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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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folgenden Tagen (wenn er nicht gerade Kraftübungen in Heggstads Turnhalle machte oder sich mit einem Fechtsäbel traktieren und malträtieren ließ oder sich den Kopf über gozashtandische oder durische Grammatik zum Rauchen brachte) lernte Fergus Reith Reiten. Er ritt einen Aya, der sechs Beine, Hörner, einen mörderisch schüttelnden Trab und einen miesen Charakter hatte. Außerdem ritt er ein Shomal, das nur vier Beine hatte, wie ein höckerloses Kamel aussah und störrisch war wie ein Maultier. Er lernte den Umgang mit krishnanischen Esswerkzeugen, kleinen Spießen, die chinesischen Essstäbchen ähnelten.
    Obwohl Reith sich fühlte wie ein Ketzer, der in einem theologischen Streit mit dem Großinquisitor auf die Verliererstraße geraten ist, war er fest entschlossen, nicht zu jammern und zu klagen. Sein Vorfahr Robert the Bruce, so sagte er sich, hatte sich in ähnlich scheußlichen Situationen auch nicht beklagt.
    Während Reith sich für seine bevorstehenden Aufgaben stählte, machte Castanhoso mit seinen Touristen einen Ausflug den Pichide-Fluss hinauf nach Rimbid und einen anderen flussabwärts nach Qou. In Qou sahen sie ein Dorf der zahmen Koloftuma – der geschwänzten Ureinwohner Krishnas. Der Anblick löste einen wütenden Streit zwischen Professor Winston Mulroy und Shirley Waterford aus.
    »Als ich sie verließ, lagen sie sich noch immer in den Haaren«, erzählte Castanhoso Reith. »Mulroy erzählte was von Intelligenztests, interrassischer Fruchtbarkeit und diesen fossilen terranischen Affenmenschen namens Austral-Sowieso. Die Senhorita Waterford wurde immer lauter und warf ihm Rassismus vor. Nun, wenigstens haben sie sich nicht geprügelt, und verloren gegangen ist diesmal auch keiner.«
     
    Eine seiner letzten Unterredungen vor der Abfahrt hatte Reith mit Pierce Angioletti, dem Rechnungsprüfer. Angioletti war ein schmallippiger grauhaariger reservierter Mann mit Bostoner Akzent. Nachdem sie alle Landkarten und Berichte über die Länder durchgegangen waren, die die Gruppe besuchen wollte, und noch einmal das Budget der Expedition durchgerechnet hatten, meinte Angioletti:
    »Ich kann es Ihnen nicht oft genug sagen: Seien Sie vorsichtig. Unter uns gesagt, ich war dagegen, jetzt schon eine Horde Touristen auf Krishna loszulassen.«
    »Sie meinen, es wäre zu riskant?«
    »So ist es. Wir haben schon genug Ärger, wenn die Leute, die sonst kommen – Missionare, Wissenschaftler, Abenteurer –, ins Landesinnere gehen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Der Interplanetarische Rat besteht darauf, dass wir alles vermeiden, was irgendwie nach Imperialismus schmeckt, und andererseits machen uns die terranischen Regierungen die Hölle heiß, wenn wir nicht herausfinden, was mit ihren Staatsangehörigen passiert ist. Die Franzosen setzten uns sogar unter Druck, als dieser Bursche Borel in Dur spurlos verschwand, obwohl alle Welt wusste, dass er bloß ein Schwindler und Hochstapler war.«
    »Was passierte mit ihm? Schließlich fahren wir auch nach Dur.«
    Angioletti zuckte die Achseln. »Wenn ich es wüsste, wäre es kein Geheimnis mehr. Aber weiß der Himmel, was alles passieren kann, wenn Sie mit einem Dutzend Ertsuma losfahren, von denen die Hälfte offenbar ausgemachte Trottel sind. Wenn von denen keiner ermordet oder gegen Lösegeld entführt wird, dann fress’ ich meinen Kabeljau mit Schokoladensoße.«
    Reith seufzte. »Ich werde mein Bestes tun. Übrigens, was mag Castanhoso gemeint haben, als er mich vor dem Regenten Tashian warnte? Er machte da so dunkle Andeutungen. Könnte dieser Tashian etwas mit Boreis Verschwinden zu tun haben?«
    »Keine Ahnung. Tashian ist ein gerissener Spekulant, der nicht mehr Skrupel hat, als Sie von einem Renaissancefürsten erwarten würden. Aber da es für ihn nur von Vorteil ist, Dur zu einem Touristenziel zu machen, wird er wahrscheinlich zu seinen Versprechen stehen.
    Ich persönlich glaube nicht, dass Boreis Verschwinden auf sein Konto geht. Felix Borel verschwand in einem der wilderen Teile seines Reiches, der nicht unter der Kontrolle der Regierung steht. Aber bei einem Typ wie Borel konnte man sich an fünf Fingern abzählen, dass ihm so etwas mal passieren würde. Einmal versuchte er sogar, diesen russischen Oberbonzen Trofimov übers Ohr zu hauen, aber da war er natürlich gerade an den Richtigen geraten. Trofimov, der den Braten rechtzeitig roch, hätte ihn mit Sicherheit ins Gefängnis werfen oder vielleicht sogar heimlich umbringen lassen, wenn
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