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Die Geschichte vom neidischen Dorle

Titel: Die Geschichte vom neidischen Dorle
Autoren: Hans Günter Krack
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Ihr schlanker Körper war ganz braun von der Sonne.
    Dorle und Walter blieben stehen. Ihre Kleider hatten sie an der Garderobe abgegeben. Nun sahen sie den Kindern zu und ließen sich das kühle Wasser um die Füße plätschern. Jemand schrie: „Walter und Dorle sind da!“ Einige Kinder blickten zu ihnen hin. Helmut bläkte: „Neidhammel!“
    Heino watete ein Stück auf den Strand und winkte. Schon wollte Dorle glücklich ins Wasser rennen. Es wäre ihr ganz gleichgültig gewesen, wie kalt es war. Aber da rief Heino: „Komm, Walter! Wir taufen Fräulein Fröhlich!“ Dorle schien für ihn Luft zu sein. Sie spürte einen richtigen Stich im Herzen. Walter trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Er wollte wohl gar nicht zu denen hin? „Ich spiel’ nicht mit der Bande“, murmelte er.
    So ein Esel! Sie würde sich nicht zweimal auffordern lassen! Aber sie rief keiner. Am liebsten hätte Dorle losgeheult.
    Im Wasser schrien und lachten sie, daß es eine Freude war. Wie schön wäre es, wenn sie mittendrin sein könnte in dem Gewühl. Das Wasser funkelte in der Sonne. Die nassen Leiber der Mädel und Jungen glänzten wie Kupfer. Ein kleines, nacktes Mädel kroch vor Dorle im Wasser herum und quiekte laut vor Vergnügen. Nur Dorle stand da und war traurig.
    Eine richtiggehende Wasserschlacht war im Gange. Zwischen den Kindern flogen bunte Gummitiere auf und ab. Immer wieder wurden sie vom sprudelnden Wasser in die Höhe getrieben. Auch fremde Kinder eilten hinzu und beteiligten sich an dieser Spritzerei.
    Heiß brannte die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Um Dorles Füße spielte glucksend das Wasser. Mit herabhängenden Armen stand sie neben Walter.
    Plötzlich war die Wasserschlacht beendet. Schreiend stürmten die Kinder an Dorle vorbei auf den Strand. Sie balgten sich

    und sielten sich im Sande und schüttelten die nassen Haare, daß die Tropfen wie Silberkügelchen davonflogen.
    Nur wenige Kinder achteten auf Dorle und Walter. Sie riefen ihnen zu: „Ihr seid auch da!“ Oder: „Wart ihr schon im Wasser?“ Wenn doch wenigstens Fräulein Fröhlich auf sie aufmerksam würde. Doch die Lehrerin war von vielen Jungen und Mädchen umdrängt und fand gar keine Zeit, sich umzuwenden.

Dorle merkt nichts
    Die muntere Gesellschaft zog zur Spielwiese.
    Margas Ball flog hoch in die Luft und sauste wieder zwischen die emporgehobenen Hände der Kinder. Dorle konnte nicht sehen, wer den Ball auffing. Aber sie hätte wahrhaftig viel darum gegeben, wenn sie die Fängerin hätte sein dürfen. Langsam schlenderte Dorle mit Walter abseits von den Spielenden hin und her. Walter zog ein mürrisches Gesicht. Doch Dorle kümmerte sich nicht darum. Sie hatte soeben entdeckt, daß  Brita einen neuen Badeanzug anhatte. Hellblau mit bunten Schlangenlinien darauf. Ein bißchen weit war er ihr noch, aber im nächsten Jahr würde er ihr sicherlich passen.
    Ihr Anzug paßte voriges Jahr auch noch nicht richtig.
    Neidisch war sie nicht auf den neuen Anzug der kleinen, zarten Brita. Sie trug ja selbst ein schönes Badetrikot. Voriges Jahr mußte Brita noch in Schlüpfern baden. Dorle hatte das unanständig gefunden. Wie konnte ein Mädchen von sieben Jahren noch in Schlüpfern baden?
    Auf der Spielwiese bildeten die Kinder einen großen Kreis. Zwei Mädel wurden ausgelost und mußten in die Mitte treten. Marga und Angelika. Angelikas kurze Zappelzöpfe hatten sich aufgelöst. Die Haare hingen ihr bis auf die Schultern. Angelika sah so hübscher aus, fand Dorle. Sie hätte es der Klassenkameradin gern gesagt, aber die redete seit der Sache mit der Geldbörse nicht mehr mit ihr.
    Die Kinder warfen sich jetzt den Ball zu. Marga und Angelika versuchten, ihn zu haschen. Wenn sie ihn wegfingen, mußte derjenige in den Kreis, der ihn so ungeschickt abgeworfen hatte. Das war ein lustiges Spiel. Wie alle dabei lachten!
    Walter und Dorle standen unter einer Baumgruppe und sahen zu. Dorle merkte nicht, daß erst Traude, dann Heino und endlich immer mehr Kinder während des Spiels kurz zu ihnen hinsahen. Während Heino den Ball an Traude abgab, rief er ihr zu: „Hat sie sich nicht wirklich gebessert, die Dorle?“
    Über Traudes Gesicht huschte ein frohes Lächeln. Sie brauchte gar nicht zu antworten, denn von überallher riefen Kinder: „Das hat sie!“ — „Man darf nicht mehr so hart sein mit ihr!“ — „Laßt sie mitspielen!“
    Fräulein Fröhlich freute sich und nickte anerkennend. Sie hatte sich in ihren Kindern nicht getäuscht.
    Von
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