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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby
Autoren: Vern Sneider
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verdient, bis eines
Nachts irgendein Unteroffizier, der seine Augen überall hatte, die ganze Bande
aufstöberte und in die Betten jagte. Von da an wurde der Schlaf der Offiziere
nicht mehr „sabotiert“.
    Da die japanischen Zivilisten keine
Schwierigkeiten bereiteten, mußte Oberst Purdy den Plan A streichen, der in
seiner Dienststelle in Monterey aufgestellt und in dem alles etwa mögliche an
Vorkommnissen berücksichtigt worden war. Glücklicherweise hatte die Gruppe
C-147 noch eine andere Aufgabe: sie hatte sich um das Wohlergehen der
japanischen Bevölkerung zu kümmern — sonst wäre sie ohne Beschäftigung gewesen.
So trat der Plan B, der auch in Monterey entworfen worden war, in Kraft.
    Der Plan B war ein Meisterwerk, wie
Major Thompson und das ganze Hauptquartier immer wieder versicherten. Er
umfaßte alles von der Dorfverwaltung bis zu einer Erklärung des Unterschieds
zwischen Kommunismus und jenem Gemeinschaftsleben, zu dem die Dorfbewohner
jetzt, da die gesamte Wirtschaft der Insel zusammengebrochen war, gezwungen
waren. Es gab darin sogar einen von Mrs. Purdy verfaßten Passus betreffend die
Einrichtung von Frauenklubs (insbesondere einer Frauenliga für demokratische
Betätigung) mit genauen Anweisungen und sogar detaillierten Vorschlägen für die
bei den jeweiligen Zusammenkünften zu verabreichenden Gerichte: Geflügelsalat,
garnierten Lachs, eingemachte Früchte und andere Delikatessen.
    Bei seinen häufigen Inspektionen in
der Umgebung machte Oberst Purdy jedoch eine haarsträubende Entdeckung. Es
schien, als ob auch andere Gruppen der Besatzung sich diesen Plan zu eigen
machten. „Ein klarer Fall von geistigem Diebstahl“, schrieb er daraufhin an
seine Frau. Jedes Dorf hatte ein und dasselbe Rationierungssystem, ebenfalls
einen japanischen Bürgermeister, hatte auch Polizei, einen
Landwirtschaftsbeauftragten und all die anderen Beamten, die genau die gleichen
Pflichten zu erfüllen hatten, wie sie im Plan B vorgeschrieben waren. Sie
hatten dem Obersten sogar das Erziehungsprogramm gestohlen: sie begannen
Schulen einzurichten.
    Tatsächlich hätte ein aufmerksamer
Beobachter, der durch die halbzerfallenen Dörfer mit den Bambushütten fuhr,
kaum den Bezirk der einen Gruppe von dem der anderen mehr unterscheiden können.
Wenn nun aber der Beobachter gar ein inspizierender General oder ein
Kongreßmitglied wäre... nein, das war denn doch zuviel für einen Oberst der
Reserve, der nach den Sternen strebte! Sein Bezirk hatte alle anderen in den
Schatten zu stellen!
    Ein weniger starker Mann wäre
verzweifelt — aber nicht Oberst Purdy! Es gab hier nur eine Lösung: ein
zusätzlicher Plan mußte ausgearbeitet werden, und eben dadurch würde der Bezirk
der Gruppe C-147 alles weit hinter sich lassen, was eine andere sich auch immer
ausdenken mochte. An diesem Ergänzungsplan arbeitete die
Hauptquartiersabteilung nun mit Hochdruck. Pünktlich um 8 Uhr 29 betrat die
kleine Gruppe mit dem forsch ausschreitenden Oberst an der Spitze und dem
schwerfällig hintennach trabenden Major Thompson das Büro. Die Schreiber und
Zeichner sprangen auf und nahmen Haltung an. Die beiden Soldaten, Emery und
Fannin, denen das Fegen und das Säubern oblag, traten zur Seite wie zwei müde
Arbeitstiere, die das Feld vor einem besseren räumen. „Rührt euch!“ rief Oberst
Purdy und ging den Mittelgang entlang, zu dessen beiden Seiten die
Schreibtische standen. Die ihm folgenden Offiziere begaben sich jeder an den
seinen und ließen sich auf dem Stuhl davor nieder. Nachdem Oberst Purdy das
Ende des Ganges erreicht hatte, sah er sich prüfend um. Neben der Tür saß Major
Thompson als Horch- und Wachtposten. Es war ja immerhin möglich, daß jemand von
einer anderen Gruppe hier unvermutet auftauchte, um herumzuspionieren, und der
Zusatzplan mußte selbstverständlich geheimgehalten werden. Ihn sollte niemand stehlen
können. Kein noch so raffinierter Schnüffler würde unbemerkt an dem
Sicherheitsoffizier vorbeikommen.
    Auch die anderen waren kampfbereit:
der Ingenieuroffizier, der Landwirtschaftsoffizier, die Herren von der
Bauabteilung. Tiefe Stille lastete auf dem Hauptquartier. Aller Augen waren auf
den Oberst gerichtet. So mußte es sein. Bedächtig sah der Oberst auf seine Uhr,
wartete eine Sekunde und sagte dann: „Es ist 8 Uhr 30, meine Herren.“
    Bleistifte fuhren über das Papier.
Zirkel und Lineale wurden auf den Zeichentischen hin und her bewegt. Major
Thompson rückte mit seinem Stuhl etwas zur Seite, um
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