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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Pancol
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Nachhilfeunterricht in Französisch, Grammatik, Diktat … Ich weiß auch nicht genau …«
    »In dem Bereich findest du sicher schnell etwas, es gibt heutzutage so viele miserable Schüler! Angefangen bei deinem Neffen … Gestern hat Alexandre ein Diktat nach Hause gebracht, für das er nur einen halben Punkt bekommen hat. Null Komma fünf! Du hättest das Gesicht seines Vaters sehen sollen … Ich dachte wirklich, Philippe bleibt gleich die Luft weg, und er fällt tot um!«
    Joséphine lächelte unwillkürlich. Der Sohn des großen Philippe Dupin ein miserabler Schüler!
    »In seiner Schule zieht die Lehrerin pro Fehler drei Punkte ab, da geht das schnell!«
    Alexandre war der einzige Sohn von Philippe und Iris Dupin. Er war zehn, genauso alt wie Zoé. Bei Familientreffen hockten die beiden ständig unter irgendeinem Tisch, wo sie sich mit ernster, konzentrierter Miene unterhielten oder fernab ihrer Verwandten schweigend riesige Modelle bauten. Sie kommunizierten mit Hilfe von Augenzwinkern oder geheimen Zeichen, die sie wie eine echte Sprache verwendeten, was Iris zur Weißglut trieb, und sie drohte ihrem Sohn, eines Tages werde sich noch seine Netzhaut ablösen. Wenn sie wirklich wütend war, prophezeite sie ihm sogar ein Ende in völliger Verblödung. »Deine Tochter ist schuld, wenn aus meinem Sohn ein schwachsinniger Trottel mit Unmengen von Ticks wird!«, schimpfte sie oft und deutete dabei anklagend mit dem Finger auf Zoé.
    »Wissen die Mädchen schon Bescheid?«
    »Noch nicht…«
    »Aha … Und wie willst du es ihnen sagen?«
    Joséphine antwortete nicht und kratzte mit dem Fingernagel an der Kante des Resopaltischs herum. Nach und nach bildete sich eine kleine schwarze Kugel, die sie in den Raum schnipste.
    Als Iris weitersprach, hatte sich ihr Tonfall erneut verändert. Jetzt war ihre Stimme sanft und schmeichelnd, eine Stimme, die Joséphine beruhigte und entspannte, sodass sie am liebsten wieder angefangen hätte zu weinen.
    »Ich bin da, Liebes. Du weißt, dass ich immer für dich da bin und dich niemals im Stich lassen werde. Ich liebe dich genauso sehr wie mich selbst, und glaub mir, das will was heißen!«
    Joséphine musste wider Willen lachen. Iris konnte so komisch sein! Vor ihrer Heirat hatten sie beide oft regelrechte Lachkrämpfe bekommen. Aber dann hatte sich Iris in eine Dame verwandelt, eine verantwortungsvolle, viel beschäftigte Dame. Wie mochte ihre Ehe mit Philippe aussehen? Sie hatte die beiden niemals bei einem zärtlichen Blick oder einem Kuss ertappt. Sie schienen ununterbrochen zu repräsentieren.
    Ein Klingeln an der Wohnungstür riss Joséphine aus ihren Gedanken.
    »Das müssen die Mädchen sein … Ich muss Schluss machen, und bitte: kein Wort morgen Abend. Ich möchte nicht, dass die ganze Zeit nur darüber geredet wird.«
    »Einverstanden, bis morgen. Und vergiss nicht: Knick und Knock knackten den knurrigen Knuck, eh der sie knacken konnte!«
    Joséphine legte auf, wischte sich die Hände ab, band ihre Schürze los, zog den Bleistift aus ihrem Haar, bauschte es ein wenig, um ihm etwas mehr Fülle zu verleihen, lief zur Tür und öffnete. Hortense stürmte als Erste herein, ohne ihre Mutter zu begrüßen oder sie auch nur anzusehen.
    »Ist Papa da? Ich habe für meinen Aufsatz siebzehn Punkte bekommen! Und das bei dieser blöden Kuh Ruffon!«
    »Bitte, Hortense, nicht in diesem Ton! Immerhin ist sie deine Französischlehrerin.«
    »Voll die Hexe ist das!«
    Das Mädchen hatte keine Eile, seine Mutter zu küssen oder etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Sie ließ weder ihre Schultasche noch ihren Mantel auf den Boden fallen, sondern legte Erstere vorsichtig hin und zog Letzteren mit der vornehmen Anmut einer Debütantin aus, die ihren langen Ballmantel an der Garderobe abgibt.
    »Gibst du mir keinen Kuss?«, fragte Joséphine und bemerkte zu ihrem Ärger einen flehentlichen Klang in ihrer Stimme.
    Hortense hielt ihrer Mutter eine samtige, weiche Wange hin, während sie gleichzeitig ihr dichtes, langes, rotbraunes Haar anhob, um sich etwas Kühlung zu verschaffen.
    »Ist das eine Hitze! Tropisch, würde Papa sagen.«
    »Gib mir einen richtigen Kuss, Schatz«, flehte Joséphine, die jeglichen Stolz fahren ließ.
    »Du weißt genau, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn du so an mir klebst, Maman.«
    Sie hauchte einen flüchtigen Kuss auf die Wange, die ihre Mutter ihr entgegenstreckte, und fragte im gleichen Atemzug: »Was gibt’s zu essen?«
    Sie ging zum Herd, hob
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