete auf Kurs zu halten.«
    Rani machte sich nicht die Mühe zu antworten. Wäre sie mit in die Verhandlungen einbezogen gewesen, würde wegen dieser Angelegenheit niemals offen rebelliert. Sie war geschickt genug, das zu verhindern.
    Sie war immerhin Kind einer Händlerfamilie. Sie hatte in ihrer frühen Jugend gelernt, wie sie ihre älteren Brüder und Schwestern manipulieren konnte, wie sie Kunden in den Laden der Familie locken und einen unsicheren Handel abschließen konnte. Das Verhandeln lag ihr im Blut.
    »Auf jeden Fall«, räumte Mair ein, »sagt der König, dass er dich heute Abend dabeihaben will.«
    »Heute Abend! Er trifft sich mit dem Heiligen Vater. Er hat mich während des Treffens mit dem Boten von den Pfefferinseln weggeschickt, erlaubt mir aber, vor dem weltlichen Repräsentanten der Tausend Götter zu erscheinen?«
    »Natürlich will der König dich dabeihaben. Du warst die Erste Pilgerin.«
    Rani war vor fast fünf Jahren für diese Ehre auserwählt worden, als sie in das Geheimnis um Prinz Tuvashanorans Tod verstrickt worden war. Sie war von der bösen Bruderschaft der Gerechtigkeit in eine Falle gelockt worden. Durch eine Intrige sollte sie in den königlichen Haushalt eingeführt und vom damaligen König als Erste Pilgerin angenommen werden. Die Bruderschaft hatte gewollt, dass sie König Halaravilli tötete und die Sache der sogenannten Gerechtigkeit voranbrachte. Rani hatte sich vor langer, langer Zeit von der Bruderschaft befreit.
    »Die Kirche muss wohl kaum an Fehler erinnert werden, die sie vor fünf Jahren begangen hat.«
    »Die Kirche hat keine Fehler begangen. Sie hat dich in den Palast gebracht.«
    »Was auch immer das Moren während der vergangenen Wochen genützt hat! Warum will Hal mich dabeihaben? Der Heilige Vater ist so alt, dass du an meiner Stelle hingehen könntest und er den Unterschied nicht merken würde.«
    Mair fuhr sich mit den Fingern durch ihr stets wirres, dunkles Haar, während sie Ranis blonde Locken betrachtete. »Ich glaube, er würde es merken.«
    »Vielleicht«, räumte Rani ein. »Aber Hal bestimmt nicht. Er hat vergessen, wie ich aussehe.«
    »Geht es bei alledem darum?« Mair schnalzte mit der Zunge, während sie den Raum durchquerte. Als sie sich auf einen hohen Stuhl kauerte, wirkte sie wie ein gütiger Raubvogel. »Rai, er sorgt sich um das Königreich, um die gesamte Zukunft Morenias.«
    »Sorgt er sich so sehr, dass er diese Schlampe von Prinzessin aus Brianta einladen musste?«
    »Er
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