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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe
Autoren: Tom Becker
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anstatt rumpelnden Pferdefuhrwerken auszuweichen. Er blickte zu Carnegie auf.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    »Ich bin Detektiv. Das ist eine meiner leichtesten Übungen. Außerdem kenne ich deinen Geruch so gut, dass ich deiner Spur durch eine Düngemittelfabrik folgen könnte.«
    »Soll das etwa heißen, ich stinke?«
    Carnegie schnaubte. »Jeder stinkt.«
    Sie betraten eine belebte Hauptstraße. Obwohl es schon später Nachmittag war, brannte die Sonne noch immer auf die breiten Bürgersteige hinab. DurstigeLondoner stellten ihre Einkäufe beiseite und gönnten sich an den Tischen vor den Cafés und Bars eine Erfrischung. In der prallen Sonne wirkte die Umgebung eher wie eine Hafenstadt am Mittelmeer und nicht wie der Norden Londons. An der Bushaltestelle stritten sich ein paar unbändige Schüler lautstark. Carnegie rümpfte die Nase, als er den Pulk der Menschen betrachtete.
    »Darkside ist mir lieber. Ihr Lightsider seit einfach so … selbstzufrieden.«
    »Man gewöhnt sich dran«, erwiderte Jonathan säuerlich. Inmitten des Gewühls auf dem Bürgersteig blieb er abrupt stehen. »Warum bist du hier, Carnegie?«, fragte er mit gedämpfter Stimme. »Hast du etwas rausgefunden? Kehren wir nach Darkside zurück?«
    Der Wermensch sah ihm in die Augen.
    »Bin mir nicht ganz sicher. Vielleicht. Kommt drauf an, was Alain dazu sagt.«
    »Was hat das mit ihm zu tun?«
    »Bring mich zu ihm und wir werden es herausfinden. Wie kommen wir zu dir nach Hause?«
    Jonathan deutete die Straße entlang auf einen roten Doppeldeckerbus, der gerade die Haltestelle anfuhr. Die Schulkinder unterbrachen ihre Auseinandersetzung, um einzusteigen, und drängten auf das Oberdeck.
    »Da lang.«
    Carnegie seufzte und schob sich seinen Zylinder tief in die Stirn.
    »Ich hatte befürchtet, dass du das sagst. Also, auf geht’s.«
    Die beiden rannten schnell zum Bus. Während Jonathan es bevorzugte, sich durch die Menschenmenge hindurchzuschlängeln, pflügte Carnegie einfach mitten durch sie hindurch und ignorierte die empörten Ausrufe und Proteste. Obwohl er seinen Aufenthalt in Lightside nicht genoss, war er aber auch offensichtlich nicht gerade ängstlich.
    Jonathan sprang gerade noch auf den Bus auf, bevor sich die Türen schlossen, und kaufte für sich und Carnegie Fahrkarten. Auf dem Unterdeck drängten sich Rentner mit ihren Rollatoren und so begab er sich auf das sonnendurchflutete Oberdeck. Dank seiner jahrelangen Erfahrung mit öffentlichen Verkehrsmitteln machte Jonathan das Schwanken des Busses nichts aus, während Carnegie, der sich hinter ihm durch den Gang kämpfte, sich offensichtlich nicht wohlfühlte. Als der Bus sich in Bewegung setzte, klammerte er sich mit grimmigem Gesichtsausdruck an eine Haltestange. Sein Blick verriet, dass er am liebsten jemand für sein Ungemach bestrafen würde. Vermutlich dachte er dabei an Jonathan.
    Vor den streitlustigen Schulkindern war noch ein Notsitz frei. Jonathan musste grinsen, als Carnegie sich dankbar darauf fallen ließ.
    »Bei dir alles in Ordnung?«
    Der Wermensch nickte angespannt.
    »Vertrag die Höhe nicht«, brummte er. »In einer Kutsche hab ich keine Probleme.«
    Jonathan deutete auf das Fenster.
    »Ja, aber der Blick hier oben ist einmalig«, stellte er mit gespielter Unschuld fest. Carnegie fluchte leise vorsich hin und wandte den Blick ab. Der Bus bewegte sich langsam, stockend voran und kämpfte sich durch den Nachmittagsverkehr, wobei er alle paar Minuten anhielt, um weitere Fahrgäste aufzunehmen. Hinter Carnegie und Jonathan wurden die Schüler immer ungestümer. Als der Bus das nächste Mal anhielt, fingen zwei von ihnen einen Ringkampf an. Einer von ihnen rempelte Carnegie von hinten so heftig an, dass diesem der Hut vom Kopf flog. Der Wermensch wirbelte herum und fixierte den Angreifer mit einem bösen Blick.
    »Was geht ab?«, bemerkte der Junge. »Haste ein Problem, Alter?«
    Carnegies Augen funkelten. Er biss die Zähne zusammen, schnellte nach vorne und bedachte den Jungen mit einem wütenden, kehligen Kläffen. Der Junge schrie erschrocken auf und hechtete zur Seite. Jonathan bemühte sich, Carnegie zurückzuhalten, aber es war, als versuchte er, eine Lawine zu bremsen. Der Wermensch schnellte abermals vor und schnappte mit seinen speicheltriefenden Reißzähnen nach dem Jungen, der mit einem Aufschrei zu Boden ging. Zu Tode erschrocken flüchtete die ganze Gang kopflos den Gang entlang und die Treppe hinunter, bevor sie lärmend den Bus verließ.
    Auf dem
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