Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Segel.
    Nachdem Reith seine Touristen und ihre Gepäckstücke zweimal durchgezählt und seine Papiere dreimal überprüft hatte, um sicherzugehen, dass er keine seiner Landkarten, Empfehlungsschreiben und sonstigen Dokumente vergessen hatte, legte das Schiff vom Hafendamm ab. Die Besatzung ruderte zur Strommitte, wo die Strömung am stärksten war. Von da an reichten ein Mann am Ruder und zwei weitere an den Riemen, um das Schiff in der Strommitte auf Kurs zu halten.
    Kapitän Ozum trat auf Reith zu und erklärte in gebrochenem Portugiesisch: »Schiff alles saubergemacht, eigens für Euch. Gefällt?«
    »Estupendo«, versetzte Reith. Obwohl das Deck und die Aufbauten ganz offensichtlich geschrubbt worden waren, stank das ganze Schiff noch immer nach den Shaihans und den vorausgegangenen Ladungen. Da die Shaihans im Heck untergebracht waren und die Passagiere im Bug und da der Wind von Westen, also von achtern her blies, gab es kein Entrinnen vor dem bestialischen Aroma der Tiere.
    Sie segelten Richtung Osten, parallel zu der massiven Betonmauer, die längs des Flussufers verlief und die Aufgabe hatte, Novorecife vor etwaigen Überraschungsangriffen zu schützen. Der Hafendamm und das Bootshaus waren bald außer Sicht.
    Das Terrain am Südufer wurde zusehends flacher, bis zwischen Fluss und Himmel nur noch eine endlose ebene Fläche dunkelgrünen Schilfs auszumachen war, hier und da unterbrochen von exotisch aussehenden buntfarbigen Bäumen. Flugtiere mit lederartigen braunen Schwingen stiegen quäkend und schreiend aus dem Schilf auf, kreisten um das Schiff und flatterten davon.
    Das Schilf machte einem niedrigen braunen Steilufer Platz. Wenig später kam eine sanft ansteigende grüne Fläche in Sicht, die mit regelmäßig aussehenden großen Steinen übersät war.
    . »Das ist eine Ruinenstadt«, erklärte Khorsh, und Reith übersetzte. »Keiner weiß, wann und von wem sie gebaut wurde. Die Einheimischen nennen sie Saba-o-Astiremá, was im Grunde nichts anderes bedeutet als ›Stätte der Steine ‹. Wenn diese Steine sprechen könnten, so wüssten sie uns sicher manche Mär zu erzählen.«
    Sie näherten sich der am Südufer gelegenen Stadt Qou. »Möchte jemand von euch hier an Land gehen?« fragte Reith seine Touristen. »Die Stadt liegt auf unserer geplanten Reiseroute, aber wir sind schon ein Stück hinter unserem Zeitplan, und außerdem habt ihr sie ja auch schon mit Castanhoso besichtigt.«
    »Ich würde gern noch einmal hin«, meldete sich Shirley Waterford. »Ich will diesem Bürgermeister mal gehörig meine Meinung sagen, was ich von der Diskriminierung und Unterdrückung der geschwänzten Krishnaner halte …«
    »O nein, das werden Sie schön bleibenlassen!« sagte Reith erschrocken. »Unsere Reise ist schon so voller Risiken, da müssen wir nicht noch mutwillig schlafende Hunde wecken. Ihr könnt gerne alles angucken, soviel ihr wollt. Ihr könnt sogar Fotos machen, wenn ihr dabei diskret vorgeht. Aber ihr dürft kein einziges Wort gegen die einheimischen Sitten und Anschauungen äußern, hört ihr?« Dann sagte er auf Gozashtando: »Fahrt weiter, Kapitän Ozum. Wir legen nicht an.«
    »Ein lausiges kleines Kaff, dieses Qou«, knurrte Considine verächtlich. »Kein Vergleich mit den Städten, die Dunsany längs des Yann sah.«
    »Wenn du schon dieses Schwert trägst, Maurice, wie wär’s mit einem kleinen Trainingsgefecht, um in Übung zu bleiben?« schlug Reith vor, um auf ein anderes Thema zu lenken.
    Gesagt, getan: Einen Augenblick später umtänzelten sie sich schon mit den Fechtstöcken, die Heggstad Reith mitgegeben hatte. Obgleich Considine doppelt so muskulös wirkte wie Reith, war er als erster erschöpft.
    »Siehst du? Während ihr Ausflüge gemacht und gefaulenzt habt, habe ich in Heggstads Turnhalle wie ein Besessener trainiert!« sagte Reith nicht ohne Stolz in der Stimme.
    Considine schälte sich aus seiner wattierten Schutzjacke und wischte sich den Schweiß von der hochroten Stirn. »Wie wär’s mit einem kleinen Wettschwimmen, Furchtloser? Wir könnten mühelos mit dem Schiff Schritt halten.«
    Reith fragte Khorsh. Der Priester hob entsetzt die Hände. »Nein, mein Sohn, lasse diesen Gedanken fahren! Wisse, dass in diesen Wassern ein schreckliches Untier haust, Avval geheißen, welches dich im Nu mit einem einzigen Bissen verschlingen könnte. Und wie sollten wir je einen solch tapferen jungen Helden ersetzen?«
    »Richtig, ich habe davon gelesen.« Reith wandte sich seiner Gruppe zu.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher