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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe
Autoren: Tom Becker
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entspricht oder nicht, stellt der Purpur-Stein ein unvergleichlich faszinierendes Objekt dar, dessen Wert von vielen als unermesslich angesehen wird. Das Startgebot liegt bei zehntausend Guineas.«

    Während er sprach, nahm er mit großer Genugtuung zur Kenntnis, dass die Zuhörer sich vorbeugten und ihm an den Lippen hingen. Als er den Preis nannte, schnappten alle nach Luft. Was auch immer dieser mysteriöseStein wirklich war, sein Wert überstieg den der gesamten restlichen Sammlung um ein Vielfaches. Jetzt hatte er die Kontrolle.
    »Nun, höre ich ein Eröffnungsangebot?«
    »Fünfzehntausend Guineas!«, rief eine Stimme von der linken Seite des Raumes. Der Bieter lehnte an der Wand und war in eine rote Kutte mit Kapuze gehüllt, sodass sich Nigel nicht sicher war, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Dennoch bemerkte er, dass alle gleichzeitig die Köpfe drehten und die Gestalt anstarrten und dass keiner dieser Blicke freundlich war.
    »Hier wurden fünfzehntausend geboten. Bietet jemand zwanzig?«
    Eine junge Dame mit leuchtend rotem Haar hob zaghaft ihre Kelle. Trotz all seiner Erfahrung musste Nigel zweimal hinsehen. Woher hatte eine so junge Frau so viel Geld? Andererseits, was war in dieser Nacht schon normal?
    »Zwanzig von der jungen Dame. Höre ich fünfundzwanzig?«
    Ein Mann erhob sich von seinem Stuhl. In all dem Chaos war er Nigel vorher gar nicht aufgefallen, was angesichts seiner Größe ziemlich ungewöhnlich war. Er musste weit über zwei Meter groß sein. Ohne ein Wort hob der Riese langsam seine linke Hand.
    »Der Gentleman bietet fünfundzwanzig. Höre ich von irgendjemandem dreißig?«
    Nigels Puls raste nun. Die Gestalt in der Kutte gab ein missmutiges Grunzen von sich und stapfte davon.Die rothaarige Frau hob abermals ihre Kelle und fühlte sich offensichtlich unbehaglich im Fokus der missgünstigen Blicke.
    »Dreißig sind geboten. Bietet jemand vierzig?«
    Alle Augen ruhten nun auf dem Riesen. Die Entscheidung würde zwischen diesen beiden fallen. Der Mann hob nochmals seine Hand.
    »Vierzig!«, rief Nigel. »Vierzig sind geboten. Höre ich von Ihnen fünfzig, junge Dame?«
    Die Frau blickte zu Boden, scheinbar unwillig, weiter mitzubieten. Aber nach einer kurzen Pause, die allen wie eine Ewigkeit vorkam, nickte sie doch noch. Die Meute schnaubte und fluchte. Obwohl Nigel die gewaltbereite Stimmung im Raum spüren konnte, fühlte er sich vom spannenden Verlauf der Auktion wie berauscht. Er wandte sich wieder dem Riesen zu.
    »Fünfzigtausend Guineas sind geboten, Sir. Bietet jemand mehr? Bietet jemand fünfundfünfzigtausend?«
    Ein Ausdruck der Fassungslosigkeit huschte über das Gesicht des Mannes. Er verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf.
    »Meine Damen und Herren, das Höchstgebot steht bei fünfzigtausend Guineas. Möchte noch jemand mitbieten? Niemand? Fünfzigtausend zum ersten …«
    Die junge Frau sank in ihrem Sitz unter einem Trommelfeuer von Buhrufen und Pfiffen zusammen. Nigel hätte beinahe Mitleid mit ihr bekommen, aber er konnte die Auktion jetzt unter gar keinen Umständen abbrechen.
    »Fünfzigtausend zum zweiten …«
    Aus den Augenwinkeln sah der Auktionator eine gedrungene Gestalt drohend mit den Fingern knacken. Die junge Frau sah völlig verängstigt aus. Aber was konnte er schon tun? Niemand hatte sie gezwungen mitzubieten. Er hob seinen Hammer.
    Da klingelte das Telefon.
    Nigel hätte vor Schreck fast den Hammer fallen lassen. Der Lärm verstummte, und das freundliche, aber eindringliche Klingeln blieb das einzige Geräusch, das noch im Raum zu hören war. Der Auktionator hob den Hörer so vorsichtig ab, als handelte es sich um eine Bombe.
    »Hallo?«, krächzte er.
    »Mister Winterford?«, fragte eine raue Stimme. »Mein Name ist Cornelius Xavier. Bitte verzeihen Sie mir, dass ich nicht persönlich anwesend bin. Ich ziehe die Annehmlichkeiten meines Hauses der Außenwelt vor. Wie hoch ist das Gebot?«
    »Fünfzigtausend Guineas, Sir.«
    Am anderen Ende der Leitung wurde die Luft scharf eingesogen.
    »Sieh an, das ist eine Menge Geld, nicht wahr? Andererseits war es schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben, Mister Winterford. Meine Mitarbeiter werden Sie in Kürze aufsuchen.«
    Die Stimme nannte ihr Gebot und legte grußlos auf. Als Nigel seinerseits den Hörer auflegte, zitterten seine Hände. Er kehrte auf das Podium zurück und flüsterte in das Mikrofon.
    »Einhunderttausend Guineas.«
    Die Spannung im Raum schien
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