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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Castanhoso, »darf ich Sie mit Ivar Heggstad bekanntmachen, unserem Verantwortlichen für körperliche Ertüchtigung? Ate logo!«
    »Guten Tag, Mister Reckstand«, sagte Reith artig.
    Heggstad befühlte Reiths Bizeps. »Uff! Zu mager. Wie wollen Sie so in einer Welt überleben, wo alles auf die körperliche Konstitution ankommt, junger Mann?«
    »Bitte! Ich habe mich nicht um diesen Job gedrängt, aber jetzt habe ich ihn nun mal und muss das Beste draus machen.«
    »Ach, Sie sind gar kein regulärer Reiseleiter?«
    »Beileibe nicht! Ich war stellvertretender Bürochef beim ›Fliegenden Teppich‹ in Philadelphia. Der Reiseleiter, der diese Tour eigentlich übernehmen sollte, hat kürzlich geheiratet. Und da wollte seine Braut ihn natürlich nicht gleich wieder für ein Vierteljahrhundert objektiver Zeit aus dem Haus lassen, verständlich. Diese enorme Differenz zwischen objektiver und subjektiver Zeit ist auch der Grund, weshalb für diesen Job fast immer Junggesellen oder Leute ohne sonstige engere Familienbande genommen werden. Nun, sein Stellvertreter lag im Krankenhaus, und alle unsere anderen Reiseleiter waren gerade auf Tour oder schwanger oder sonst was. Einen freiberuflich arbeitenden Reiseleiter konnten wir auch nicht finden, tja, und da ich weder verheiratet noch sonst wie familiär gebunden bin, musste ich eben ran.«
    »Aber man konnte Sie doch nicht zwingen! Sie hätten doch einfach kündigen können! Oder haben sich die Zustände in Amerika inzwischen geändert?«
    »Natürlich hätte ich kündigen können. Aber – nun ja – irgendwie hat der Job mich auch gereizt. In allen Science-Fiction Geschichten, die ich als Junge gelesen habe, war es immer so, dass der Held auf irgendeinen fernen Planeten reist, spannende Abenteuer erlebt und zum Schluss eine wunderschöne Eingeborenenprinzessin heiratet. Ein Bursche, Otis Burroughs oder so ähnlich, hat jede Menge solcher Geschichten geschrieben … Aber keiner von diesen alten Romanschreibern hat was von den praktischen Schwierigkeiten erwähnt.«
    »Wer liest schon gern Geschichten über praktische Schwierigkeiten? Nun, haben Sie denn überhaupt irgendwelche Erfahrung als Reiseführer?«
    »Nicht viel. Ein paar Stadtführungen durch das historische Philadelphia und eine kleine Lateinamerika-Tour. Und die verlief ziemlich katastrophal. Erst ging in Bogota ein Ehepaar verloren und tauchte erst nach ein paar Tagen wieder auf, und dann fiel ein Mann von einem Felsen, als er den Machu Picchu fotografieren wollte, und brach sich den Hals.«
    »So was kommt vor. Aber kommen wir jetzt zu Ihrem Training: Können Sie reiten? Segeln? Fechten? Bogenschießen? Haben Sie Erfahrungen in der Kriegsführung?«
    Reith schüttelte den Kopf. »Nichts von alledem. Wenn mir vor Jahresfrist einer gesagt hätte, dass ich solche mittelalterlichen Fertigkeiten noch einmal brauchen würde, hätte ich vielleicht was dafür getan. Aber so wie es ist, bin ich nur ein Ex-Pauker und Büromanager – ein Schreibtischhocker –, der ein bisschen Golf spielt und den der Zufall hierher verschlagen hat.«
    Heggstad seufzte. »Ah, wenn ich ein Jahr Zeit hätte, könnte ich vielleicht einen echten Kerl aus Ihnen machen. Aber zwei Wochen … nun ja, wir werden sehen. So, als erstes wollen wir mal probieren, wie viele Liegestütze Sie hinkriegen …«
     
    Später saß Reith in der Nova Iorque-Bar und probierte Kvad, den einheimischen Schnaps. Bei ihm war Castanhoso. Reith stöhnte. »Nach einem Tag unter der Knute dieses norwegischen Turnfanatikers fühle ich mich so gerädert, als hätte ich eine Woche lang Möbel geschleppt.«
    »Sinto muito. Aber ich habe auch Ärger gehabt. Dieser Schwerin! Der Kerl kann einen wahnsinnig machen! Jedes Mal, wenn es Zeit zum Sammeln ist, ist der Bursche nicht da, weil er sich irgendwo in der Gegend rumtreibt und alles fotografiert, was ihm vors Objektiv kommt. Und diese Senhora Mulroy würde, glaube ich, jeden Krishnaner vernaschen, wenn sie länger als fünf Minuten mit ihm allein wäre.«
    »Diese Nymphomanin!« seufzte Reith. »Sie hat uns schon auf der Goyaz keine ruhige Minute gelassen. Erst war ich der Glückliche – eine rein, pädagogische Maßnahme, könnte man sagen –, und als wir dann miteinander Ärger kriegten, weil ich sie daran hinderte, sich eine Zigarette anzuzünden, schnappte sie sich Afonso, den Steward. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass Afonso ein bisschen blass um die Nase ist.«
    »Ja, das stimmt. Ich denke mir, dass dieser kleine
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