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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Borel nicht in letzter Sekunde das Weite gesucht hätte.
    Stellen Sie sich vor, Mister Reith, Sie wären Thomas Cook, lebten aber, sagen wir mal, im achtzehnten Jahrhundert. Sie begleiten eine Gruppe Europäer auf einer Tour durch Nordamerika und besuchen die kriegerischsten Stämme, wie die Irokesen und die Schwarzfußindianer. Jetzt können Sie sich vielleicht eine ungefähre Vorstellung von dem machen, was auf Sie zukommt.«
    »Sie erfüllen mich wirklich mit Zuversicht«,.sagte Reith.
    »Na ja, nun lassen Sie sich mal keine grauen Haare wachsen. Wenn Sie in Majbur Probleme kriegen sollten, wenden Sie sich an Gorbovast, den Bevollmächtigten des Königs von Gozashtand. Er arbeitet mit uns zusammen und weiß immer einen Ausweg.«
    Später, auf dem Weg zum Quartier, kam Reith mit Richter Keshavachandra ins Gespräch. Der Richter war ein schmächtiger braunhäutiger Mann, kleiner als Reith, mit buschigen grauen Augenbrauen und einem grauen Haarkranz um den ansonsten kahlen Schädel.
    »Herr Richter, ich bin ziemlich entmutigt«, gestand Reith. »Ich muss in einer meiner vorausgegangenen Inkarnationen etwas Scheußliches verbrochen haben, dass ich jetzt in solch einer Klemme stecke.«
    »Wieso?«
    »Ich bin alles andere als ein erfahrener Reiseleiter, aber die Umstände haben mich in eine Situation geworfen, in der ich eigentlich Herkules, D’Artagnan und Talleyrand in einer Person sein müsste. Aber ich bin’s nicht. Heggstad hat mich zwar hart rangenommen, aber es würde Jahre dauern, aus mir so ein Muskelpaket zu machen, wie er es ist. Ich habe mit Zivirds Unterstützung Dorou und Gozashtando geübt, aber das einzige, was ich sagen kann, sind ein paar simple Floskeln wie › Schenkt mir einen Trunk ein‹ oder ›Wo ist die Toilette?‹ Es ist eine Sache, in einer Fremdsprache sagen zu können ›Zwei Spiegeleier bitte‹, und eine andere Sache, ein halbwegs intelligentes Gespräch zu führen. Ich habe von allen Dingen, die ich eigentlich wissen und können müsste, gerade mal die Oberfläche gestreift und keine Zeit, wenigstens eines davon zu vertiefen, geschweige denn, zu beherrschen.
    Ich fühle mich, ehrlich gesagt, völlig überfördert. Aber die Leute haben nun einmal bezahlt, und ich muss ihnen ihre Tour liefern, und wenn ich dabei vor die Hunde gehe.«
    »Kennen Sie die Bhagavad Gita, Mister Reith?« fragte Keshavachandra.
    Reith sah ihn mit fragendem Blick an. »Nein. Das ist irgendeine Hindu-Legende, nicht wahr?«
    »Sie ist mehr als das. Lassen Sie es mich erklären. Die Bhagavad Gita. ist eine Strophe des Mahabharata, des alten indischen Epos, das manche als das längste Gedicht der Welt bezeichnen. Als wissenschaftlicher Materialist glaube ich nicht an Legenden, aber das Epos enthält wie Ihre Bibel einiges an recht nützlicher Philosophie.
    Die Bhagavad Gita. erzählt, wie Prinz Arjuna in einer großen Schlacht zwischen den Pandavas und den Kauravas kämpfen will. Arjunas Wagenlenker ist Krishna, eine Inkarnation Gottes. Arjuna wird von Zweifeln geplagt, ob er gegen seine eigenen Verwandten kämpfen darf. Aber Krishna sagte ihm, da Gott ihn zum Krieger geschaffen habe, sei es seine Pflicht, ein so guter Krieger wie möglich zu sein und sich keine Gedanken darüber zu machen, wer dabei getötet wird.
    So, junger Mann, lassen Sie mich Ihr Krishna sein. Sie befinden sich in einer Klemme, auf die Sie nicht ausreichend vorbereitet sind. Nun, dann bereiten Sie sich vor. Was Sie nicht wissen, lernen Sie. Trainieren Sie Ihren Körper, und studieren Sie ihre Sprachen in jeder freien Minute, und Sie werden vielleicht feststellen, dass es besser klappt, als Sie je geglaubt hätten.«
     
    Reith ging zur Turnhalle und fand Heggstad, wie dieser gerade Purzelbäume schlug. »Ivar«, sagte er, »ich möchte mir gern ein paar von den Fechtsachen ausleihen; ich möchte sie mit auf die Reise nehmen. Ein paar von den Jacken und Masken …«
    »He!« rief Heggstad. »Aber nicht meine guten Fechtsäbel! Die sind unersetzlich. Hier, die kannst du haben.«
    Der Turnlehrer kramte ein Paar Fechtstöcke hervor, etwa so. dick wie Besenstiele, mit schalenförmigen Stichblättern aus geflochtenem Korb. »Hast du eigentlich ein richtiges Schwert für dich selbst?«
    »Nein. Hätte ich eins mitbringen müssen?«
    »Was glaubst du wohl, was einer von diesen Stöcken dir gegen eine echte Klinge nützen würde? Sivird kann dir ein recht preisgünstiges verkaufen. Nicht so schön wie die, die du im Hamda’ kriegst, aber aus gutem
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