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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby
Autoren: Vern Sneider
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besser durch die offene
Türe spähen zu können. Die entscheidende Stunde hatte geschlagen. Der Oberst
setzte sich an seinen Schreibtisch, und während er die Augen über die hier zu
wichtigem Tun Versammelten schweifen ließ, spielte ein zufriedenes Lächeln um
seine Lippen. Das waren alles besonders ausgesuchte Männer. Man hatte keine
Mühe mit ihnen. Sie erinnerten ihn an sein Personal in der Kartonagenfabrik
Purdy zu Hause, die ihm als alleinigem Erben gehörte. Seine ganze Arbeit
bestand lediglich darin, ihnen allgemeine Richtlinien zu geben. Alles übrige
machten sie dann selber. Ja, es waren besonders ausgesuchte Männer.
    Die geheime Ergänzung des Plans B, mit
der der Bezirk der Gruppe C-147 alle anderen weit überflügeln wollte, enthielt
viel verschiedenartige Punkte. Und die Bauabteilung war mit einem von ihnen
beschäftigt. „Ich wünsche vollkommen neue Dörfer in meinem Bezirk, meine
Herren“, hatte Oberst Purdy gesagt. „Diese Strohhütten müssen fort. Meine Frau
findet Bauten im Kolonialstil recht hübsch. Und ich möchte dem eigentlich
zustimmen.“ Er brauchte nicht mehr zu sagen.
    Captain McPharland, der
Abteilungsleiter, hatte einst Williamsburg in Virginia besucht — eine Siedlung
aus der amerikanischen Frühzeit, die wiederaufzubauen die Rockefellers viele
Millionen gekostet hatte. Hier auf den Zeichentischen der Bauabteilung
entstanden nun große Dörfer im Kolonialstil, mit ausgedehnten Rasenflächen,
Holzzäunen darum und breiten baumbestandenen Straßen, die nachts von
stilechten, an weißen Pfosten baumelnden Laternen beleuchtet wurden. Es gab nur
einen großen Unterschied zwischen diesen Dörfern und Williamsburg: aus der Duke
of Gloucester Street in Williamsburg wurde hier eine Purdy Avenue. Die
Bauabteilung arbeitete so gründlich, daß sie sogar die Verlegung der Kabel in
die Erde vorgesehen hatte. „Wir wollen keine Lichtmasten, die das ganze Bild
nur stören“, hatte Captain McPharland immer wieder mit feierlicher Betonung gesagt.
    Aber woher sollten die Steine, das
Holz und die Generatoren kommen, die das Licht liefern mußten? Doch das ging
die Bauabteilung nichts an. Sie machte die Entwürfe. Sie zeichnete alles aufs
Papier. Die Ausführung war nicht ihre Angelegenheit.
    Auch die Ingenieurabteilung war heute
morgen sehr beschäftigt. Gerade für sie freilich hatte es im Anfang ein großes
Problem gegeben. Der Bezirk C-147 sollte neue Dörfer haben, schön — aber was
nützen sie, wenn die Bevölkerung keine Arbeit hatte! Man mußte also irgendeine
Industrie auf bauen. Major Thompson hatte vorgeschlagen, C-147 solle in jedem
der acht Dörfer eine Rikschafabrik errichten.
    „Es leben ungefähr vierhunderttausend
Menschen auf der Insel, Herr Oberst“, hatte er behauptet, „und wir könnten
deshalb also vierhunderttausend Rikschas absetzen. Jeder wird eine Rikscha
haben wollen.“
    Nach reiflicher Überlegung hatte
Oberst Purdy den Plan jedoch ablehnen müssen. Gegen Rikschas war an sich nichts
einzuwenden, aber zumindest nur die Hälfte der Bevölkerung würde in ihnen
fahren wollen, während die andere sie ziehen mußte, und damit war der Absatz
bereits um fünfzig Prozent verringert. „Doch wie wäre es, meine Herren, wenn
wir Fahrräder herstellten?“ Major Thompson nickte bewundernd: „Herr Oberst,
jeder wird eins haben wollen.“ Aber da erst spielte der Oberst vor seinen baß
erstaunten Untergebenen seinen Trumpf aus. „Und wenn der Markt mit Fahrrädern
dann überschwemmt ist, meine Herren“, sagte er, „werden wir die Herstellung
stoppen und Motorroller fabrizieren. So werden wir den sonst wahrscheinlich mit
vierhunderttausend erschöpften Absatz auf achthunderttausend erhöhen.“ Das sei
einfach genial, fanden alle. Aber der Oberst winkte bescheiden ab. „Das ist nur
eine ganz logische Berechnung, meine Herren.“
    Und so kam es, daß die
Ingenieurabteilung an diesem Morgen in Arbeit fast erstickte. Leutnant McEvoy,
der Ingenieuroffizier, und die Hälfte seiner „Mannschaft“ zeichneten fieberhaft
die Pläne für die Fahrradfabriken. Die andere Hälfte arbeitete die Umstellung
auf die Motorroller aus, während zwei von der landwirtschaftlichen Abteilung
ausgeliehene Soldaten mit brennendem Eifer Wasserfarben mischten und wunderbar
farbige Abbildungen von Fahrrädern zuwege brachten.
    Es gab eine einfache Art in Rot, die
„Flitzer“ genannt wurde und für vierzig Yen verkauft werden sollte, dann die
blauweißen „Bantams“ und als Clou das
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