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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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Flurs ein Schild entdeckt, bei dessen Anblick sein Herz einen Satz machte:
    AUSGANG.
    Hinter ihm öffnete sich krachend die Tür der Station. Als er sich umwandte, sah er, wie Kellen hinaustorkelte und im Flur an die Wand taumelte. Eine Welle kalter Luft traf Avi, und er beschleunigte den Rollstuhl noch mehr.
    Am Ende des Flurs steuerte er den Rollstuhl nach rechts, in die Richtung, in die das Schild zeigte. Das Gefährt hob sich auf ein Rad und wäre beinahe umgekippt, aber Avi setzte die gesamte Kraft seiner Arme ein und umrundete die Kurve. Das schwebende Rad hatte wieder Bodenberührung.
    Bei einem erneuten Blick über die Schulter konnte er Kellen nicht sehen, spürte allerdings, dass er immer näher kam und sich nicht abschütteln ließ, als wäre er sein eigener Schatten.
    So sehr war er mit seinem Verfolger beschäftigt, dass er beinahe eine Frau umgefahren hätte, die vor einer Anzeigentafel stand. Sie trug einen Ärztekittel und studierte eingehend die Tafel.
    »Ich brauche Hilfe«, sagte Avi und bremste. »Bitte helfen Sie mir.«
    Aber die Frau antwortete nicht, ja, sie drehte sich nicht einmal um, sondern starrte weiter konzentriert auf die Mitteilungen, die sie da las.
    Wieder brüllte Kellen. Inzwischen hörte Avi seine Schritte, die wie Peitschenknalle durch den Flur hallten.
    Noch einmal wandte er sich an die Frau, die sich seitdem nicht bewegt hatte. »Können Sie mich verstehen? Ich habe …«
    Seine Stimme erstarb, als es ihm endlich klarwurde. Sie war zur Statue erstarrt. Die Schritte näherten sich, und Avi setzte sich wieder in Bewegung. Keine Alarmsignale, auf der Station hat sich niemand gerührt … es ist, als wäre ich unsichtbar geworden. Was ist denn mit den Leuten los?
    Wieder ein Schild mit der Aufschrift AUSGANG. Diesmal zeigte es nach links. Avi lenkte den Rollstuhl um die Ecke und fand sich an einer flachen Rampe wieder, die er hinunterrollte und dabei immer schneller wurde. Unten an der Rampe standen zwei weitere Ärzte, Styroporbecher in der Hand, mitten auf dem Flur und waren ins Gespräch vertieft.
    Avi kam von der Rampe gerast und hielt schlitternd neben dem ersten Mann. Der Arzt tat, als wäre er nicht vorhanden. Avi versetzte seinem Arm im weißen Kittel einen Schubs.
    »Haben Sie ein Problem?«, fragte er.
    Der dampfende Kaffeebecher in der Hand des Arztes kippte um, so dass sich die Flüssigkeit rings um seine Beine auf den Boden ergoss.
    Keiner der beiden Männer verzog eine Miene. Wie die Ärztin am Schwarzen Brett und der Junge im Bett zeigten sie nicht die geringste Reaktion.
    Alles ist stehengeblieben, dachte Avi voller Angst. Die ganze Welt! Nur ich nicht.
    Keuchend erschien Kellen oben an der Rampe. Sein Gesicht war verzerrt vor Wut, und er fuchtelte mit den Händen. »Es reicht, Avi!«, zischte er mit gefletschten Zähnen.
    Avi wendete den Rollstuhl und sauste auf die nächste Ecke zu. Kellen folgte ihm wie ein riesiger Vogel. Hinter der Ecke befanden sich weitere Türen. Avi rammte sie auf. Die Räder seines Rollstuhls holperten über Gummimatten. Er war in einem Eingangsbereich. Vor sich sah er noch mehr Türen und dahinter das gelbliche Leuchten einer Straßenlaterne.
    Er brach durch die Doppeltür und rollte auf den harten Beton hinaus. Die Nacht war kalt und frisch. Der Rollstuhl fuhr über eine asphaltierte Fläche, auf der NUR FÜR NOTFÄLLE stand. Zwei grün gekleidete Sanitäter waren in der Tätigkeit erstarrt, eine Trage aus einem Krankenwagen zu heben. Darauf lag eine alte Frau mit einer Atemmaske auf dem Gesicht.
    Kellen kam aus der Vorhalle. Er hielt sich die Hand, mit der er die Flammen entfacht hatte. Als er sich langsam Avi näherte, streifte sein langes Gewand den Boden.
    »Du kannst mir nicht entkommen«, sagte er. »Du zögerst das Unvermeidliche nur hinaus.«
    »Wie geht es deiner Hand?«, rief Avi und wich panisch zurück. Seine Arme schmerzten.
    Kellen schnippte mit den Fingern, und seine beiden Hände leuchteten auf wie Gaslaternen. Die Flammen flackerten nur schwächlich, und Schmerzen zeichneten sich auf seinem Gesicht ab.
    »Ein guter Trick«, meinte Avi. »Aber ich habe den Verdacht, dass du das nicht ewig durchhältst.«
    »Lange genug!«, entgegnete Kellen zornig und rannte los.
    Avi rollte hektisch weiter, obwohl er wusste, dass es zwecklos war. Seine Arme waren müde, und Kellen lief sehr schnell. Er spürte, wie ihm vor Verzweiflung Tränen in die Augen traten.
    Im nächsten Moment raste ein schwarzes Taxi in den Hof der Notaufnahme
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