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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer
Autoren: Sven Elvestad
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Gespräch.
    Lächelnd sagte der Detektiv zu seinem Freunde:
    »Nun, folgtest du ihm durch die drei Zimmer?«
    »Nein«, antwortete der Arzt, »er warf mir ohne weiteres die Tür vor der Nase zu.«
    Krag lachte laut. Dann wandte er sich an Bengt:
    »Ihr Vater war müde geworden«, sagte er. »Haben Sie übrigens die Absicht, auszugehen, da Sie im Pelz sind?«
    »Ich will in den Klub«, antwortete Bengt.
    Krag streckte die Arme und gähnte, als sei er sehr müde.
    »Ich wünschte, ich könnte Sie begleiten, um mich ein wenig zu erfrischen«, sagte er.
    »Bitte sehr, nichts hindert Sie daran. Doch da höre ich bereits Schlittengeläut vor dem Hause. Und Sie, Doktor Rasch?«
    »Nein«, fiel der Detektiv schnell ein, »der Doktor bleibt heute abend lieber hier.«
    »Ja, ich bleibe allerdings lieber hier«, sagte der Arzt ein wenig verlegen.
    Als der Detektiv einige Minuten später mit Bengt zum Schlitten hinausging, begriff Doktor Rasch, daß Krag nun das Spiel durchschaut habe, und eine wohltuende Ruhe überkam ihn.
    Im Klub der kleinen Stadt war eine gemischte Gesellschaft versammelt. Krag und Bengt kamen so spät, daß man hier und da bereits deutlich die Folgen des Alkoholgenusses bemerkte. Als Bengt sich zeigte, wurde er mit Jubel empfangen, und der eitle junge Mann nahm diese Begrüßung lächelnd entgegen.
    Krag saß nach wenigen Minuten mitten bei den Honoratioren des Städtchens. Da war ein dicker Bürgermeister, der unerhört viel trank. Er hatte blaue Flecken hinter den Ohren, und sein kugelrundes, aufgedunsenes Gesicht leuchtete feuerrot – der gute Mann war unbedingt für Schlaganfälle prädisponiert.
    Ferner der Polizeidirektor, ein stiller, schlaffer, schwerfälliger Trinker. Er saß ruhig auf seinem Stuhl, führte in kurzen Zwischenpausen das Glas an den Mund und sagte zu allem, was man ihn fragte: »Ohne Zweifel! Ohne Zweifel!«
    Dann ein vorwärtsstrebender Advokat. Er gestikulierte wild und hielt eine Menge Reden.
    Neben ihm saß der Vorsitzende. Krag begriff, daß er in eine politische Gesellschaft geraten war; er hörte den Vorsitzenden flüstern:
    »Wir werden unterminieren ...«
    Es schien ein Oppositionsklub, eine fortschrittliche Vereinigung zu sein.
    Ab und zu näherte sich Bengt dem Kreise, stieß mit den Herren an, lächelte geschmeichelt und ging wieder.
    »Ein vortrefflicher junger Mann«, sagte einer von der Gesellschaft, »und ein gewitzter, tüchtiger Kerl.«
    »Ohne Zweifel!« kam es von dem Polizeidirektor.
    Auch der Apoplektische pustete seine Zustimmung heraus.
    Doch gleich darauf sagte der Vorsitzende: »Mit seinem Pflegevater lebt er sicher nicht in gutem Einvernehmen. Er ist nicht einverstanden damit, daß der Alte ›die Modedame‹ heiratet. Und darüber darf man sich ja auch nicht wundern.«
    »Ohne Zweifel!« sagte der Polizeidirektor und trank.
    Plötzlich steckten sie über den Tisch die Köpfe zusammen. Krag hörte, daß sie von der »Modedame« sprachen, und er schnappte eine Bemerkung des Advokaten auf:
    »Ob nicht vielleicht Bengt selbst ...«
    In diesem Augenblick trat Bengt wieder an den Tisch, und da erhob der Advokat sich rasch und hielt ihm eine Rede:
    »Die junge Hoffnung der Stadt, die Stütze der Partei, unser lieber Freund Bengt, er lebe hoch!«
    Bengt dankte ihm und sagte: »Wir Gentlemen ...«
    Den Rest hörte Krag nicht, denn er verließ die Gesellschaft und trat an einen anderen Tisch.
    Überall wurde getrunken und politisiert; man befand sich inmitten der Wahlen, es galt zusammenzuhalten.
    In einem Nebenzimmer belustigten sich die Jüngeren. Es waren besonders junge Großkaufleute, Offiziere und neugebackene höhere Beamte. Man spielte Klavier.
    Plötzlich brach in dem Zimmer der Jugend ein unaufhaltsames Gelächter los, und ein paar Herren kamen hereingestürzt, um zu erzählen, was vorgefallen sei.
    Der alte Kapitän Evensen, betrunken wie gewöhnlich, war, angelockt durch die Klänge
    des Klaviers, in das Nebenzimmer gegangen und hatte, im Takt mit der Musik sich wiegend, aus der Flasche getrunken. Dabei war ihm die Flasche aus der Hand geglitten und ins Klavier gefallen. Zwei Saiten waren dadurch gesprungen und lagen nun so tief unten, daß sie sich nicht fassen ließen. Minutenlanger allgemeiner Jubel über diesen Zwischenfall erfüllte den Klub.
    Aber nun ergriff der Advokat das Wort und hielt eine Rede auf das Vaterland. Man stehe vor den Wahlen, es gelte die höchsten Interessen des Landes! Gerührt von der schönen Rede, kam man überein, die
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