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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer
Autoren: Sven Elvestad
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sind«, sagte er. »Ich finde, wir sitzen hier gut.«
    Und dabei blieb es.
    Krag saß fast begraben in seinem Sessel. Er rauchte unablässig und sponn sich in einen dichten Zigarrendampf ein, der wie eine Wolke zur Decke emporstieg. Doktor Rasch betrachtete ihn aufmerksam. Der Detektiv hielt die Augen halb geschlossen, als könne er seine Müdigkeit nicht beherrschen und sei im Begriff, einzuschlafen. Der Arzt aber begriff, daß Krag gerade jetzt alles, was um ihn her vorging, besonders scharf beobachtete und in sich aufnahm.
    Beugt plauderte von diesem und jenem und suchte das Gespräch im Fluß zu erhalten. Er redete mit dem alten Herrn und dem Arzt von Schiffs- und Frachtangelegenheiten, er beklagte sich lebhaft über die schlechten Kohlenschiffe nach England. Asbjörn Krag warf ab und zu ein Wort ein und bewies dadurch, daß er auch in diesem Erwerbszweig Bescheid wußte. Doktor Rasch langweilte sich bei dem ihm fernliegenden Thema.
    Während seiner Promenade durch das Zimmer blieb Bengt plötzlich vor dem Detektiv stehen.
    »Sie scheinen müde zu sein«, sagte er. »Wäre es nicht am gescheitesten, wenn Sie in Ihr Zimmer gingen und sich ausruhten?«
    »Nein, danke«, erwiderte Krag matt, »es ist nur eine vorübergehende Mattigkeit.«
    »Die kommt daher«, warf Bengt ein, »daß Sie die Nächte nicht zum Schlafen benutzen.«
    »Möglich.«
    Während dieses scheinbar so gleichgültigen Wortwechsels befand sich der Arzt in einer fast unerträglichen Spannung. Er begriff, daß seines Freundes Müdigkeit Komödie war. Aber warum spielte er diese Komödie? Was hatte er im Sinne? Und was bedeutete die Szene mit den Pistolen? sann er weiter. Warum war der alte Aakerholm so erstaunt und erschrocken gewesen, als Krag jene eigentlich doch so nichtssagende Bemerkung über seine Waffe gemacht hatte? Warum wollte Bengt nicht dieses verräucherte Zimmer verlassen?
    Doktor Rasch grübelte und sann, doch je mehr er überlegte, desto geheimnisvoller erschien ihm die ganze Sache. Aber nun sollte er keine Zeit haben, weiter nachzusinnen, denn plötzlich geschah etwas völlig Unfaßliches.
    Asbjörn Krag, der wohl zehn Minuten ununterbrochen geschwiegen hatte, fragte unvermittelt:
    »Hören Sie, Herr Aakerholm, sind Sie dessen wirklich ganz gewiß, daß gestern abend ein Mann im Pavillon stand und auf Sie zielte?«
    Der Arzt sah, wie unerwartet die Frage für den alten Herrn kam, und wie sehr es ihn erregte, sie beantworten zu müssen.
    »Ganz sicher«, sagte er.
    Krag tat ein paar Züge aus seiner zwölften Zigarre, dann fragte er wieder:
    »Wie war er gekleidet?«
    Der alte Herr zuckte zusammen. Er schwieg eine lange Weile, endlich aber antwortete er verwirrt:
    »Darauf besinne ich mich nicht mehr, das kann ich Ihnen nicht sagen. Im übrigen ist es mir unangenehm, an diese Sache zu denken, und es ist wohl auch nicht durchaus notwendig, darüber zu sprechen.«
    »Nein«, sagte Krag gleichgültig wie zuvor, »außerdem weiß ich nun auch genug.«
    Aakerholm wandte sich zu seinem Schreibtisch um. Da stieß er plötzlich einen Schreckensruf aus und begrub das Gesicht in die Hände, um es aber im nächsten Augenblick ebenso rasch wieder zu erheben. Er wollte offenbar seine Aufregung verbergen. Der Arzt war im Begriff, zu ihm zu eilen, ein Blick des Detektivs hielt ihn jedoch zurück. Bengt war soeben in das Nebenzimmer gegangen.
    Der alte Herr nahm ein Papier vom Schreibtisch und zerknüllte es krampfhaft in der Hand. Dann blätterte er mit fieberhafter Hast in einem Buch. Der Arzt konnte sein Gesicht nicht sehen, aus den Zuckungen seines Rückens aber erkannte er, daß er sich in höchster Erregung befand.
    Asbjörn Krag übersah von seinem Platz aus den Schreibtisch, und hinter den halb geschlossenen Lidern verfolgte er mit den Blicken jede Bewegung des alten Herrn. Dieser schlug suchend die Seiten um, rasch und nervös. Schließlich schien er das Gesuchte gefunden zu haben, denn er las murmelnd einen einzigen Satz. Darauf schloß er hastig das Buch, warf es heftig auf den Schreibtisch zurück und erhob sich. Totenbleich und stolpernd verließ er das Zimmer.
    Der Arzt folgte ihm, sah aber noch im Hinausgehen, daß Krag das Buch mit der Geschicklichkeit eines Taschendiebes einsteckte. Doktor Rasch nahm Aakerholms Arm. Auf der Türschwelle begegneten sie Bengt in Pelz und Hut.
    Der. ganze merkwürdige Auftritt hatte kaum zwei Minuten gedauert.
    Als der Arzt nach einer Weile zurückkam, standen Asbjörn Krag und Bengt in ruhigem
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